Saarbrücker Kunsthochschule Und nach Feierabend noch zum Künstler werden

Saarbrücken · Die Abendschule der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK) feiert ihr zehnjähriges Jubiläum mit einer Ausstellung.

 Professor Sigurd Rompza begründete die Abendschule an der HBK Saar.

Professor Sigurd Rompza begründete die Abendschule an der HBK Saar.

Foto: Iris Maurer

Abendschule an der Hochschule der Bildenden Künste Saar? Das klingt nach Volkshochschulkursen für Hobbykünstler. Doch weit gefehlt. Der inzwischen emeritierte HBK-Professor Sigurd Rompza rief zum Wintersemester 2009/10 die Abendschule ins Leben, weil ihm aufgefallen war, dass angehende Studierende schlecht auf ihr Studium vorbereitet waren. Zusätzlich wollte er auch Menschen ohne künstlerischen Berufswunsch mehr gestalterische Bildung ermöglichen. Wie gut dies gelungen ist, beweist die aktuelle Ausstellung zum zehnten Geburtstag der Schule.

Nach Andreas Bayer und Ursula Kallenborn leitet seit vergangenem Jahr die renommierte Künstlerin Claudia Vogel die Schule. Immerhin 13 Kurse bietet die HBK an, darunter sind Malen und Zeichnen, Fotografie und Kunstgeschichte, aber auch Comiczeichnen und Porzellangießen. Tatsächlich ist das Teilnehmerfeld bunt gemischt, wie Vogel betont: „Es kommen Schüler, die sich auf ein Studium an der HBK vorbereiten wollen, aber auch ältere Menschen, die schon länger künstlerisch arbeiten und neue Impulse suchen.“

Das Niveau der nun gezeigten Arbeiten kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn ein Unterschied zu den Studierenden der HBK offenbar wird. Gerade in den Zeichenkursen wird noch stark an der Technik gearbeitet. Nur wenige sind in der Lage, schon eigene Wege zu gehen. Hier ist man sehr nahe an der klassischen Künstlerausbildung, wie sie seit dem 19. Jahrhundert praktiziert wird. In den Akt-Kursen wird vom lebenden Modell abgezeichnet, im Zeichenkurs wird an Stillleben Plastizität und das Spiel mit Licht und Schatten geübt. Weitergehender ist da schon das „Urban Sketching“ bei Künstler Armin Rohr. Bei diesem Kurs geht es nicht mehr um ein genaues Abbild der Natur, sondern um den freien künstlerischen Akt und den eigenen Ausdruck. Rohr streift mit seinen Schülern durch die Stadt und lässt sie zeichnen, was ihnen gefällt.

Besonders hoch scheint das Niveau im Kurs „Siebdruck“ bei Dirk Rausch. Betty Bogdanovskas zweifarbiger Druck eines U-Bahn-Tunneleinganges scheint den Betrachter im Rausch aus Punkten und Linien in das Bild zu saugen. Mit einfachsten Mitteln schafft es die Künstlerin, die Illusion von Tiefe und Geschwindigkeit zu inszenieren.

Überraschend auch die Qualität der Fotografie-Kurse. Im Grundkurs wird vor allem Technik vermittelt. Im Aufbaukurs wird dann strenger akademisch und künstlerisch gearbeitet. Für die Ausstellung haben die Teilnehmer des Aufbaukurses Fotobücher erstellt, in denen sich das Blättern lohnt. Etwa Beate-Helena Wehrles Band „Formsache“. Die Fotografin bewegt sich weg vom dokumentarischen Charakter der Fotografie und zeigt „faltige“ Details des menschlichen Körpers. Dabei setzt sie sich intensiv mit ästhetischen und formalen Prinzipien der Kunst auseinander und stellt subtil auch die Frage nach der Schönheit des menschlichen Körpers.

Abendschulleiterin Claudia Vogel bietet zwei Malkurse an. Ihr ist wichtig, dass die Teilnehmer experimentieren können. Dabei steht vor allem der spielerische Umgang mit dem Material im Vordergrund. Etwas Gaby Eiflers lyrisch-abstraktes Linienspiel auf tiefblauem Grund. Die hauchzarten schwarzen Linien scheinen um acht Kulminationspunkte zu kreisen. Mit verdünnter Acrylfarbe trägt Rentner Walter Sesselmann mehrere Schichten Seidenpapier auf den Malgrund auf, schabt und kratzt dann auf der Oberfläche, bis sich für ihn etwas Figuratives aus dem schrundigen Farbnebel schält, welches er dann mit Nachmalungen für uns sichtbar macht. Es ist handwerklich und künstlerisch eine der stärksten Arbeiten.

Die Abendschule ist zwar an die Saarbrücker HBK angegliedert, es gibt jedoch keine Voraussetzungen für die Teilnahme an den Kursen. Großer Vorteil für die Abendschüler ist die Nutzung der Werkstätten, die viele Möglichkeiten bieten. Noch kann man sich für das Sommersemester 2020 anmelden, die Plätze in den Kursen sind beschränkt.

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