Ruine weg, Supermarkt her?

Burbach/Gersweiler. Seinen Stadtbezirk nennt Bezirksbürgermeister Claus Theres (SPD) schonmal den "Wilden Westen". Der "Wilde Westen" stehe in den Vereinigten Staaten von Amerika für etwas Positives, "von dort ging Entwicklung" aus, erklärt Theres. Die ging und geht auch vom Saarbrücker Westen aus, sagt der Sozialdemokrat

Burbach/Gersweiler. Seinen Stadtbezirk nennt Bezirksbürgermeister Claus Theres (SPD) schonmal den "Wilden Westen". Der "Wilde Westen" stehe in den Vereinigten Staaten von Amerika für etwas Positives, "von dort ging Entwicklung" aus, erklärt Theres. Die ging und geht auch vom Saarbrücker Westen aus, sagt der Sozialdemokrat. Die Entwicklung Saarbrückens ging einst nicht unwesentlich vom Industriestandort Burbach aus. Heute ist Burbach ein Standort für moderne Informationstechnologien - eine Branche, in der auf den Ruinen des Industriezeitalters viele Tausend neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Während Burbach, wie Theres sagt, für die Entwicklung der ganzen Stadt weiter Motor ist, gibt es Ecken im Stadtteil, die sich ganz und gar nicht so entwickeln, wie die Burbacher und der Bezirksbürgermeister das gerne hätten. Die beiden Häuser in der Luisenthaler Straße 172/174 sind so ein Problemfall. Sie sind in Privatbesitz, und sie zerfallen seit Jahren immer mehr. Dienten als Treffpunkt und zeitweise als Schlafstädte für so genannte Randständige. Dort wurden Partys mit Drogen und viel Alkohol gefeiert. Er habe "die Polizei dagehabt" und das Gesundheitsamt, sagt Theres. Richtig gelöst ist das Problem bis heute nicht.

Dabei sei eine Lösung in greifbarer Nähe. Eine Supermarktkette sei bereit, die beiden Häuser zu kaufen, abzureißen und an ihrer Stelle einen Einkaufsmarkt zu bauen. Das Problem sei das Stadtplanungsamt, sagt Theres. Das Amt wolle den Neubau nicht genehmigen, weil man dort der Meinung sei, dass ein neuer Supermarkt in der Luisenthaler Straße den Vorgaben des städtischen Nahversorgungskonzepts widerspricht.

Man habe ihm gesagt, dass es in Burbach eine "Überversorgung" mit Supermärkten gebe, wenn in der Luisenthaler Straße ein neuer gebaut werde, sagt Theres. Das hält Theres für Quatsch. Zum einen hat der Edeka-Markt in der Mettlacher Straße direkt am Saarufer vor einigen Monaten geschlossen. Zum anderen seien in letzter Zeit im benachbarten Völklinger Stadtteil Luisenthal vier neue Märkte eröffnet worden. Luisenthal habe aber gerade mal 2000 Einwohner, Burbach gut 15 000.

Noch etwas spreche für einen Supermarkt in der Luisenthaler Straße: Wenn die Kirche St. Helena abgerissen ist, sollen dort neue Wohnungen entstehen. "Wo sollen diese Leute denn einkaufen gehen?", fragt Theres - und kündigt an: Er werde sich weiter für eine Supermarkt-Genehmigung in der Luisenthaler Straße einsetzen.

Nicht nur in Burbach ist Theres mit der Ansiedlungspolitik des Stadtplanungsamts nicht einverstanden. In Gersweiler blockiere das Amt eine Supermarkt-Ansiedlung auf dem Langhammer-Gelände in der Hauptstraße. Unter anderem heiße es, dass der Standort zu weit vom Ortszentrum, dem Gersweiler Markt, weg sei. Das seien gerade mal 450 Meter, sagt Theres.

Im Gersweiler Ortsteil Ottenhausen dagegen stimme das Amt einer Vergrößerung des bestehenden Supermarkts zu, obwohl da im Umkreis von 500 Metern wesentlich weniger Leute wohnen, wie Theres sagt. Das klingt wie "Wild West" - im nicht ganz so positiven Sinne.

Auf einen Blick

Im Stadtbezirk West leben 33 855 Menschen, davon in Altenkessel 6007, in Burbach 15 220, in Gersweiler 6832 und in Klarenthal 5796.

Der Bezirksrat West setzt sich zusammen aus 21 Mitgliedern. Seit der Kommunalwahl im Sommer 2009 hat die SPD acht Sitze, die CDU sechs, die Linke fünf, Grüne und FDP jeweils einen.

Bezirksbürgermeister ist Dr. Claus Theres (SPD), sein Stellvertreter ist Giovanni Barba (Linke).

Kontakt: Telefon Tel. (06 81) 9 05-53 11 ols

Hintergrund

Zwei Projekte sind aus Sicht des Bezirksbürgermeisters ebenfalls wichtig für den Stadtbezirk West: Eine Autobahnausfahrt zu den Saarterrassen (die auf der anderen Seite auch die Messe aus beiden Fahrtrichtungen anschließen würde) und der Bau der Sporthalle West. Die Halle (Standort soll Rockershausen sein) sei "im Prinzip durchgeplant", der Stadtrat hat aber bisher kein Geld bewilligt. ols

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