Rohes Fleisch für die Vierbeiner

St Wendel · In einer Serie stellt die Saarbrücker Zeitung Themen rund ums Tier vor. Ein neuer Trend in der Ernährung für Hunde ist das Barfen. Tierärztin Ulrike Mörsdorf klärt über Vor- und Nachteile der Rohfleischfütterung auf.

Ob für Welpen, den etwas moppeligen Vierbeiner oder den Senior - die Futtermittelindustrie bietet für Tiere mit unterschiedlichsten Bedürfnissen Nahrung an. Doch einige Tierbesitzer sind trotz Auflistung der Inhaltsstoffe skeptisch. Und so stellt sich Frauchen oder Herrchen schon mal selbst an den Kochtopf, um die Nahrung für den tierischen Mitbewohner zu bereiten. "Der Stellenwert des Tieres hat sich in den vergangenen Jahren verändert", erklärt die St. Wendeler Tierärztin Ulrike Mörsdorf. "Es ist nicht mehr nur Hof- oder Hausgenosse, sondern ein Familienmitglied." Es sei der Anspruch des Besitzers, sein Tier bestmöglich zu versorgen.

Ein neuer Trend in Sachen Ernährung bei Hunden ist BARF. Basis dieser Fütterung ist rohes Fleisch, das durch Gemüse, Öle und Obst ergänzt wird. In ihrer Praxis in St. Wendel erlebt Ulrike Mörsdorf immer häufiger Hundehalter, die ihren Hund barfen. Oft seien Unverträglichkeiten des Hundes gegenüber Nahrungsmitteln der Auslöser für die Ernährungsumstellung. "Es gibt Tierbesitzer, die mit dem Barfen die Probleme in den Griff kriegen", sagt Mörsdorf. Die Tierärztin sieht im Barfen einen Vorteil: Die Tierbesitzer wissen genau, was die Tiere essen. Allerdings könne der Hundehalter nicht sicher gehen, dass der Vierbeiner auch tatsächlich alles bekommt, was er braucht. "Probleme gibt es häufig hinsichtlich des Verhältnisses von Kalzium und Phosphor", erklärt die Tierärztin. Denn ein Überschuss an Kalzium könne zu Störungen in der Skelettfunktion führen.

Zuerst vom Arzt prüfen lassen

"Mein Job ist es, zu informieren", sagt Ulrike Mörsdorf. Deshalb rät sie Tierbesitzern, die ihren Hund barfen möchten, eine Bedarfsanalyse durchführen zu lassen. "Fachtierärzte bieten den Service an, die Barf-Ration für den Hund zu analysieren und zu berechnen", erklärt die Veterinärmedizinerin. Dies koste circa 100 Euro. Der Tierbesitzer muss einen Fragebogen zu Tier und Fütterung ausfüllen und bekommt Tipps für die passende Zusammenstellung des Futters.

Es gibt mittlerweile viele Befürworter des Barfens aber auch ebenso viele Gegner. "Der tolerante Mittelweg wäre die Lösung", sagt Mörsdorf. Wer sich mit Hilfe eines Experten die perfekte Ration an rohem Fleisch und Zusätzen für seinen Hund zusammenstellen lässt und damit Haut- oder Verdauungsprobleme in den Griff kriegt, soll mit gutem Gewissen barfen. Aber Barfen sei auch kein Allheilmittel und bei der Fütterung könnten leicht Missverhältnisse bei Mineralien und Vitaminen entstehen.

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