Ausstellungen im Saarländischen Künstlerhaus Hingucker im Keller

Saarbrücken · Das Saarländische Künstlerhaus in Saarbrücken zeigt in drei neuen Ausstellungen Fotografie und Installationskunst.

 Tamaki Watanabe und Walter Zurborg gestalteten mit „Perry Poke“ eine installative Klangkunst.

Tamaki Watanabe und Walter Zurborg gestalteten mit „Perry Poke“ eine installative Klangkunst.

Foto: Thorsten Arendt

Wie spannend der Lockdown während der Corona-Pandemie im Frühjahr für die Künstler war, zeigte die vergangene Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus. Mit „Geisterspiel“ möchte das Haus diese Zeit weiter künstlerisch aufarbeiten. Im ersten Galerieraum zeigt Volker Schütz sein schon länger bekanntes Spiel mit verzerrten Körpern. Der Medienkünstler filmt mit einer Spezialkamera und verlängert damit Körperteile der Besucher. Die Ergebnisse druckt er auf einem Thermofaxgerät aus und verleiht den Drucken damit ein „antikes“ Aussehen. Erste Ergebnisse hängen schon im Raum, jeden Donnerstag kann man von 14 bis 18 Uhr den Künstler treffen und sich Arme, Beine und Hälse verlängern lassen. Das ist zwar ganz lustig, nur wirklich erhellend ist es nicht.

Im zweiten Raum zeigt der Fotograf Johannes-Maria Schlorke aktuelle Arbeiten, die sich mit der Corona-Krise auseinandersetzen. Dabei nutzt er Anaglyphenbilder als Mittel der Darstellung. Das sind Fotografien, die man mit Hilfe einer speziellen 3D-Brille anschaut und so einen dreidimensionalen Eindruck gewinnt. Schlorke ließ sich während der Corona-Zeit durch den urbanen Raum und über das Land treiben und fotografierte die Leere. Das ist durchaus beeindruckend, weil die Bilder wie aus der Todeszone von Tschernobyl wirken. Dabei mindert die Konzentration auf den Raumeffekt leider manchmal die Auseinandersetzung mit dem Motiv und nimmt den Bildern deren Kraft. Spannend ist das trotzdem, weil es insbesondere rhythmische Strukturen in den Bildern betont, etwa wenn Schlorke eine Panzersperre aus dem Zweiten Weltkrieg fotografiert oder den Gitterzaun eines Sportplatzes ablichtet, der sich streng geometrisch in den Raum zu strecken scheint.

Im Studio des Künsterhauses darf sich die in Leipzig lebende Künstlerin Frenzy Höhne austoben und zeigt einen Werküberblick. Ihre Arbeiten setzen sich humorvoll mit unserer schönen bunten Konsumwelt auseinander. An der Stirnseite des Raumes hat Höhne aus Werbeslogan-Schnippseln auf den ersten Blick dadaistisch anmutende Texte kreiert, die sich schnell als neue hohle Werbephrasen entpuppen. An der Seitenwand zeigt sie die etwas ältere Foto-Serie „Auslage“ aus dem Jahr 2014. Menschen stehen erwartungsvoll in einer Schlange vor verlassenen Geschäften, als würden sie auf Einlass warten. Jeder trägt einen großen weißen Stoffbeutel, auf dem bekannte Slogans großer Unternehmen in schwarzer Schrift prangen wie die Forderungen auf Demonstrationsplakaten. Nur die Fassadenbeschriftungen und verblasste Reklameschilder verraten, was in den Läden einst verkauft wurde. Ein Geschäft für Waschmittel und Seifen, einer für Kinderwagen oder ein Fischgeschäft. Längst mussten die kleinen Spezialgeschäfte vor den Angeboten von Discountern, Supermarktketten und dem Internet kapitulieren. Vor den verschlossenen Türen bilden sich nun Schlangen der Zurückgebliebenen in der ostdeutschen Provinz. In diesem Kontext wirken die Slogans wie zynische Kommentare zur Lebenswirklichkeit der Menschen, denen die Grundlage für eine Teilhabe am Konsum zunehmend abhandenkommt.

 „Körperteilverlängerung“: Mediengestalter Volker Schütz filmt mit einer Spezialkamera und verlängert damit Körperteile. Die Ergebnisse druckt er auf einem Thermofaxgerät aus. Zu sehen im Künstlerhaus in Saarbrücken.

„Körperteilverlängerung“: Mediengestalter Volker Schütz filmt mit einer Spezialkamera und verlängert damit Körperteile. Die Ergebnisse druckt er auf einem Thermofaxgerät aus. Zu sehen im Künstlerhaus in Saarbrücken.

Foto: Volker Schütz/Saarländisches Künstlerhaus/Volker Schuetz

Einen echten Hingucker findet man im Keller. Hier durften sich die beiden Installationskünstler Tamaki Watanabe und Walter Zurborg austoben. Die beiden lernten sich während des Studiums an der HBK Braunschweig kennen und waren Meisterschüler von Ulrich Eller. Watanabe und Zurborg haben sich der installativen Klangkunst verschrieben und bekamen für ihre herausragenden Arbeiten 2016 den renommierten Nam June Paik Award. Aus einfachsten Materialien schaffen die beiden ästhetisch anspruchsvolle Klanginstallationen mit verblüffenden Effekten.

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