HBK-Absolvent mit Karikaturenpreis „Die Realität hat den Humor teilweise überholt“

Saarbrücken/Berlin · Felix Gropper, Absolvent der HBK, gewinnt beim Deutschen Karikaturenpreis – mit einer Illustration, die auf die Pandemie und die Entlohnung systemrelevanter Berufsgruppen anspielt.

Mit „Applaus am Fließband“ hat Felix Gropper als bestes Nachwuchstalent eine Auszeichnung beim Deutschen Karikaturenpreis gewonnen.

Mit „Applaus am Fließband“ hat Felix Gropper als bestes Nachwuchstalent eine Auszeichnung beim Deutschen Karikaturenpreis gewonnen.

Foto: Illustration von Felix Gropper

Pasta, Klopapier, Applaus – drei vor dem Frühjahr 2020 noch wenig verwandte Begriffe, die im Verlauf der Pandemie zumindest einen Teil ihrer Unschuld verloren und eine andere Konnotation erhalten haben. Und die damit plötzlich für Karikaturisten wie Felix Gropper interessant wurden. Der Absolvent der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK) hat sich von diesem Trio infernale des Jahres 2020 für eine seiner Karikaturen inspirieren lassen. In einem Supermarkt soll ein Mann seinen Klopapier- und Pasta-Hamstereinkauf bezahlen, aber als die Kassiererin nach dem Zahlungsmittel fragt, antwortet er: „Mit Applaus“. Es ist ein Wink in  Richtung auf die schlechte Bezahlung systemrelevanter Berufe. Man kann dabei auch an das medizinische Personal denken, das während der ersten Covid-Welle mit Abendapplaus beklatscht wurde, aber noch immer auf bessere Löhne wartet. Für die Karikatur hat Gropper jetzt den Deutschen Karikaturenpreis als „bester Newcomer“ erhalten. Von der mit 1000 Euro dotierten Auszeichnung fühlt er sich „positiv überrumpelt“. Daran, dass seine Karikatur viel ändert, glaubt er nicht. „Kunst, wenn man Karikaturen darunter fassen will, kann einen Kommentar geben, vielleicht auch einen Impuls, aber die Taten müssen von anderen kommen.“

Dass die Pandemie den Humor der Menschen beeinflusst, sieht Gropper nicht. „Humor hat sich immer verändert, auch krisenbezogen“, sagt er und fügt an, „ich vermute eher, dass Tendenzen, wie sie von Trump ausgehen, den Humor verändern, weil die Realität absurder geworden ist, sie hat den Humor teilweise überholt“. Ähnlich sei es bei Meinungen von Querdenkern. „Was einige auf diesen Demos glauben, ist das Absurdeste, was man sich hätte ausdenken können.“ Das seien Vorlagen, die man in Karikaturen aufgreifen könne. „Manchmal ist der Witz das Richtige, die einzige Antwort, um damit fertig zu werden“, sagt Gropper.

Der 28-Jährige hat vor zwei Jahren an der HBK sein Diplom in Kommunikationsdesign gemacht und ist im Frühjahr nach Berlin gezogen, um ein zweijähriges Volontariat bei dem Fußballmagazin „Elf Freunde“ mit Schwerpunkt Video zu absolvieren. Neben dem Zeichnen satirischer Figuren ist Fußball Groppers zweite große Leidenschaft. Nebenbei fertigt er gelegentlich Karikaturen an, beispielsweise für das Satiremagazin „Eulenspiegel“.

Während seines Studiums in Saarbrücken ist Gropper, in Krefeld geboren, aber in Braunschweig aufgewachsen, bereits aufgefallen. 2014 war er dabei, als Studenten der HBK für den Conte Verlag Postkarten entworfen haben. Er dachte sich das „Miniaturbundesland“ aus, bei dem der Empfänger der Karte das Saarland ausschneiden und zusammenbauen konnte. Für den insgesamt mit 6000 Euro dotierten Wettbewerb „Selbstständig in 45 Sekunden“ erstellte er 2015 mit Kommilitonen Kurzfilme für die „Saarland Offensive für Gründer“ (SOG). Mit den vier Kurzfilmen wollte die SOG bei jungen Leuten für Unternehmensgründungen werben.

Für seine Diplomarbeit an der HBK befasste sich Gropper mit der saarländischen Satirezeitschrift „Der Tintenfisch“, die zwischen 1948 und 1953 erschien. „Der Tintenfisch war für die damalige Zeit relativ progressiv, aber auch über alle Maßen rassistisch und bediente sich einer Wortwahl, die heute nicht mehr zeitgemäß ist.“ Seine Arbeit sollte einerseits teils den Geist des Magazins in die Gegenwart übertragen, andererseits aber auch modern sein. Dafür zeichnete er Karikaturen von Annegret Kramp-Karrenbauer und Tobias Hans, fertigte rund um das 70-jährige Jubiläum der Zeitschrift drei Ausgaben an und legte je rund 100 Exemplare in Kneipen des Nauwieser Viertels aus. Für seine Arbeit „Satirische Saartiere insaarieren Saartire – Analyse sowie Konzeption und Umsetzung einer zeitgenössischen Neuauflage der saarländischen Satirezeitschrift ‚Der Tintenfisch‘ (1948-1953)“ wurde Gropper mit dem Bank 1 Saar-Förderpreis ausgezeichnet. Das Preisgeld hat er in eine Arbeitserleichterung investiert, mit der er sein „altertümliches“ Zeichenbrett zur Seite legen konnte. „Ich habe mir ein iPad gekauft, damit geht mir das Zeichnen wesentlich besser von der Hand.“

Für Felix Gropper unterliegt Humor einer ständigen Entwicklung und muss ebenfalls mit Populisten klarkommen.

Für Felix Gropper unterliegt Humor einer ständigen Entwicklung und muss ebenfalls mit Populisten klarkommen.

Foto: Max Henning

Rückblickend behält Gropper sein Studium in Saarbrücken in guter Erinnerung. „Inhaltlich, aber auch menschlich“ sei die HBK für ihn „immer ein fantastischer Ort“ gewesen. Das Wichtigste, was er aus seinem Studium mitgenommen habe, habe er bei Ivica Masimovic, seit 1989 Professor für visuelle Kommunikation an der HBK, gelernt. „Möglichst schnell und möglichst viele Ideen zu haben, ohne Scheu vor einer schlechten, und sich keine Denkschranken setzen“. Frei und unbekümmert.

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