Konzert mit der Deutschen Radio Philharmonie Amy Hwang greift temperamentvoll in die Tasten

Saarbrücken · Im 4. Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie debütierte die junge, im Saarland aufgewachsene Anny Hwang. Erstaunlich, wie kraftvoll die zierliche Pianistin all die virtuosen Akkord- und Dissonanzen-Kaskaden meisterte, die Samuel Barber in die Ecksätze seines Klavierkonzertes opus 38 gepackt hat.

Nur wenige Ruhepunkte sorgten für Entspannung, ständig pulsierte angestrengt Rhythmisches und dynamisch Exzessives. Da freute man sich über die neoromantische Canzone, den Mittelsatz, den Hwang mit klangsinnlicher Lyrik und expressiver Färbung ausstattete. Dem dahin stürmenden Finale kam gelegentlich die Synchronität etwas abhanden, selbstbewusst vom perkussiven Klavier überspielt und abgefangen.

George Gershwins „Rhapsodie in Blue“ ist, im Gegensatz zu Barber, ein „musikalisches Kaleidoskop Amerikas“, beeinflusst von Jazz, Blues, der afroamerikanischen Musik. Hwang gestaltete den Solopart eher schlicht denn effektvoll und überließ so dem Orchester die Show mit all den „angejazzten“ Effekten. Der amerikanische Dirigent Brad Lubman führte die Radio Philharmonie mit einer ungemein suggestiven Körpersprache und präzisen rhythmischen Vorstellungen auch sicher und virtuos durch die umrahmenden Orchesterwerke: Leonard Bernsteins Ouvertüre zu „Candide“ geriet zum stürmischen Parforceritt, zu einer instrumentalen Glanzleistung. Wie auch das Konzertfinale mit Bernsteins „Symphonic Dances“ aus der „West Side Story“. Die immensen technischen Schwierigkeiten löste das Orchester locker, allen voran die fünf Schlagzeuger, sowie das brillante Blech, die quirligen Holzbläser und die detailgenauen Streicher.

So wurde das Orchester mit seinem Dirigenten schließlich zum eigentlichen Star des Abends. Die „standing ovations“ verlangten nach einer Zugabe: „Mambo. Presto“. Einfach Klasse!

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