Stand der Dinge Das Ophüls-Festival 2024 — was Kino-Fans erwartet
Saarbrücken · Leiterin Svenja Böttger berichtet, was Kino-Fans im Saarland vom 22. bis 28. Januar erwartet. Dabei gibt es einige Neuigkeiten und erste Hinweise, wo Lolas Bistro gastiert.
Endlich wieder eine normale Festivalausgabe im Kino, ganz ohne Vorsichtsmaßnahmen! Diese Aussicht macht nicht nur das Publikum, sondern auch die Leiterin des Filmfestivals Max Ophüls Preis (MOP), Svenja Böttger, froh. Am Donnerstag veröffentlichte das Festival-Team das Plakatmotiv der 45. Ausgabe, die vom 22. bis 28. Januar in Saarbrücken stattfinden wird, auf Social Media. „Wir wollen mit ihnen in die Welten der Filmschaffenden eintauchen, wir wollen in die Geschichten eintauchen, in die Ophülswoche, und das spiegelt das Motiv sehr gut wieder“, findet Böttger. Im Kulturausschuss der Landeshauptstadt informierte Böttger an diesem Tag über den Stand der Dinge, geplante Neuerungen für das kommende Festival und die Herausforderungen, die das Geld und das Personal betreffen.
Altbewährtes und einige Änderungen beim Ophüls-Festival 2024
Im gleichen Umfang wie bisher wird es vier Wettbewerbe, Sonderprogramme, Kooperationen und Nebenreihen geben, verkündete Böttger. Bei den Nebenreihen wird es jedoch Änderungen geben. Mit der neuen Reihe „MOP-Serien“ will das Festival dem Trend Rechnung tragen, dass Nachwuchstalente verstärkt im Serien-Bereich Projekte realisieren. Zwei bis drei Serien sollen pro Festival vorgestellt werden. „Das kam gut an, wir hatten die Qual der Wahl“, sagte Böttger über die Resonanz auf die Ankündigung der Reihe in der Filmszene. Außerdem wird die Kurzfilm-Reihe MOP-Shortlist durch die neue Kurzfilmeihe MOP-Diskurze (Achtung, Wortspiel!) ersetzt. Böttger will so den Diskurs, das Gespräch über Filmkunst und gesellschaftlich relevante Themen zwischen Filmemachern und Publikum fördern. Denn wo sonst ist die Gelegenheit dafür so günstig wie bei einem Festival, wo alle da sind? Den vierten Filmblock darf übrigens ein ehemaliger Ophüls-Preisträger kuratieren, der erst später bekannt gegeben werden soll.
Anmeldung für Filmemacher nun gesplittet
Aus praktischen Gründen hat das Festivalteam die Anmeldung für die Filmemacher erstmals gesplittet. Die Einreichung für die Nebenreihen hat es einen Monat vorgezogen, um sich beim Sichten erst auf diese konzentrieren zu können. Die Wirkung war positiv. Das Festival habe mehr Bewerbungen als in den zurückliegenden Jahren bekommen, vor allem mehr Kurz- und mittellange Filme. Der bittere Beigeschmack: „Was uns noch einmal zeigt, dass Nachwuchsfilmschaffende sehr wenig Geld für ihre Projekte zur Verfügung haben“. Der Nachwuchs könne kaum noch Langfilme realisieren, höchstens im No-Budget-Bereich, ganz ohne Budget, das zeigten die Einreichungen für die Hauptwettbewerbe. Daher will Böttger mit dem Festival auch die Deutsche Filmbranche alarmieren: „Der Nachwuchs ist unsere innovative Kraft, wir brauchen Möglichkeiten und Räume, die wir ihm geben können, sich auszuprobieren!“, appelliert sie, sicherlich auch in Richtung Politik.
„Es wird eine bunte Mischung“
Zu den inhaltlichen Tendenzen des aktuellen Wettbewerbsjahrgangs verkündete sie mit Begeisterung in der Stimme: „Es wird sehr politisch, es wird gesellschaftlich relevant, es werden sehr tolle Projekte da sein, auch ein bisschen was, was vergessen lässt, was gerade in der Welt passiert. Es wird eine bunte Mischung“.
120 bis 130 Filme insgesamt und ungefähr 260 Vorstellungen will das Festival in der Festivalwoche bieten, in den denselben Kinos wie im Vorjahr. Auch auf die Schnerr wird das Ophüls-Festival wieder gehen. Ein kleines Streamingangebot will Böttger beibehalten, für Menschen, die nicht mobil genug sind oder denen ein Babysitter fehlt, um ins Kino zu kommen.
Erste Anmerkungen zum Standort von Lolas Bistro
Zur Location von Lolas Bistro machte Böttger nur Andeutungen: Es handele sich nicht um Leerstand, sie liege zentral, habe etwas mehr Platz und noch etwas anderes zu bieten. Noch kann das Festival offenbar nicht gänzlich sicher sein, dass Ämter den Ort für die Nutzung genehmigen. Was die Besucher freuen wird: Die Ticketpreise bleiben gleich, es gibt wie in diesem Jahr ermäßigte Karten und die Zehnertickets sowie Gutscheine, die schon ab Dezember erworben werden können. Ihre große Beliebtheit lässt auch die Blaue Stunde zurückkehren: Mit ihr startet der Vorverkauf am 6. Januar ab 14,30 Uhr in der neuen Bistro-Location.
Gemischt fällt die Bilanz zur finanziellen und personellen Situation aus. Von den 35 Prozent Kostensteigerung im vorigen Jahr wird das Festival auch wegen der Inflation nicht mehr runterkommen. Der Personalschwund aufgrund von Covid hat sich zumindest beruhigt. Bis auf ein, zwei seien alle Mitarbeiterinnen dem Team erhalten geblieben, sagt Böttger. Aber von acht Praktikanten-Stellen sind zwei noch nicht besetzt. Mit etwas Sorge, betrachtet die Festivalchefin auch den Bedarf an vielen kurzfristig Beschäftigten in der eigentlichen Festivalwoche. Gemeint sind all die Betreuer und Betreuerinnen, Saaleinlasser, Fahrer, die das Ophüls-Festival noch finden muss.