Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ erstmals im Saarland Musikalisch zeigen, was man kann

Saarbrücken · Die Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ hat in Saarbrücken begonnen: An vier Tagen musizieren 17 Ensembles in Saarbrücken, Neunkirchen und Saarlouis.

 Die Landesschülerbigband JazzTrain mit Dirigent Matthias Ernst auf der Bühne vor dem Staatstheater.

Die Landesschülerbigband JazzTrain mit Dirigent Matthias Ernst auf der Bühne vor dem Staatstheater.

Foto: Kerstin Krämer

Donnerstag, 16 Uhr. Der Tbilisser Platz vorm Saarländischen Staatstheater (SST) liegt in der prallen Nachmittagssonne. Die Big Band des Willi-Graf-Gymnasiums, in regenbogenbunte T-Shirts gehüllt, spielt gerade ihre letzte Nummer. Seitlich der schwarz verhängten Bühne mit dem Rücken zum SST warten ein Infostand, Getränke- und Food-Trucks auf Kundschaft, derweil die Klofrau vorm Toilettenwagen missmutig auf ihren Münzteller äugt. Die vier Reihen mit Bierbänken zwischen Bühne und Technik-Pult sind eher luftig besetzt; einige Leute stehen unschlüssig in der Gegend herum, ein Yorkshire-Terrier fegt über den Platz, ein Mädchen trägt einen E-Bass spazieren. „Es sind jetzt immerhin schon mehr Leute da als vor einer halben Stunde“, sagt eine Zuhörerin. „Vor anderthalb Stunden war überhaupt niemand da!“ erwidert eine andere.

Wer da ist, ist sehr wahrscheinlich mitfiebernder Angehöriger, Helfer – erkennbar an der Plakette, die am leuchtend hellgrünen Band vom Hals baumelt – oder Teilnehmer: Hier läuft der „Tag der Schulmusik extra“; seit morgens um 10 Uhr wird die stattliche Open-Air-Bühne von wechselnden Schüler-Formationen bevölkert. Das Marathonkonzert bildet den Auftakt zur 20. Bundesbegegnung „Schulen musizieren“, die der Bundesverband Musikunterricht im Jubiläumsjahr zum ersten Mal im Saarland ausrichtet. Gastgebende Städte sind Saarbrücken, Neunkirchen und Saarlouis; allein in der Landeshauptstadt musizieren während der vier Tage 17 Schul-Ensembles aus dem gesamten Bundesgebiet mit rund 600 Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen und Schulformen.

Der „Tag der Schulmusik extra“ gibt den saarländischen Partnerschulen nun Gelegenheit, die Muskeln spielen zu lassen und die Gäste musikalisch willkommen zu heißen. Dementsprechend bunt geht es zu – Klassik, Rock, Pop, Jazz: Die Saarbrücker Marienschule schickt ihr Blasorchester ins Rennen, die Grundschule Giesingen in Wallerfangen ihre Chor-AG, genau wie das Saarbrücker Ludwigsgymnasium. Mit Bläserklasse und Chor ist das Deutsch-Luxemburgische Schengen-Lyzeum aus Perl vertreten, während die Schule Winterbachsroth aus Dudweiler mit Chor und Band ebenfalls gleich zwei Formationen aufbietet und das Theodor-Heuss-Gymnasium Sulzbach seinen Popchor entsendet. Das Deutsch-Französische Gymnasium Saarbrücken stellt gar ein ganzes Sinfonieorchester, und grenzüberschreitend gibt sich auch ein Kooperationsprojekt: Die Schulband der Gemeinschaftsschule Kleinblittersdorf und das Trompetenensemble des Forbacher Conservatoire de musique et de danse treten gemeinsam auf. Sie präsentieren Instrumentalnummern und zeitgenössischen Pop mit mutigen Mädels am Gesangsmikro.

Eine Kleine moderiert den Auftritt und kriegt vor Aufregung kaum Luft, ganz im Gegensatz zu den beiden Jungs aus dem Saarländischen SchülerSinfonieOrchester (SSO): Sie wirken ultralässig und schwadronieren so cool und selbstbewusst, als ob sie nebenberuflich Showmaster wären. Dass mit dem SSO und der Landesschülerbigband „JazzTrain“ zum Abschluss des Open-Airs zwei saarländische Auswahlorchester an den Start gehen, ist eine Herausforderung für die Technik: Derart große Formationen mal eben auf die Schnelle ohne ausgedehnten Soundcheck so gut klingen zu lassen, ist nicht ohne – aber es klappt.

Mittlerweile hat sich der Platz mit Laufkundschaft gefüllt; auf den Bänken kuschelt man sich aneinander, Jugendliche machen es sich auf dem Pflaster bequem. Als Instrumenten-Chauffeuse begleitet Christel Weiler ihre Enkelin, die im SSO Cello spielt. „Sie konnte das Cello ja nicht mit in die Schule nehmen, da muss halt die ganze Familie ran“, erklärt Weiler. „Aber ich bin froh, es ist ja schön, wenn Teenager was Anständiges machen.“ Was Anständiges – als Musikpädagogin im Ruhestand hat Weiler ein ausgeprägtes Interesse daran, dass junge Leute sich musisch betätigen. „Man muss sie aber bestätigen und bei Laune halten, damit sie dabei bleiben“, meint Weiler. „Und das funktioniert nur, wenn man sie in so eine Gemeinschaft packt!“

Als größtes Nachwuchsorchester des Landes hat das SSO schon über 500 Schüler durch seine Reihen geschleust. Hier widmet es sich, frisch aus der letzten Arbeitsphase zurück, unter dem Dirigat von Katharina Becker und Sabrina Werth und dem Motto „Schurken, Banditen und Helden“ überwiegend Filmmusik von Bond bis Batman und macht Reklame in eigener Sache: „Wir sind froh über jeden, der noch dazu kommt!“ wirbt das kesse Moderatoren-Duo. Immerhin gut 250 junge Musiker durchliefen bislang die Landesschülerbigband; ebenfalls eine Ta­lentschmiede, die etliche Profis hervorbrachte. Mit zahlreichen Solisten, darunter einer stimmstarken Sängerin, besorgt JazzTrain unter Leitung von Matthias Ernst hier einen knackig swingenden Kehraus. Bevor quasi nahtlos im Anschluss nebenan im SST das erste von vier großen Begegnungskonzerten steigt.

Alle Termine unter www.bmu-musik.de

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