Xavi Ceerre in der Galerie Neuheisel Enthüllungen, die ein Geheimnis bewahren

Saarbrücken · Die Saarbrücker Galerie Neuheisel zeigt Bilder des spanischen Künstlers Xavi Ceerre. Sie sind abstrakt, lebendig, farbintensiv – und bleiben rätselhaft.

 Das Bild „Old Jazz“ von Xavi Ceerre aus dem Jahr 2021. Aktuell zeigt die Saarbrücker Galerie Neuheisel Arbeiten des Spaniers.

Das Bild „Old Jazz“ von Xavi Ceerre aus dem Jahr 2021. Aktuell zeigt die Saarbrücker Galerie Neuheisel Arbeiten des Spaniers.

Foto: Xavi Ceerre/Galerie Neuheisel

Wenn die Sonne scheint, dann kommen einem Xavi Ceerres großformatige Bilder in der Saarbrücker Galerie Neuheisel, die nach langer Zeit wieder eine Ausstellung präsentieren kann, auf einmal noch heller, noch freundlicher, noch frühlingshafter vor. Auf den ersten, flüchtigen Blick scheinen sie von hellen, pastellfarbenen Hintergründen dominiert, vor denen jeder kräftige Farbton ja noch leuchtender, strahlender wirkt. Spanien-Klischees mögen sich da als Erklärung aufdrängen, stammt doch Ceerre aus Alicante und lebt in Barcelona. Doch sind die Arbeiten des Anfang-30-Jährigen wirklich heiter? Immerhin hat er sie mit 2020 und 2021 signiert, in einer Zeit, in der Spanien noch schlimmer als andere Länder von der Pandemie geplagt wurde.

Nichts ist so einfach bei Ceerre, wie vielleicht beim ersten Hinsehen scheint. Zunächst: Die pastelligen, pastosen Hintergründe sind gar keine. Sondern eher Deckschichten, die etwas darunter Liegendes mehr oder weniger stark verhüllen, das sich womöglich nicht ganz zu erkennen geben will. Es sind fransige Farbflächen, die, etwa in den Arbeiten „Cornelius“ (Bild rechts), „Horse Attack“ oder „Ephemeral Ride“, Konturen erst durch die Deckschichten erhalten. Die „älteren“, darunter liegenden Flächen in gelb, orange, rot oder auch blau sind mit Sprühfarbe oder Pinsel schnell auf unbehandelte Leinwand gesetzt und ebenso temperamentvoll gestisch mit Linien überzogen.

Bisweilen tanzen Linien auch wie kalligrafische Signaturen oder chinesischen Schriftzeichen obenauf über den Bildern. Und Ceerre arbeitet mit vielfältigen Techniken, lässt Latex von den Flächen abkrümeln, Lackfarben abblättern. Das alles gibt der Gesamtwirkung etwas ungemein Lebendiges.

Als „Enthüllungstechnik“ bezeichnet Ceerre selbst seinen kreativen Prozess, mit dem er ein zugrunde liegendes Bild, eine Geschichte, die sich noch nicht vollständig manifestiert habe, an die Oberfläche bringen wolle. Manchmal meint man, in seinen abstrakten Kompositionen einige Figurationen ausmachen zu können, eine Windmühle etwa, einen Sneaker oder vielleicht auch Warhol-Blumen. Doch zum Glück lässt der Künstler seinem inneren Kosmos das Geheimnisvolle.

Eigentlich sollte sich für die Besucher der Galerie Neuheisel schon seit dem 30. März die Möglichkeit eröffnen, den jungen Künstler, der laut seiner Vita international ausstellt und in öffentlichen und privaten Kunstsammlungen vertreten ist, persönlich in Saarbrücken kennen zu lernen. Galerist Benjamin Knur hat Ceerre nämlich eingeladen, in seiner Galerie in situ eine ganze Wand zu bemalen. Das wird sich jetzt – wie schon der ursprüngliche Termin für die Eröffnung – wegen Covid 19 wieder einmal um drei Wochen verschieben. Bis dahin aber kann man sich schon mal in die elf gezeigten Arbeiten vertiefen, die in der Galerie aushängen.

Xavi Ceerre „Barna Safari“
Galerie Neuheisel.
Johannisstraße Saarbrücken.
Geöffnet, Sa 11-13, Di 10-16, Do 13-19
Infos unter: galerie-neuheisel.de

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