Saar-Flughafen kann sich neu aufstellen Die Air-Berlin-Pleite ist eine Chance für Saarbrücken

Meinung · Das Szenario kennen Reisende zwischen Saarbrücken und Berlin seit Monaten: sie fliegt, sie fliegt nicht oder sie fliegt vielleicht, aber dann verspätet, so wie gestern Nachmittag wieder. Auf die Air Berlin ist schon lange kein Verlass mehr. Deshalb spielt es für unsere Region auch keine Rolle mehr, dass die Airline pleite ist. Sie kann Verlässlichkeit einfach nicht garantieren.

Saar-Flughafen kann sich neu aufstellen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ob die Air Berlin nach dem gewährten Überbrückungskredit der Bundesregierung die Strecke Saarbrücken-Berlin überhaupt noch bedient, bleibt offen. Der Kredit selbst hat nichts mit Wahlkampf zu tun, sondern ist eine überlebensnotwendige Maßnahme zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs, insbesondere, um gebuchte Ferienreisen garantieren zu können, inklusive der Rückkehr. Wegen der ständigen Unzuverlässigkeit der Airline sind die Landesregierung sowie der Flughafen Saarbrücken ohnehin schon lange alarmiert und längst dabei, zuverlässige Alternativen zu suchen. Drei kommen realistisch in Frage: Germanwings als Tochter der Lufthansa, Luxair sowie die Airline des Luftfahrt-Unternehmers Gerd Brandecker, der auch im Rahmen der Vergabe der München-Verbindung Gespräche mit dem Land geführt hat. Seine Firma zur Wartung von Maschinen bietet schon länger 60 Arbeitsplätze am Saar-Airport. Selbst nach einem plötzlichen Ende des Flugbetriebes der Air Berlin würde die Strecke nicht lange unterbrochen bleiben. Die Verbindung in die Hauptstadt ist die Attraktivste unter allen.

Die Air-Berlin-Pleite bietet dem Saar-Airport die Chance, sich neu zu positionieren: Wobei es seit vielen Jahren die richtige Strategie mehrerer Geschäftsführungen war und auch heute noch ist, sich nicht ausschließlich den Verlockungen einer Billig-Airline wie der Ryanair auszusetzen. Die hat ein Mega-Engagement am Hunsrück-Flughafen Frankfurt-Hahn aufgebaut, diktiert aber im Gegenzug dem Flughafen sowie der rheinland-pfälzischen  Landesregierung die Bedingungen. Hat Geschäftsführer Michael O’Leary von heute auf morgen keine Lust mehr auf ein solches Engagement, zieht er den Hunsrück-Flughafen mit in die Tiefe.

Saarbrücken muss unabhängig bleiben und bestehende Verbindungen optimieren. Was nicht ausschließt, mit den Airlines über Möglichkeiten zu reden, mehr Sonderangebote zu bestimmten Zeiten anzubieten, um Flieger besser auszulasten. So könnte man die Strecke nach Berlin täglich häufiger bedienen, auch mit kleinerem Fluggerät, aber dafür preisgünstiger. Auch im Preisgefüge von Luxair bei den Hamburg-Flügen ist einiges an Spielraum nach unten. Mal eben ein Musical-Wochenende mit Partner/in oder Freunden bleibt wegen des Flugpreises bisher eher Wunschdenken. Und auf der neuen München-Verbindung muss sich zeigen, welche preisgünstigen Umsteigeverbindungen der neue Anbieter dort garantieren kann. Was ab Saarbrücken fliegt, muss schnell profitabel sein. Sonst riskiert der Saar-Aiport in Saarbrücken-Ensheim seine Existenz. Die EU in Brüssel hat heute schon einen wachsamen Blick darauf.

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