„Wir haben ein richtig großes Problem“ Saar-CDU fordert bessere Sprachförderung auf Klausurtagung

Saarbrücken · Die CDU wirft der Landesregierung vor, die berufliche Bildung zu ignorieren, und fordert auf einer Klausurtagung in St. Wendel verstärkte Maßnahmen, insbesondere im Bereich der Sprachförderung.

 Jutta Schmitt-Lang, Stephan Toscani (Mitte) und Frank Wagner stellen die zentralen Forderungen des CDU-Positionspapiers zur Stärkung und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung im Saarland vor.

Jutta Schmitt-Lang, Stephan Toscani (Mitte) und Frank Wagner stellen die zentralen Forderungen des CDU-Positionspapiers zur Stärkung und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung im Saarland vor.

Foto: Jan Bubel

Politische Diskussionsrunden finden für gewöhnlich nicht in Handwerksbetrieben statt. Doch die CDU-Landtagsfraktion und der Landesvorstand der CDU hatten sich für ihre gemeinsame Klausurtagung am Sonntag den Dachdecker-Betrieb des Handwerkskammer-Präsidenten Helmut Zimmer in St. Wendel als Tagungsort ausgesucht. Stand doch das Thema berufliche Bildung und somit auch die Zukunft des Handwerks im Saarland im Mittelpunkt. Zwischen Maschinen und schwerem Gerät war man unter anderem zusammengekommen, um ein Positionspapier zur Stärkung und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung im Saarland zu verabschieden. Dies sei auch deswegen notwendig, weil dieses Thema von der SPD-Landesregierung völlig vernachlässigt werde, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Toscani erklärte. Das bestätige auch der Umstand, dass die beruflichen Schulen bei der Neuverteilung von Leerkräften in diesem Schuljahr erneut leer ausgegangen seien.

Toscani sieht großes Problem für wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft

Jedes Jahr verließen bundesweit 50 000 junge Menschen ohne Abschluss und somit ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz die Schule. Der Fachkräftemangel drohe sich so weiter zu verschärfen, warnte Toscani. „Wir haben hier kein kleines, sondern ein richtig großes Problem, für den Lebensweg Einzelner, aber auch für unsere Gesellschaft und die wirtschaftliche Entwicklung unserer Gesellschaft“, erklärte der Fraktionsvorsitzende.

Sprachförderung ist integrale Forderung

Damit sei das verabschiedete Positionspapier nicht nur ein bildungspolitisches, sondern ein wirtschaftspolitisches, betonte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Jutta Schmitt-Lang. Sie stellte gemeinsam mit Stephan Toscani und Frank Wagner, Bildungspolitiker der CDU-Landtagsfraktion, die zentralen Forderungen der CDU vor. Eine integrale Bedeutung misst die dem Thema Sprache bei. So wird die Erweiterung des Berufsbildungssystems um eigene Sprachkompetenzzentren zum Erwerb grundlegender Deutschkenntnisse gefordert. Deren erfolgreiches Absolvieren soll Grundlage für den Eintritt in die Ausbildungsvorbereitung und die Berufsfachschule werden. „Wir haben gerade in der Ausbildungsvorbereitung ganze Klassen, die kein Deutsch können, die einen Lehrplan und Fachlehre haben, deren Umsetzung schlicht nicht möglich ist“, betonte Jutta Schmitt-Lang. „Wir spielen hier mit dem Schicksal junger Menschen und haben Ressourcen, die wir nicht nutzen für unser Land. Jeder Einzelne hat ein Recht auf Schulbildung, die er leisten kann, und das ist ohne entsprechende Sprachkenntnisse nicht möglich.“

CDU fordert Einrichtung eines Institutes für berufliche Bildung

Neben der guten Ausstattung der Berufsschulen mit Lehrkräften wird auch deren Unterstützung durch den Einsatz verschiedener Professionen gefordert. „Wir fordern die Landesregierung auf, mehr Kapazitäten für Schulsozialarbeit sowie den Einsatz von Sprachförderlehrkräften, Sprachmittlern und von mehr Förderschullehrkräften frei zu geben“, so Frank Wagner. Außerdem fordert die CDU-Landtagsfraktion die Landesregierung zur Einrichtung eines Instituts für berufliche Bildung nach dem Vorbild anderer Bundesländer auf. Dieses soll die an Aus- und Weiterbildung beteiligten Akteure besser vernetzen und zudem zentral verantwortlich für den Ausbau und die Stärkung der Bildungswege- und Berufsberatung sein. Diese sei aktuell noch dezentralisiert und vor allem auf die Beratung in Richtung weiterer Schulweg ausgelegt. Mit der Einführung eines saarländischen „Tages des Handwerks“ an den allgemeinbildenden Schulen, insbesondere auch an den Gymnasien, könne Schülern zudem das Handwerk und dessen Vorzüge näher gebracht werden, schlägt die CDU vor.

Manche der geforderten Maßnahmen, seien sogar ohne Mehrkosten zu realisieren, betonte Toscani. Stattdessen müssten bestehende Ressourcen intelligenter eingesetzt werden. Das sei zum Beispiel beim Punkt Sprachförderung, der aktuell eher nach dem Prinzip Gießkanne und nicht systematisch und zielgerichtet erfolge, der Fall, wie Jutta Schmitt-Lang erklärte.