Roth: "Von mir bekäme Jamaika eine Sechs"Georgi: "Ich würde den Weg frei machen für Volker Giersch"

Herbst: Ein Jahr Jamaika im Saarland, Herr Roth, wie fällt ihre Bilanz aus? Welche Schulnote würden Sie geben?Roth: Von mir bekämen sie eine Sechs, weil sie sich bisher hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt haben, ihre Probleme untereinander geklärt haben, nicht aber die Probleme des Saarlandes. Dafür ist die Regierung nicht gewählt

Herbst: Ein Jahr Jamaika im Saarland, Herr Roth, wie fällt ihre Bilanz aus? Welche Schulnote würden Sie geben?

Roth: Von mir bekämen sie eine Sechs, weil sie sich bisher hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt haben, ihre Probleme untereinander geklärt haben, nicht aber die Probleme des Saarlandes. Dafür ist die Regierung nicht gewählt.

Klein: Ist die Note zu schlecht, Herr Georgi?

Georgi: "Zufriedenstellend" kann man wohl noch unter das Zeugnis schreiben. Schlecht war der Start (…)

Klein: Was meinen Sie da besonders?

Georgi: Ein zusätzliches Ministerium zu schaffen, wobei jedermann weiß (…), dass das Saarland sich in einer Haushaltsnotlage befindet.

Herbst: Was hat Sie sonst noch gestört?

Georgi: (…) Ungünstig war die Abschaffung der Studiengebühren, die man gerade mit politischer Kraft durchsetzen konnte. (…) Schlecht war auch, dass sich der Ministerpräsident noch vier Wochen vor der Landtagswahl für die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ausgesprochen hat und kaum war die Wahl vorbei, das eigene Wort gefressen hat. Das ist bundespolitisch nicht gut angekommen.

Roth: Nach meiner Wahrnehmung sind mit Jamaika politische Strömungen zusammen gekommen, die von ihren Grundlinien her nicht zusammen passen.

Herbst: Aber im saarländischen Landtag hat die Mehrheit von Jamaika immer gestanden.

Roth: (…) Für die Bevölkerung muss doch ersichtlich sein: Wo wollen die hin? Was ist der gemeinsam getragene Plan und wo sagen sie nein. Und das ist längst nicht geklärt, bei der Bildungsfrage genauso wenig wie beim längeren gemeinsamen Lernen. (…)

Herbst: Hat die Landesregierung beim Aufschwung eine gute Rolle gespielt?

Roth: (…) Was man anerkennen muss, ist, dass die entsprechende Konjunkturprogramme, die kurz zuvor noch verteufelt wurden, (...) sehr stringent umgesetzt wurden - auch mit den Gewerkschaften und Betriebsräten. Diese Hausaufgabe ist gemacht worden, ansonsten wäre es auch hier rapide den Berg runter gegangen. Leider bin ich noch nicht überzeugt, dass das ein lang anhaltender selbst tragender Aufschwung ist. (…)

Klein: Ist das der Grund, warum viele Menschen das Gefühl haben, dass der Aufschwung bei Ihnen noch nicht angekommen ist?

Roth: Wenn man heute anfängt, in bestimmten Etagen die Sektkorken wieder knallen zu lassen, darf man bitteschön die Menschen, die in Zeit- und Leiharbeit sind, nicht vergessen, geschweige denn die Menschen in den festen Arbeitsverhältnissen, die die Karre ziehen. An denen geht der Aufschwung noch vorbei.

Georgi: (…) Dass jetzt die Arbeitnehmer am Aufschwung beteiligt sein sollen, um damit nochmal einen zusätzlichen Impuls für die Binnennachfrage zu schaffen, ist klar. Die Frage, wieviel, ist bei den Tarifpartnern zu lösen. Der Spielraum für höhere Löhne ist meines Erachtens nicht groß.

Herbst: Thema Schuldenbremse. Haben wir zu viele Polizisten und Lehrer im Saarland?

Georgi: Gemessen an anderen Ländern ist das Saarland überdurchschnittlich besetzt mit Personal im öffentlichen Haushalt. (…) Die Demographie ist leider so, dass das Saarland sich zurückbildet, was die Bevölkerung angeht, und da können sie einen Stellenplan wie heute nicht halten.

Roth: (…) Ich will keinen schwachen Staat, keinen magersüchtigen Staat, sondern einen gut ausgebildeten Staat. Jeder von uns weiß, wir haben zu wenige Polizisten, nicht zu viel, da nützt mir der Vergleich mit Bayern gar nichts. Herbst: Herr Roth, verantwortungsvolle Arbeitgeber erkennt man an . . .

Roth: . . . ihrem Umgang mit ihren Beschäftigten.

Klein: Herr Georgi, verantwortungsvolle Gewerkschafter erkennt man daran . . .

Georgi: . . . ,dass sie wie in den zurückliegenden Jahren vernünftig mit der Arbeitgeberseite zusammenarbeiten, um Krisensituationen zu bewältigen.

Herbst: Herr Roth, wenn ich Landesvorsitzender der FDP wäre, würde ich . . .

Roth: . . . darauf achten, dass alte Liberalitätsbilder wie beispielsweise von Burkhard Hirsch und anderen liberalen Politikern noch einmal Einzug halten und nicht reiner Wirtschaftsliberalismus.

Klein: Herr Georgi, wenn ich Landesvorsitzender der FDP wäre, würde ich . . .

Georgi: . . . mich als Volksbank verhalten und den Weg frei machen für Volker Giersch.

Herbst: Wir befinden uns im Café Tresor. Wenn ich etwas in einem Tresor aufbewahren würde, dann wäre das . . .

Roth: . . . meine Familie, ohne die ich nichts bin.

Klein: Herr Georgi, wenn Sie etwas im Tresor aufbewahren würden, dann wäre das . . .

Georgi: . . . meine Familie, zu der mittlerweile drei kleine Enkelkinder gehören.

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