Wie Charlotte Berend-Corinth die Saarbrücker beeindruckte Als Saarbrücken fortschrittliche Frauen ehrte

Exklusiv | Saarbrücken · Charlotte Berend-Corinth (1880-1967) ist eine zu Unrecht Vergessene der Kunstgeschichte, das Saarlandmuseum widmet ihr derzeit eine Einzel-Schau: „Wiederentdeckt!“. Die Ehefrau des Kunst-Giganten Lovis Corinth ist enger mit dem Saarland verbunden als gedacht. Der Weg führt zurück ins Jahr 1932.

 Charlotte Berend-Corinth 24 Jahre alt, Berlin 1904.

Charlotte Berend-Corinth 24 Jahre alt, Berlin 1904.

Foto: Courtesy fluid archives/Saarlandmuseum

Sie war 23 Jahre alt, als sie ihren Lehrer, der ihr das Malen beibrachte, heiratete. Dessen Karriere-Stern ging damals in Berlin gerade mit Macht auf. 1904 war Lovis Corinth etwa doppelt so alt wie Charlotte, und als er 1925 starb, hatten die beiden eine Künstler-Ehe comme il faut im Berlin der wilden Twenties hingelegt – ein unkonventionelles Boheme-Leben samt Glamour und Affären. Gleichwohl bekam Charlotte zwei Kinder, stellte ihre eigenen künstlerischen Ambitionen immer wieder zurück und managte das Werk des Gatten – eine „große Liebende“, die noch im Alter von 77 Jahren die Zeit mit Lovis „im Spiegel der Erinnerungen“ in einem Buch hoch leben ließ. Doch mitnichten erfüllt Charlotte Berend-Corinth das Rollen-Bild einer angepassten Frau des 20. Jahrhunderts. Dafür war sie viel zu clever – und auch als Künstlerin viel zu erfolgreich, zumindest bis zu ihrer Emigration in die USA 1939. All dies erfährt man nicht nur durch die aktuelle Doppelausstellung in der Saarbrücker Modernen Galerie, die das Werk Lovis Corinths erstmals neben das seiner Ehefrau stellt. Nein, das Charakterbild Charlotte Berend-Corinths bekommt zusätzlich tiefere Farben durch eine im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen entdeckte historische Begebenheit, die ausgerechnet in Saarbrücken spielt, 1932.