Hilfsaktion für Künstler Pro Ehrenamt hilft Kulturleuten

Saarbrücken · Jetzt helfen auch Ehrenamtler den durch Corona in Not geratenen Künstlern und Kulturvereinen. Ein anonymer Spender stellt 100 000 Euro zur Verfügung. Pro Ehrenamt managt die Hilfsaktion.

 Künstlerproteste wie diese im Sommer in Rheinland-Pfalz machten immer wieder auf die Nöte der Kulturschaffenden aufmerksam. Im Saarland reagieren nun auch Ehrenamtler mit Finanz-Hilfen.

Künstlerproteste wie diese im Sommer in Rheinland-Pfalz machten immer wieder auf die Nöte der Kulturschaffenden aufmerksam. Im Saarland reagieren nun auch Ehrenamtler mit Finanz-Hilfen.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Für die Kultur ist es ein Segen, dass Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt, bereits ein Konzept in der Tasche hatte, als ein spendenbereiter Saarländer, an ihn heran trat, um sich über das Stiftungswesen schlau zu machen. Es ging um 100 000 Euro aus Privatvermögen. Müller schlug dem Mann das vor, was er jetzt unter dem Titel „Kultur ist uns wichtig“ publik gemacht hat: eine Hilfsaktion für durch die Corona-Krise in Not geratene Kulturschaffende und Kulturvereine. Der Spender, der nicht genannt werden will, ließ sich überzeugen: Das Geld wird in die Kulturszene fließen, an Solo-Selbstständige und Kulturtreibende Vereine. Pro Ehrenamt fungiert als Treuhänderin. Doch unter welchen Bedingungen werden die 100 000 Euro verteilt? Regularien dazu hatte Pro Ehrenamt bereits entwickelt, im Frühjahr, zusammen mit der VSE Stiftung als Partnerin. Denn eigentlich wollte die Landesarbeitsgemeinschaft als erste mit einer nicht-staatlichen Kulturhilfe ins Rennen gehen. Doch dann verhinderte laut Pro-Ehrenamt-Präsident Müller die Satzung der VSE-Stiftung die Realisierung, die Aktion lag auf Eis. Bis jetzt.

Antragsformulare sind ab sofort im Internet zu finden, denn Pro Ehrenamt will die 100 000 Euro nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilen, die Kulturschaffenden oder Vereine müssen darlegen, dass und wie sie durch Corona in ihrer Berufsausübung beeinträchtigt werden, etwa welche Auftritte oder Projekte entfielen. Bei Vereinen wird Wert auf Jugendarbeit gelegt. Die Auswahl trifft eine dreiköpfige Jury aus eigenen Reihen. „Alles Organisatorische wird ehrenamtlich erledigt“, so Müller.

Er ist sich darüber klar, dass zwischenzeitlich eine Fülle von Hilfs-Initiativen gestartet sind, unter anderem die der Unionstiftung „Rettet die Kunst!“ oder die Musikersoforthilfe Saar der Musikfestspiele Saar zusammen mit dem Wirtschaftsclub. „Wir fragen zwar nach, ob jemand bereits von anderer Stelle Geld bekommen hat, aber ein Ausschlusskriterium ist das nicht“, so Müller. Doch nach welchen Kriterien vergibt Pro Ehrenamt überhaupt die Spendenmittel? Im Internet liest man: „Zugehörigkeit zur Zielgruppe, Erreichbarkeit des Ziels, Vorbildcharakter der Maßnahme, gute Sachdarstellung und Begründung, Darstellung der Wirksamkeit in der Öffentlichkeit“. Erster Einsendeschluss soll schon der 15.Januar 2021 sein, weitere Termine folgen.

 Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt Hans Joachim Müller.

Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt Hans Joachim Müller.

Foto: Oliver Dietze

Der Präsident sichert „Transparenz und Gewissenhaftigkeit“ bei der Verteilung des Geldes zu, das in Summen zwischen 500 und 5000 Euro bewilligt werden soll. Da die Internet-Formulare nur bedingt selbsterklärend sind, dürfte noch viel Erklärungs-Arbeit auf Müller und sein Team zukommen. Rund 5000 Menschen zählen im Saarland zur „bunten Branche“ der Kultur- und Kreativschaffenden, nicht mitgerechnet die Kulturvereine.

Infos/Formulare unter www.pro-ehrenamt.de

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