Atze Schröder Der Kumpeltyp aus dem Ruhrpott kam ins Saarland

Saarlouis · Atze Schröder lästerte über Musiker und Sportler. „Ja nee, is klar“ hallte es da immer wieder durchs Saarlouiser Theater am Ring.

 Die Markenzeichen von Atze Schröder: blau getönte Sonnenbrille und Minipli-Frisur.

Die Markenzeichen von Atze Schröder: blau getönte Sonnenbrille und Minipli-Frisur.

Foto: Sebastian Dingler

Atze Schröder ist die Kunstfigur eines Mannes, der in dem Bemühen seine Identität geheimzuhalten so weit geht, dass er Medien verklagt, die seinen Namen abdrucken. Auf Wikipedia wird daher vom „Darsteller“ der Figur Atze Schröder gesprochen. Warum dieser so ein riesiges Geheimnis um seine eigene Persönlichkeit macht, wüsste man schon gerne.

Jedenfalls: Die Figur Atze Schröder funktioniert. Der prollige Kumpeltyp aus dem Ruhrpott mit blau getönter Sonnenbrille, Bauernschläue und Minipli-Frisur spricht vielen unverblümt aus dem Herzen. Sein Leitspruch: „Ja nee, is klar.“ Und so ist es kein Wunder, dass das Saarlouiser Theater am Ring seit Wochen ausverkauft ist.

Bauchmuskelkater garantiert Schröder anfangs, ehe er mit der Hymne auf Saarlouis ansetzt: In Berlin sei das Publikum doof, in München hässlich gewesen, so dass er nur noch gedacht habe: „Lieber Gott, lass mich bald in Saarlouis sein!“. Hauptsächlich speist sich der Humor Schröders aus der maßlosen Übertreibung. Bezogen auf Manuel Neuer („der Torwart, dessen Verein heute so grandios gespielt hat“) und dessen Shampoowerbung meint der Komiker, Neuer habe große Probleme mit Schuppen: „Wenn der den Kopf schüttelt, kannst du die Seitenlinie neu ziehen.“ Werbung sei sowieso lächerlich, die mache Jürgen Klopp für ein Auto, das nicht so recht passt zu den zehn Millionen Euro, die er jährlich verdient: „Ihr glaubt doch nicht, dass er mit so einem Streptokokken-Kutter durch die Gegend fährt.“

Bei seinem Rundumschlag macht Schröder weiter bei den seiner Meinung nach weichgespülten deutschen Popsängern: „Bon Scott, der AC/DC-Sänger, der ist an seiner Kotze erstickt – so hat man früher gelebt.“ Heute wimmere jemand wie Tim Bendzko, er sei doch keine Maschine – „nee, bist du nicht, du bist ein Lappen“, kontert Schröder. Oder Wincent Weiss, der ja singt: Ey, da müsste Musik sein! Trockener Kommentar des Hardrock-Fans Schröder: „Ja, müsste.“ Schön ist auch, was dem Komiker zur Verkörperung des allertiefsten Niveaus in der deutschen Musiklandschaft einfällt. „Der Wendler! Den müsste man mal fragen, ob er überhaupt Eltern hat.“ Eher vorstellbar sei, dass der Wendler einem Experiment des Max-Planck-Instituts entstammt und eines Tages aus dem Fenster entkommen konnte. Bei Udo Lindenberg wiederum sei es so, dass man den Text nur dann versteht, wenn das Publikum ihn mitsingt. Ja nee, is klar.

Heikle Themen wie die Problematik in einigen Freibädern in diesem Sommer geht Schröder geschickt an. Er habe sich dann extra mal nach Duisburg-Marxloh aufgemacht um nachzuschauen, was da los ist. Gut, dort sei auf der Liegefläche geraucht worden, als wäre es die „Helmut-Schmidt-Gedenkwiese“. Dort habe er eine „Assi-Familie“ beobachtet mit übergewichtiger Mutter und drei kleinen Kindern, „die mit der Geburt ihre Zukunft schon hinter sich hatten“. Als der Vater geäußert habe, die Ausländer kämen nur hierher, um uns unsere Frauen wegzunehmen, habe Schröder nur gedacht: „Nee, deine nicht.“ Gleichfalls mokierte er sich über die „Öko-Tussi“, die einen Hundert-Meter-Sprint in Rekordzeit hingelegt habe, weil ihr Tristan Coca-Cola und Pommes von der observierten Familie angeboten bekam.

Ja, Schröder nordet sich und sein Publikum immer wieder in der goldenen Mitte ein. Dafür gab es viel Applaus und das Versprechen, bald mal nach Saarlouis (einmal sagte er aus Versehen Saarbrücken) wiederzukehren.

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