Konzert in Saarbrücken Der jüngste Musiker ist zwölf, der älteste 88

SaarbrückeN · Das Orchestre Symphonique Saar-Lorraine feiert 25. Jubiläum mit einem Konzert am Sonntag auf dem Halberg.

Beethovens achte Sinfonie hat, wie schon ein zeitgenössischer Kritiker bemerkte, wenig Furore gemacht. Sie stecke voller Witz, heißt es. Wie aber kann eine Sinfonie witzig sein? Götz Hartmann, Geiger, früher Stimmführer bei der Deutschen Radio Philharmonie und heute Dirigent des Kammerorchesters Ricercare und des Orchestre symphonique SaarLorraine (OSSL) weiß es: „Das Ticken in den Holzbläsern“ führt eine etwas maschinenhafte Musikausübung vor, zu der die Streicher eine lustige Melodie spielen, und erinnert so an mechanische Musikautomaten, die im 19. Jahrhundert gebaut wurden, um ganze Orchester zu imitieren. Hörbar sind auch Spitzbübereien wie ungleiche Phrasen und „falsche“ Einsätze, Stolpersteine auch für erfahrene Orchester, weil unerwartet. Am Sonntag kommt das Werk beim OSSL-Jubiläumskonzert zu Gehör.

Fabrice Nahon, seit 2008 Querflötist im OSSL, schildert die Probenarbeit am Beispiel der Sinfonie von Théodore Gouvy, mit der das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen beginnt. Bei Gouvy sind Flöte und Geigen gleich wichtig, spielen miteinander, sie müssen aufeinander hören. Es ist ein Amateurorchester, jeder „kämpft“ mit seinen Mitteln und die gilt es bestmöglich herauszuarbeiten. „Ein Amateur zählt nur, wartet auf seinen Einsatz, konzentriert aufs eigene Tun“ stapelt Nahon tief. Technische Perfektion ist nicht Bedingung, um im OSSL mitzuspielen, es gibt auch keine Aufnahmeprüfung, dennoch ist jeder gefordert, bei der Gestaltung der musikalischen Idee seine ganzen Reserven einzubringen. Sind die Finger nicht schnell genug, ist doch der Kopf wach. „Es gibt viele andere Elemente, mit denen man in die Musik eindringen kann,“ so Dirigent Götz Hartmann, der diese Quellen anzuzapfen weiß und mit dem Orchester große Sinfonien zur Aufführung bringt.

 Im OSSL finden rund 50 Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufen zusammen, um Werke vom Barock bis hin zu Zeitgenössischem zu interpretieren. Der jüngste Mitspieler ist erst zwölf, lernt Schlagzeug und gibt hier den Pauker, der älteste wurde gerade 88 Jahre alt. 1994 aus dem grenzüberschreitenden Zusammenschluss von zwei Orchestern entstanden, sind mittlerweile Mitglieder aus Frankreich rar geworden.

 Geprobt wird im Gemeindesaal der evangelischen Kirche St. Johann, eine „Win-win-Situation“, denn das Orchester bestreitet auch Benefizkonzerte oder Reformationsgottesdienste, begleitet „Kantaten zum Mitsingen.“ Manch junges Talent ist den Weg in die Professionalität gegangen, beim Jubiläumskonzert stoßen als Solisten Franziska Klesen, Oboe, und Lukas Stubenrauch, Bratsche, zu ihrem alten Orchester. Franziska Klesen wird im Konzert für Oboe und Orchester C-Dur KV 314 von Mozart zu hören sein. Lukas Stubenrauch bringt mit dem Solopart im Spätwerk von Benjamin Britten „Lachrymae – Reflections on a song of Dowland“ Opus 48a eine „andere Farbe“ (Hartmann) in das überwiegend heitere Festprogramm.

Konzert am Sonntag, 24. November, 17 Uhr, Großer SR-Sendesaal im  Funkhaus Halberg.

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