Konzert in St. Wendel Ein famoser Abend mit dem Jugend-Jazzorchester Saar

St. Wendel · Dass im Saarland einiges für den Jazznachwuchs getan wird, ist kein Geheimnis. In zwei Orchestern werden die Talente gesammelt: einmal die Teenager in der Landes-Schüler-Bigband namens JazzTrain.

Wer aus dem Alter raus ist und entsprechendes Talent beweist, steigt ins Jugend-Jazzorchester Saar (JJOS) auf, zwischen 19 und 24 Jahren alt sind die Mitglieder. Regelmäßig zeigen sie ihr Talent bei Konzerten, so auch am Sonntagabend im Kurhaus Harschberg bei St. Wendel. Der akribisch nach tontechnischen Aspekten gestaltete Saal platzte mit über hundert Zuhörern aus allen Nähten, als das 18-köpfige Orchester die Bühne betrat. Wie bei einer Fußballmannschaft standen auch noch einige Ersatzmusiker zur Einwechslung bereit, außerdem präsentierte Sängerin Kayla Meyer bei vier Songs ihre ausdrucksvolle Stimme.

Das in den vergangenen Jahren stark auf den Swing ausgelegte Repertoire ist nun auf poppige und funkige Songs erweitert – eine gute Abwechslung. Nach „Rain Check“, einem klassischen Bigband-Stück, ging es hinüber zum Soul mit Marvin Gayes „What’s going on“; der Nummer fehlte ein wenig die Leichtigkeit des Originals. Aber dann wurden die Musiker lockerer – Saxofonist Carl Krämer setzte ein erstes solistisches Glanzlicht beim Funk-Stück „Mister Magic“, so wie Lorenz Hirsch (ebenfalls Saxofon) bei einer Komposition von JJOS-Leiter Martin S. Schmitt; danach sang Kayla Meyer ganz unaufgeregt Stevie Wonders „You are the sunshine of my life“.

Am meisten blieb hängen, dass sich das Orchester an die im Original sehr elektronische Miles-Davis-Komposition „Tutu“ heranwagte – mit einem neuen Arrangement. Vom sterilen Klangbild der 80er Jahre befreit, lebte das Stück hörbar auf und bot über seiner einfachen Bassfigur viel solistischen Freiraum, der weidlich genutzt wurde. Das zweistündige Konzert endete mit dem Gitarristen Philipp Herget und einem Pat-Metheny-Stück. Großen Applaus gab es dafür, genauso wie für die Zugabe, Chick Coreas fast schon unvermeidliches „Spain“. Das kam aber mit einem starken E-Piano-Solo von Tobias Alt daher. Der ist dem JJOS schon entwachsen, hatte aber das Konzert zusammen mit Gitarrist Johannes Bunt organisiert und durfte zum Dank noch mal sein Können zeigen.

JJOS-Projektleiter Tim Sefrin lobte die „unglaubliche Entwicklung“ der Musiker. Das wird auch an der dreiwöchigen China-Reise im November gelegen haben, die habe die Bigband „zusammengeschweißt“. Ernst Urmetzer, Jazz-Urgestein und langjähriger Begleiter des JJOS, meinte, dass man sich um die Zukunft des saarländischen Jazz-Nachwuches nicht sorgen müsse. Wie wahr.

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