"Romane und Tea haben sich auf Anhieb verstanden"

Dudweiler. Sie sind erst im Grundschulalter und werden für ein halbes Jahr in einem fremden europäischen Land in eine andere Familie gehen. "Viele wissen nicht, dass es Austauschprogramme für Grundschulkinder gibt", sagt Christa Franzreb, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule in Dudweiler

Dudweiler. Sie sind erst im Grundschulalter und werden für ein halbes Jahr in einem fremden europäischen Land in eine andere Familie gehen. "Viele wissen nicht, dass es Austauschprogramme für Grundschulkinder gibt", sagt Christa Franzreb, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule in Dudweiler. Margret Wilhelm, Mutter der Viertklässlerin Tea weiß es: "Wir sind durch einen Bericht im Fernsehen auf "en famille" Deutschland e.V. aufmerksam geworden", erzählt die Diplom-Dolmetscherin, "und unsere Tochter Tea war sofort Feuer und Flamme," so die Mutter von drei Kindern.

Natürlich müsse ein Kind speziell "gestrickt" sein für ein solches Vorhaben: "Offen, neugierig und schon ein bisschen selbstständig ist die Tea", sagt Franzreb, die für das Projekt grünes Licht gab, denn die Schulen müssen auch mitspielen. "En famille" bespricht vorher mit der jeweiligen Schule die Lernpläne, denn die Kinder gehen im Ausland gleich zum Unterricht", berichtet Margret Wilhelm, deren Tochter Tea seit dem 22. August Besuch von der neunjährigen Romane Cretegny aus der französischen Schweiz hat. Sie besucht momentan die dritte Klasse der Albert-Schweitzer-Schule. Romane hatte am Anfang großes Heimweh: "Der Verein schlägt vor, mit den Kindern nicht in ihrer Muttersprache zu reden, das verhindert das Lernen der fremden Sprache. Aber durch Romanes Heimweh haben wir sie am Anfang noch auf Französisch getröstet", sagt Wilhelm anteilnehmend.

Die Kinder werden nicht blind in die Familien geschickt: "Ein strenges Auswahlverfahren, das Gewohnheiten, Alltagsfragen, wie etwa Erzieherisches beleuchtet, sorgt für Stimmigkeit der Familien", erklärt Wilhelm, die mit ihrer Schweitzer Austauschfamilie den großen Fang gemacht hat: "Romane und Tea haben sich auf Anhieb verstanden, wir hatten die Familie Cretegny vorher besucht und es hat sofort gestimmt", erzählt die 44-Jährige. Auch Romane fühlt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten wohl. Ohne Deutschkenntnisse kam sie an. Und nun, nach viereinhalb Monaten ist auf den ersten Blick nicht klar, welches Kind in der Familie Wilhelm nun die kleine Schweizerin ist.

"Ich denke nicht, dass ich deutsch spreche", sagt Romane fast ohne Akzent, "mein Papa hat mal gelacht, als ich nach Hause angerufen habe und auf einmal nur deutsch konnte", so die Neunjährige, die neben der deutsche Sprache am 4. Februar auch neue kulinarische Lieblingsspeisen mit nach Hause nehmen wird: "Fleischkäse und Knäckebrot hab ich nicht gekannt. So lecker!", sagt sie lächelnd.

"Wir lassen Romane nicht gerne weg, sie ist eine Bereicherung", gesteht Schulleiterin Christa Franzreb, die sich von dem Projekt überzeugt zeigt. So ganz gerne wird Margret Wilhelm ihre Tochter Tea auch nicht von zu Hause weglassen, obwohl sie von dem Austausch überzeugt ist. Für die Neunjährige geht es am 20. Februar für sechs Monate zu Romane in die Schweiz. Doch Tea weiß, was sie will: "Ich kenne ja jetzt Romane, ich habe deswegen Vorteile, sie hat viel erzählt", sagt das Dudweiler Mädchen.

Hintergrund

En famille wurde 1978 gegründet und hat den Austausch für über 800 Kinder organisiert. Es handelt sich um einen gemeinnützigen Verein, der von der Europäischen Union unterstützt wird. Im Internet: www.enfamille.de ane

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