Vorab-Konzert des „Resonanzen“-Festivals „Resonanzen“-Satellit kreist um Entdeckungen
Saarbrücken · Nach Start-Turbulenzen und der Corona-Pandemie, die das erste Konzept unter sich begrub, schaut das „Resonanzen“-Festival nach vorne. Im Oktober findet es statt – und bietet am Samstag im Pingusson-Bau und im Internet einen dreiteiligen Appetithappen.
Geschmeidiger hätte der Start von „Resonanzen“ schon sein können. Dem saarländischen Musikfestival, das von 1. bis 11. Oktober geplant ist, kam erst eine Hälfte der künstlerischen Leitung abhanden – die Saxophonistin Nicole Johänntgen gab im Februar ihr Amt aus persönlichen Gründen überraschend zurück (wir berichteten). Die Musikerin Inéz Schäfer übernahm ihre Leitungsfunktion, an der Seite des Jazzers und Festivalmachers Sebastian Studnitzky („XJazz“ in Berlin). Wenige Wochen später begrub dann die Corona-Pandemie die weit fortgeschrittenen Pläne des vom Land finanzierten Festivals unter sich – ebenso einige Konzerte, „Satelliten“ genannt, die als musikalische Vorboten schon mal den Appetit auf den Oktober anregen sollten: das Konzert zum internationalen „Day of Jazz“ am 30. April etwa und das Studiokonzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) am 29. Mai. Für das neugestaltete Programm im Oktober soll ein „Hackathon“, eine Art Ideenwettbewerb der regionalen Kulturschaffenden, zusätzliche Ideen und Anregungen für die „Resonanzen“ beisteuern.
„Wir mussten uns verabschieden von der Idee eines Festivals vor viel Publikum oder auch von mehreren Konzerten gleichzeitig in einer Stadt, wo man von Bühne zu Bühne gehen kann“, sagt Chris Burr, der sich bei „Resonanzen“ um das Akquirieren der Künstlerinnen und Künstler kümmert. Burr ist selbst Veranstalter („Hotellounge“) und hat mit dem Hemmersdorf Pop Festival 2019 eine ambitionierte Konzertreihe gegründet – Fortsetzung in diesem Jahr. Die „Resonanzen“ werden nun wegen der Corona-Einschränkungen „eher kleine Formate bieten“, sagt er, online, aber „mit Publikum, sofern das möglich ist“.
Wie jetzt beim „Satelliten“-Konzert an diesem Samstag, im Verbund mit der „Fête de la Musique“. Das Konzert findet mit Publikum vor Ort statt, wenn auch mit einer gewissen Distanz: Drei Bands treten in Saarbrücken im Pingusson-Bau auf, das Publikum sitzt auf der Wiese an der großen Treppe und sieht die Konzerte auf einer Leinwand (und auch ein bisschen durch die Glaswände). Bei schlechtem Wetter läuft das Konzert ohne Publikum vor Ort ab, online anschauen kann man es sich in jedem Fall.
500 Menschen würden in den Pingusson-Park passen, sagt Burr, aber mehr als 100 dürfen nicht auf die Wiese. Nummerierte Sitzplätze wird es geben, gekoppelt ans Ticket; bis man an seinem zugewiesenen Platz ist, gilt Maskenpflicht. Für ein Konzert im Gebäude mit genug Abstand wäre es zu eng geworden, erklärt Burr, denn jede Band hat ihre eigene Bühne mit eigenem Bühnenbild. Und das will das Filmteam des Mediennetzwerks „Resarevoir Audiovisual“ für seine Streaming-Reihe „Quasi.Live“ nicht einfach routiniert abfilmen, sondern „durchaus in Szene setzen, das wird ziemlich interessant“, verspricht Burr.
Was gibt es nun zu hören und zu sehen? Den Anfang macht um 20.30 Uhr das saarländische Trio Me and the Forest, das im März sein Album „Finding Gold“ veröffentlicht hat. Sängerin Franziska Weber, Dirk Raber (E-Gitarre, Keyboard) und Christoph Brachmann (Gitarre) spielen englischsprachigen Folk, luftig und organisch produziert, mit schönen Melodien, wobei Webers Stimme ein besonderer Trumpf ist – mal lieblich, mal stark und energisch, immer ausdrucksstark. Es folgt gegen 21.15 Uhr ein Quintett, das unter dem Namen seiner Stimme Claire Parsons firmiert. Neben der Luxemburgerin mit den britischen Wurzeln ist der israelische Gitarrist Eran Har Even dabei, Bassist Pol Belardi und Drummer Niels Engel sowie der Perkussionist und Pianist Jérôme Klein (alle drei ebenfalls aus Luxemburg).
Ihr Album „In Geometry“ ist wenige Wochen alt und eine pralle Wundertüte: aus sphärischen Klängen, Meditativem, elektronisch fundiertem Edel-Pop, Jazz-Exkursen – und es gibt auch eine vielstimmige Hommage an die wohlige Vokalkunst der seligen Swingle Singers – auf die Live-Umsetzung von alldem darf man gespannt sein.
Gegen 22.15 Uhr beginnt das letzte Konzert mit dem wallonischen Duo Glass Museum. Antoine Flipo (Keyboards) und Martin Grégoire (Schlagzeug) beackern ein weites Feld: vom tastenwirbelnden modernen Jazz geht es in Richtung Elektro, bis hin zum satt tuckernden Techno. Das könnte ein furioses Finale dieses Abends der Entdeckungen sein.
Samstag im Pingusson-Gebäude (Hohenzollernstraße 60). Einlass ab 19.30 Uhr, Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro, Karten gibt es unter:
www.ticket-regional.de/resonanzen
Der Livestream beginnt um 20.30 Uhr. Zu sehen unter: www.facebook.com/
ResonanzenFestivalSaar und
www.resonanzenfestival.de