Ein Künstler, den man wiederentdecken sollte Der Kunstkarriere-Zug fuhr nicht über Homburg

Saarbrücken · Der Homburger Künstler Willi Spiess schaffte es nicht nach Paris. Warum nicht? Dort hätte er Karriere machen können. Blick in eine Saarbrücker Ausstellung.

Diese Gouache „o.T.“ entstand 1951, noch vor Willi Spiess‘ Aufbruch ins Informel.  Spiess arbeitete, wie hier, auf Tapeten- oder auf Schrank-Papier.

Diese Gouache „o.T.“ entstand 1951, noch vor Willi Spiess‘ Aufbruch ins Informel. Spiess arbeitete, wie hier, auf Tapeten- oder auf Schrank-Papier.

Foto: Institut für aktuelle Kunst/Bayer/Institut für aktuelle Kunst

Willi Spiess (1909-1997) war schon fast 60 Jahre alt, als ihn Ruhm ereilte. 1968, anlässlich einer Ausstellung in Paris, hatte ihm die Kritik attestiert, einer jener Künstler zu sein, „die den Weg der kommenden europäischen Malerei bahnen und festlegen“, er sei der „Maler der Avantgarde einer neuen Welt“. Doch der aus Homburg stammende Spiess benahm sich wie ein echter Saarländer, den Absprung in die Metropolen-Kunst schaffte er nie, er brauchte und bevorzugte das „Geheischnis“. Wäre Spiess, der sich in den 30er Jahren mutig für eine Laufbahn als freier Künstler entschied, später, in den 50er Jahren, in Paris geblieben, wohin es ihn vielfach zog, womöglich hätte man ihn hier zu Lande dann nicht in der Schublade „regionale Größe/Homburger Künstler“ abgelegt. Dann hätten Retrospektiven nicht im Homburger Saalbau stattgefunden, sondern es hätte sich das Saarlandmuseum zuständig gefühlt, wie beispielsweise bei Leo Erb und Oskar Holweck, beide Weggefährten von Spiess.