Rosseler Bürgermeister fürchtet um Gemeindehaushalt

Großrosseln. Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene (Foto: bub), derzeit in Kur, hat sich von dort aus in die neuerliche Diskussion um den alten Großrosseler Bahnhof (wir berichteten) eingeschaltet

Großrosseln. Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene (Foto: bub), derzeit in Kur, hat sich von dort aus in die neuerliche Diskussion um den alten Großrosseler Bahnhof (wir berichteten) eingeschaltet. Es stünden mittlerweile Vorschläge im Raum, schreibt er in einer Mitteilung an die SZ-Redaktion, "die Gemeinde solle nicht nur den Bahnhof von der Deutschen Bahn AG übernehmen", sondern zudem noch "das marode Haus Jochum" (in der Rosseler Bahnhofstraße 10) erwerben und "teuer sanieren".

Von diesen Vorschlägen hält Duchene ganz offensichtlich gar nichts. Die Großrosseler Bürger, so schreibt er, müssten nämlich - trotz "eventueller" Finanzierungsbeiträge aus Zuschüssen und Ähnlichem - "immer noch die Hauptlast für Sanierung und Aufkauf der Gebäude tragen". Und das, so argumentiert Duchene, hätte Folgen für die Zukunft: "Der mit solchen Projekten einhergehende Anstieg der Gemeindeschulden würde in den kommenden Jahren die Handlungsspielräume der Gemeinde bis auf ein Minimum reduzieren."

In diesem Zusammenhang wiederholt Duchene noch einmal seine Vorwürfe an die Adresse der Deutschen Bahn AG (wir berichteten bereits). Diese sei "in der Vergangenheit ihren Verpflichtungen zur Sanierung nicht gerecht geworden". Und niemand könne nun verlangen, dass "hierfür die Bürgerinnen und Bürger die Zeche zahlen".

Duchene erinnert daran, dass in Großrosseln derzeit mehrere kommunale Bauprojekte begonnen oder geplant sind: die Sanierung der Emmersweiler Turnhalle, der Neubau der Feuerwache Süd und der Umbau des Naßweiler Kindergartens. Dies seien "Investitionen in unsere Infrastruktur und in die Zukunft unserer Kinder". Ein Rang, den Duchene - das macht der Text sehr deutlich - einem kommunalen Engagement für den Bahnhof oder das Haus Jochum in keinem Fall zuerkennt. dd

Meinung

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statt nur sparen

Von SZ-Redakteurin

Doris Döpke

Bürgermeister Duchene hat Recht: Große Extra-Haushaltslasten kann sich Großrosseln nicht leisten. Verständlich daher, dass Duchene seine Gemeinde mit Kauf und Sanierung lokaler Denkmäler nicht in finanzielle Abenteuer stürzen will.

Doch wer sagt, dass kommunales Engagement für Bahnhof und Haus Jochum teuer würde? Duchene geht einfach davon aus. Die von Denkmalamts-Chef Josef Baulig ins Spiel gebrachten Möglichkeiten, für Denkmalsanierungen großzügige Zuschüsse zu erhalten, hat er bisher nicht einmal geprüft. Als gingen die beiden Gebäude die Gemeinde gar nichts an.

Eben damit hat Duchene Unrecht. Die Bauten liegen mitten im Großrosseler Zentrum - um der Orts-Entwicklung willen kann sich die Gemeinde bloßes Zuschauen und Abwarten hier nicht leisten. Der Bürgermeister gehört beim Ringen um sinnvolle und kostengünstige Lösungen in die vorderste Aktiven-Reihe.

Die Haltung des sparsamen Haushälters in Ehren: Sparen allein führt eine Gemeinde nicht in die Zukunft. Großrosseln, das tief im Strukturwandel steckt, braucht darüber hinaus Visionen - und viel Mut.

Auf einen Blick

Erich König, Großrosseler Heimatforscher, hat in Sachen Rosseler Bahnhof an Hartmut Mehdorn geschrieben. In dem Brief bittet er den Chef der Deutschen Bahn (DB) AG, "eine Sanierung einzuleiten".

 Der alte Großrosseler Bahnhof, ein Denkmal, ist sanierungsbedürftig - doch niemand nimmt die Sache in die Hand. Foto: Becker & Bredel

Der alte Großrosseler Bahnhof, ein Denkmal, ist sanierungsbedürftig - doch niemand nimmt die Sache in die Hand. Foto: Becker & Bredel

Die Antwort der DB liegt der SZ vor. Darin heißt es, die DB wolle "einer Aufwertung des Bahnhofsumfelds auch im Hinblick auf die Freizeitnutzung der Bahntrasse nicht entgegen stehen". Sie sei daher gern bereit, "Gespräche über eine Übernahme des Gebäudes in das Eigentum der Gemeinde" zu führen. dd

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