Rollstuhl-Coach leistet gute Arbeit

Saarbrücken. Ben ist witzig, aber auch ein richtiges Ekelpaket. Der Student sitzt im Rollstuhl und schikaniert seinen Zivi Christian, wie er nur kann. Christian will eigentlich nur seinen Betreuer-Job durchziehen. Doch die beiden freunden sich an. Als sie die hübsche Annika kennenlernen, entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte - und es wird kompliziert

Saarbrücken. Ben ist witzig, aber auch ein richtiges Ekelpaket. Der Student sitzt im Rollstuhl und schikaniert seinen Zivi Christian, wie er nur kann. Christian will eigentlich nur seinen Betreuer-Job durchziehen. Doch die beiden freunden sich an. Als sie die hübsche Annika kennenlernen, entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte - und es wird kompliziert. "Renn wenn du kannst" heißt der Film von Dietrich Brüggemann, der gerade im Saarbrücker Filmhaus läuft. Dass diese viel gelobte, amüsante Tragikomödie mit Robert Gwisdek als rollstuhlfahrendem Ben das Thema Behinderung wohltuend klischeefrei aufgreift, dafür hat auch Dominik Brückner mit gesorgt. Der 35-jährige Saarbrücker hat die Produktion als SWR-Redakteur betreut und als Rollstuhl-Coach mitgewirkt. "Renn, wenn du kannst" ist Teil der SWR-Reihe Debüt im Dritten, dafür ist eigentlich eine Kollegin zuständig", erklärt Brückner, der seit 2003 als Planungsredakteur Spielfilm bei dem Sender in Baden Baden arbeitet. Aus mehreren Gründen aber wollte diese Kollegin Brückner unbedingt einbeziehen. Nicht nur, weil Brückner selbst Rollstuhlfahrer ist, tragische Folge eines Sportunfalls, den der frühere Spitzenschwimmer 1995 im Trainingslager des Saarländischen Schwimmbundes auf Malta erlitt. Er hat sich auch wissenschaftlich mit der Darstellung von Behinderung im Film befasst, für seine Magisterarbeit, mit der der Saarländer sein Film-Studium in den USA abschloss. Behinderte Protagonisten werden in Spielfilmen meist allein über ihre Behinderung definiert, hatte Brückner dabei festgestellt. Entweder seien sie aufopferungsvolle, bemitleidenswerte Typen, die ihrer Freundin raten, sich doch lieber einen "richtigen" Mann zu suchen, oder sie müssen besondere Leistungen vollbringen und in Horrorfilmen sind sie oft die Monster und Bösewichter - so die drei häufigsten Klischees. Ziel aber sollte es sein, Behinderte "als ganz normale Menschen mit vielen verschiedenen Eigenschaften darzustellen", findet Brückner und hat dazu eine "Guideline", also eine Anleitung, verfasst. Die habe Regisseur Dietrich Brüggemann, der mit seiner Schwester Anna Brüggemann (sie spielt die Annika) auch das Drehbuch schrieb, gründlich studiert. "Dietrich war aber auch wichtig, dass kein Rollstuhlfahrer aus dem Film geht und sagt, das stimmt ja alles gar nicht", erklärt Brückner. Deshalb hat er vorab mit Darsteller Gwisdek "Probefahrten" gemacht und beim Dreh praktische Tipps gegeben, wie man zum Beispiel aus einem Rolli in ein Auto umsteigt oder das Gefährt im Kofferraum verstaut. Bei dieser Szene sei alles schief gegangen, aber genau das habe dem Regisseur gefallen, erzählt Brückner. Beeindruckt habe ihn, dass das Drehbuch "viele kleine Wahrheiten" aus dem Leben von Rollstuhlfahrern enthalte. Bemerkungen des Ben, die ihn selbst heute noch zum Schmunzeln bringen. Saarbrücken habe jungen Leuten viel mehr zu bieten als Baden-Baden, findet Brückner, der hier oft seine Eltern besucht. Allein schon das große Programm-Kino-Angebot! So gebe es in Baden-Baden nur ein Popcorn-Kino. Um sich auf dem Laufenden zu halten, muss der SWR-Redakteur deshalb meist bis nach Karlsruhe fahren.

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