Rotkreuz-Ortsverein löst sich auf

Bildstock · Traurig, aber wahr: Das Rote Kreuz in Bildstock streicht die Segel. Mit nur noch vier aktiven Mitgliedern ist keine vernünftige Arbeit mehr möglich. Der Vereinsvorsitzende beklagt, dass in der heutigen Zeit immer weniger Menschen bereit seien, anderen zu helfen.

 Heinz-Werner Simson und Ingrid Saieva vom Deutschen Roten Kreuz in Bildstock, müssen ihr Engagement leider einstellen. Foto: Becker & Bredel

Heinz-Werner Simson und Ingrid Saieva vom Deutschen Roten Kreuz in Bildstock, müssen ihr Engagement leider einstellen. Foto: Becker & Bredel

Bildstock. Das Deutsche Rote Kreuz wird in Bildstock bald nicht mehr vertreten sein. Der Ortsverein löst sich auf. Es fehlt an Mitgliedern.Der Ortsverein wurde bereits 1908 gegründet und steht vor dem Aus. Seit einigen Jahren ist die Mitgliederzahl stark zurückgegangen. Momentan hat der Ortsverein gerade noch vier aktive und siebzig fördernde Mitglieder und keinerlei Jugend.

Der 1. Vorsitzende des Ortsvereins, Heinz-Werner Simson, bedauert diesen Rückgang und schließt ihn auf die heutige Einstellung zurück. "Meiner Meinung nach ist die Bereitschaft der Menschen zu helfen nicht mehr vergleichbar mit früher", sagt uns der 66-Jährige. Aufgrund des Mitgliederschwundes ist der Vorstand des DRK Bildstock gezwungen, den Verein aufzulösen. "Früher waren wir bei Veranstaltungen, Unfällen und Krankentransporten im Einsatz, und heute fehlen uns die Mitglieder im Verein."

Im Laufe der Vereinsgeschichte, weiß Simson von zwei Einsätzen, die zu den schlimmsten des DRK Bildstock zählen. "1930 gab es in der Grube Maybach eine Gasexplosion mit um die 90 Toten, und drei Jahre später explodierte der Gasometer in Neunkirchen. In Folge der Explosion flog eine ganze Straße in die Luft", erinnert sich der Vorsitzende, der seit 50 Jahren im Verein tätig ist. "Bei beiden Einsätzen war das DRK Bildstock vor Ort und half tatkräftig mit."

Bis vor etwa 15 Jahren stand der Ortsverein noch gut da, war in ganz Bildstock im Einsatz, hatte eine Jugend und einen Spielmannszug. "Wir hatten einen eigenen Krankentransportwagen, den wir allerdings schon dem DRK Friedrichsthal zur Verfügung gestellt haben", sagt Simson.

Der gebürtige Bildstocker hofft trotz der momentanen Lage, dass sich doch noch jemand bereit erklärt, dem Verein unter die Arme zu greifen. Dafür reiche allerdings einer alleine nicht aus. "Einer kann diese Arbeit nicht stemmen und den Ortsverein wieder nach vorn bringen. Da müssen schon viele aufstehen und hart arbeiten."

Doch da fehle es laut Simson leider an Unterstützung und so werde, zum Bedauern aller übrig gebliebenen Mitglieder, der Ortsverein Bildstock im Laufe dieses Jahres aufgelöst. "Einer kann diese Arbeit nicht stemmen. Da müssen schon

viele aufstehen und

hart arbeiten."

Heinz-Werner Simson,

1. Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Bildstock

Auf einen Blick

Die Geschichte des Roten Kreuzes in Bildstock begann 1908 mit der Gründung der selbstständigen freiwilligen Sanitätskolonne Bildstock. Der Erste Weltkrieg setzte dem Aufschwung im Vereinsleben einen jähen Abbruch. Fast alle Helfer mussten als Sanitäter in den Einsatz. Nach Kriegsende halfen die Rot-Kreuzler in der Kranken- und Wohlfahrtspflege. Erst 1924 wurde wieder eine Sanitätskolonne gegründet. Und schon im ersten Jahr wurden 48 Frauen in Samariterkursen ausgebildet, einige legten sogar die Schwesternhelferinnenprüfung ab. Ihren ersten großen Einsatz hatte die Kolonne beim Grubenunglück in Maybach 1930. 1933 halfen die Bildstocker nach der Explosion eines Gasometers im Neunkirchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ortsverein 1948 neu gegründet. Die Bildstocker hatten eine eigene Krankentransportstelle.

Sie organisierten Erste-Hilfe-Lehrgänge, Kurse in Krankenpflege für Eltern mit Kindern oder Krankenpflege in der Familie. Die DRK-Bereitschaft Bildstock hatte neben dem Sanitätsdienst auch einen Sozialdienst. Und am Ende gab es nur noch die Blutspendetermine. red

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