Streit um Millionenhilfe für Kitas Gewerkschaft sieht „Gute Kitas“ noch längst nicht verwirklicht

Saarbrücken · Das Saarland will mit rund 65 Millionen Euro bis 2022 aus dem Gute-Kita-Gesetz die Qualität in den Kindertagesstätten verbessern und Familien entlasten. „Wir senken den Elternbeitrag spürbar, investieren weiter in Personal und bauen die Kita-Plätze weiter aus“, sagte Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) am Donnerstag anlässlich der Unterzeichnung des Gute-Kita-Vertrages mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) in Saarbrücken.

 Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Birgit Jenni.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Birgit Jenni.

Foto: Tobias Fuchs

Das Saarland ist nach Bremen das zweite Bundesland, in dem das Gute-Kita-Gesetz rechtsverbindlich wird.

„Wir werden, auch mit Unterstützung des Bundes, mehr Geld denn je in die frühkindliche Bildung investieren“, sagte Commerçon. So sollten Kitas mit besonderen Herausforderungen personell besser ausgestattet und Kita-Leitungen gestärkt werden. Ebenfalls wichtige Bausteine seien mehr Fachkräfte und eine Förderung sprachlicher Bildung. Die Elternbeiträge sollten bis 2022 um die Hälfte reduziert werden: Dazu stelle das Saarland insgesamt 93 Millionen Euro bereit - davon 47,5 Millionen Euro aus dem Gute-Kita-Gesetz.

Doch ausgerechnet am Donnerstag, als die SPD-Minister Giffey und Commerçon ihre Botschaft an die Erzieherinnen und Eltern in Saarbrücken verkündeten, hagelte es Kritik von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Saar-GEW-Chefin Birgit Jenni sagte: „Wir als Gewerkschaft hätten uns mehr Zeit von der Landesregierung bei der Analyse der aktuellen Situation und einen ausgiebigeren Dialogprozess mit den Sozialpartnern über die Verteilung der Bundesmittel gewünscht.“ So würden 75 Prozent der Bundesmittel zur Reduzierung der Elternbeiträge und nur 25 Prozent für eine teilweise Qualitätsverbesserung verwendet, sagte Jenni. GEW-Umfragen, Petitionen, Brandbriefe und die Demo einer Aktionsgruppe vor der Staatskanzlei hätten eine Ursache. „Die Landesregierung kann und darf solche Rückmeldungen der sozialpädagogischen Fachkräfte nicht ignorieren. Die Fachkräfte sorgen sich um das Wohl der ihnen anvertrauten Kinder und um ihre eigene gesundheitliche Belastung“, betonte Jenni. Fast 40 Prozent der Auszubildenden gingen nach der Ausbildung nicht in die Kitas, sagte Jenni. Oftmals muss die Ausbildung nach SZ-Informationen zudem selbst bezahlt werden. Es gebe eine akute Personalnot in den Saar-Kitas.

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