Der dickleibige Band, zu dem es mich zieht, ist erst vor zwei Wochen erschienen. Dennoch werde ich mit der Lektüre bald durch sein: Solch einem Buch begegnet man nur alle Jubeljahre, ich lege es abends ungern wieder aus der Hand. Beim ersten Blättern fällt die Bilderfülle auf, atemberaubend schöne Motive: Rosen. So vollendet fotografiert, dass man noch mal extra die Luft anhält - schon das hebt den Band heraus aus der Flut der Bilderbücher, mit der Verlage den Trend zum Gärtnern in klingende Münze verwandeln.

Und Christine Meile, die das Buch zusammen mit ihrem Mann Udo Karl verfasst hat, ist nicht nur als Fotografin Profi. Auch als Schreiberin versteht sie ihr Metier. In sympathisch persönlich gehaltenen Texten beschreibt sie, wie und warum sie von der Rosenliebhaberin zur Rosensammlerin geworden ist. Und zur Forscherin in Sachen historische Rosen. Praktische Garten-Erfahrungen und Recherche-Ergebnisse präsentiert sie nun in "Alte Rosen - alte Zeiten": Geschichte(n) einer edlen Blume, kundig und liebevoll erzählt, mit herausragenden Fotos illustriert. Ein wunderbares Buch für Rosenliebhaber und solche, die es werden wollen (oder sollen) - Meiles in jeder Zeile spürbare Zuneigung zu den Rosen des 18. und 19. Jahrhunderts steckt an. Meiles Warnungen vor der begrenzten Frosthärte mancher Rosen darf man übrigens hierzulande gelassen lesen: Die Autorin gärtnert in einer sibirisch kalten Gegend - im Saartal und selbst im Hochwald sind die Winter viel milder.

Christine Meile und Udo Karl: Alte Rosen - alte Zeiten, Wißner Verlag, 384 Seiten, etwa 500 Abbildungen, 42,80 Euro, ISBN 978-3-89639-636-5.