Rosa Brunnen, weißer Hirsch und viele Jacketts

Saarbrücken · Studenten der Hochschule der Bildenden Künste stellen ihre Kunstwerke im denkmalgeschützten Pingusson-Gebäude fertig.

 Studenten der Hochschule der Bildenden Künste arbeiten an ihren Beiträgen zur Landeskunstausstellung: Michael von Schönberg (l.) mit seinem Werk „Mudamarah“. Jacketts am Haken von Mara Ebenhöh (r.). Fotos: Iris Maurer

Studenten der Hochschule der Bildenden Künste arbeiten an ihren Beiträgen zur Landeskunstausstellung: Michael von Schönberg (l.) mit seinem Werk „Mudamarah“. Jacketts am Haken von Mara Ebenhöh (r.). Fotos: Iris Maurer

Auf dem alten, dunkelbraunen, rautenförmigen Parkettboden des hellen Gartensaals im denkmalgeschützten Pingusson-Gebäude liegen Stoffe, Blätter und große Pappbögen, daneben stehen Kisten und Taschen. Mittendrin zeichnen, installieren und schneiden junge Menschen an ihren Werken. Und ein meterhoher Brunnen, ohne Wasser, dafür aber mit pinkfarbenem Plüschstoff überzogen, steht schon bereit. Derzeit arbeiten fast 30 Studenten der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar an der Ausstellung "état d' esprit" (Gemütszustand) im leer stehenden Pingusson-Gebäude, der ehemaligen französischen Botschaft, die am 1. Mai im Rahmen der Landeskunstausstellung "Saarart11" eröffnet wird. "Wir haben schon im letzten Jahr angefangen, uns mit den Räumen und mit der Geschichte des Pingusson-Baus zu beschäftigen", erklärt Eric Lanz, Professor für Video und künstlerische Fotografie, der sich gemeinsam mit Georg Winter, Professor für Bildhauerei und Public Art, um die Studenten und die Ausstellung kümmert. Auf Grund der Landeskunstausstellung wurde es den Studierenden der HBK vom Ministerium für Bildung und Kultur ermöglicht, das Gebäude für eine Ausstellung zu nutzen.

Bei den Vorbereitungen stand daher die Frage im Raum, wie gehen wir mit diesem alten und leer stehenden Bauwerk um? "Die Studenten nehmen in ihren Arbeiten Bezug auf das Gebäude und seine Geschichte. Die Kunstwerke sind durch diesen historischen Bau und für diese Ausstellung entstanden", sagt Lanz. So habe der etwas skurrile Plüschbrunnen von Ana Petrovici-Popescu eine Farbe, die man erhält, wenn man die drei Farben der französischen Flagge mischt. Julia Wagner geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie hat einen Sessel aus Pappe nachgebaut, der von Georges-Henri Pingusson damals in Auftrag gegeben wurde. Und sie überlegt noch, ob das Schnittmuster besser gefaltet wird oder ob es doch an der Wand hängen soll. Ähnlich geht es Sarah Niecke, die vor den alten Wandelementen des Raums steht. Sie rätselt gemeinsam mit Eric Lanz, wie sie ihre mit heißem Draht gestalteten Styroporelemente an den Türverkleidungen anbringen soll. "Der cremefarbene Farbton des Materials passt ganz genau zum Ort. Er wirkt wie vergilbt", sagt sie und lacht. Mara Ebenhöh ist schon weiter. Ihre Installation eine Etage tiefer, in der sie Dutzende Jacketts an die leere Garderobe gehängt hat, ist schon fertig. Michael von Schönberg bereitet dagegen sein Kunstwerk aus einem kleinen Altar und einem großen, sitzenden Hirsch aus Gips noch vor. "Die brauche ich für meine Performance eines Jagdtanzes", sagt er.

Kühl ist es im Gartensaal zu dieser Jahreszeit, was auch daran liegen könnte, dass die Türen zum Park weit geöffnet sind. Denn auch der Park wird während der Ausstellung für Kunstdarstellungen genutzt. Wegen der sehr kühlen Temperaturen ist dort noch nicht so viel zu sehen. Eine mit Moos überwachsene Bank und einige Schläuche sowie jede Menge Holzbretter lassen vermuten, dass hier in den nächsten Tagen noch viel passieren wird.

Georg Winter steht auf den Stufen und plant mit seinen Studenten, wie und welche Kunstwerke aufgebaut werden. "Auf der Ausstellung wird es Gemeinschaftsarbeiten und Soloprojekte im Park geben. Außerdem werden am ehemaligen Balkon des Botschafters Filme über Architektur gezeigt", sagt Winter. Ebenso teilt er mit, dass sie im Park den Ausstellungsbegriff erweitern wollen: "Der Park soll genutzt werden. In der Zeit der Ausstellung schlafen auch einige Studenten dort in einem Wohnwagen." An diesem europäisch relevanten, historischen Ort soll während der Ausstellung eine Utopie gelebt werden, und der geöffnete Park könne auch ein Anreiz für die Stadtentwicklung sein. Bis dahin müssen die Studenten im Park noch einige Bauten, ein Langhaus und eine Bühne errichten. Für das Leben im Wohnwagen sollten die Temperaturen auch wieder steigen.

Zum Thema:

"état d' esprit" ist eine Ausstellung im Rahmen der "Saarart 11" im Pingusson-Gebäude, Hohenzollernstraße 60 (Eingang über den Park). Ausstellungseröffnung ist am Montag, 1. Mai, um 14 Uhr. Sie ist bis Sonntag, 21. Mai, mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.saarart11.de/ ausstellungsorte/ pingusson-bau/

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort