Das 3. Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie Als Sibelius neue Wege ging

Saarbrücken · Das 3. Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie bot viel Abwechslung.

Klingenden Patriotismus gab es beim 3. Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie am Freitag im SR-Sendesaal auf dem Halberg. Antonín Dvoráks Ouvertüre „Mein Heim“, Schauspielmusik für ein patriotisches Drama, verarbeitet Heimat-Lieder, darunter die heutige tschechische Nationalhymne. Chefdirigent Pietari Inkinen malte das vitale Opus in leuchtenden und abwechslungsreichen Farben, mitunter etwas hart in den Violinen, aber temperamentvoll und überzeugend in der Aussage.

Ganz ohne Patriotismus dann eine lohnende Entdeckung: das 3. Cellokonzert op. 31 aus der Feder des Cellisten Julius Klengel, um die Jahrhundertwende ein bedeutender Virtuose und Lehrer seines Instrumentes. Die junge Raphaela Gromes hatte sich des ganz in romantischer Tradition stehenden Werkes angenommen. Mit süffig-gesanglichem Ton kletterte sie, vorbildlich intonierend, in die höchsten Flageolett-Höhen ihres Instrumentes, arbeitete sich elegant durch die virtuosen Arabesken und Laufwerke. Die waren jedoch mitunter nur optisch zu verfolgen, denn Inkinen ließ der vielfältig instrumentierten Begleitung oft allzu freien Lauf. Vielleicht hatte sich die unbändige Spielfreude der Solistin auch auf das Orchester übertragen.

Jean Sibelius wurde einst als „Bannerträger der jungen finnischen Tonkunst“ gefeiert, als Schöpfer eines „eigenen finnländischen Tones in der Musik“. In seiner 3. Sinfonie ist davon nicht mehr viel zu verspüren, denn Sibelius ging mit ihr neue Wege hin zu knapperer Formulierung und motivischer Konzentration, unter Zurücknahme des Emotionalen. Inkinen verstand es, Zusammenhänge herzustellen, er sparte nicht an Hymnik, machte Kontrapunktisches deutlich, förderte dynamische Kontraste bis hin zum bohrenden Marschrhythmus des Finales mit überraschendem Schluss. Bei der Uraufführung war das Publikum einst irritiert, ihm fehlte der große sinfonische Atem. Im Sendesaal waren die Zuhörer begeistert. Zu Recht.

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