Romantik im Zeichen des Einhorns

Saverne · Hunderte Boot-Touristen durchqueren alljährlich die Vogesen auf dem Rhein-Marne-Kanal. Sie fahren mitten durch Saverne und bewundern die verspielte Romantik, die das Städtchen links und rechts der Schleusentore aufgebaut hat.

 Im Sommer stauen sich die Boot-Touristen an der Schleuse auf dem Rhein-Marne-Kanal, der mitten durch das Zentrum von Saverne führt. Zur jetzigen Jahreszeit herrscht noch verträumte Ruhe in dem Örtchen. Fotos: Georg Bense

Im Sommer stauen sich die Boot-Touristen an der Schleuse auf dem Rhein-Marne-Kanal, der mitten durch das Zentrum von Saverne führt. Zur jetzigen Jahreszeit herrscht noch verträumte Ruhe in dem Örtchen. Fotos: Georg Bense

 Das 1790 erbaute Rohan-Schloss, das gleich hinter dem kleinen Hafen liegt, erregte seinerzeit schon Goethes Bewunderung.

Das 1790 erbaute Rohan-Schloss, das gleich hinter dem kleinen Hafen liegt, erregte seinerzeit schon Goethes Bewunderung.

 Das Stadtwappentier, ein steinernes Einhorn auf seinem Sockel, empfängt die Besucher in Saverne.

Das Stadtwappentier, ein steinernes Einhorn auf seinem Sockel, empfängt die Besucher in Saverne.

"Oh, welch schöner Garten!" soll Ludwig XIV. ausgerufen haben, als er zum ersten Mal von der Passhöhe (410 Meter) über Saverne auf die Rhein-Ebene blickte. Dort oben sind die Vogesen nur vier Kilometer breit und bilden einen günstigen Übergang für die Verkehrswege. Früher spielte der Pass eine Rolle in militärischen Strategien. Heutzutage liegt die Idylle friedlicher Provinzialität über Saverne . Wer hierher kommt, erfährt die Atmosphäre eines Refugiums, die wir am Elsass so mögen und immer wieder suchen.

Wohlwollend empfangen vom Stadtwappentier, einem steinernen Einhorn auf seinem Sockel, hoch über der schnurgeraden Linie des Kanals, der Saverne durchschneidet und den 12 000 Einwohnern ein "Hüben" und "Drüben" beschert. Im Sommer vervielfacht sich die Menschenmenge in Straßen und Gassen, und auch der Kanal, der seit 1853 den Rhein mit der Marne verbindet, verliert seine verträumte Winterruhe. Eine Armada von Hausbooten macht ihn zur Wasserstraße. Dann kommt es vor den Schleusentoren schon mal zum Stau, den die Wasser-Touristen zum kurzen Landgang nutzen.

Zahlreiche schöne alte Häuser, die so manches Jahrhundert hinter sich haben, sind zu entdecken. Eines der schönsten steht in der "Grand Rue", der Fußgängerzone. "La Maison Katz" wurde 1605 im Auftrag des bischöflichen Steuerinspektors Henri Katz erbaut und gehört mit seinem kunstvollen Fachwerk zu den Preziosen des Elsass' und ist fast so berühmt wie das "Kopfhaus" in Colmar. Oft reicht die Wartezeit vor dem Schleusentor noch für einen Blick auf das alte Schloss, die Synagoge und die ehemalige Stiftskirche Notre-Dame-de-la-Nativité.

In Saverne liegen die Sehenswürdigkeiten dicht beieinander. Blickfang und herausragendes Bauwerk ist das 1790 erbaute Rohan-Schloss mit einer 140 Meter langen Fassade aus rotem Sandstein. Schon Johann Wolfgang von Goethe zeigte sich beeindruckt von Pomp und Pracht, den die Fürstbischöfe von Straßburg in ihrer Lieblingsresidenz Saverne entfalteten: "Der Anblick des bischöflichen Schlosses erregte unsere Bewunderung." Das Objekt von Goethes Bewunderung wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Heute symbolisiert es eher weltliches Machtstreben als geistliche Demut.

Zu Demut waren die Bürger zwischen 1871 und 1918 unter preußischem Prägestock gezwungen. Aus Saverne wurde Zabern. Der Zwang zum Gehorsam um des Gehorsams Willen verursachte 1913 die "Affäre von Zabern": Ein deutscher Leutnant beschimpfte Bürger als "Wackesse", beleidigte die Trikolore. Proteste und Demonstrationen nahmen ein solches Ausmaß an, dass der deutsche Statthalter in Straßburg zurücktreten musste.

Und heute? An blauen Sommertagen liegt ein sanfter Dufthauch über dem Rosengarten von Saverne . In der 1900 angelegten "Roseraie de Saverne " sind von Frühsommer bis Herbst 450 Rosenarten zu bewundern. "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose", dichtete die Amerikanerin Gertrude Stein zu Ehren der einzigartigen Blume, die in Saverne einem idyllischen Städtchen am Fuß der rauen Vogesen zu lieblichem Charme verhilft.

Wer Saverne von Saarbrücken aus einen Besuch abstatten will, fährt am besten nach Saargemünd. Von dort führt die Autobahn A 4 direkt bis zur Ausfahrt Saverne . Weitere Infos unter www.tourisme-saverne.fr .

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