Römern und Rittern auf der Spur

Tholey. Je mehr die Archäologen auf dem Schaumbergplateau graben, desto stärker stellen sie sich die Frage "Wie sah das Plateau früher aus?" "Wir verstehen die Topografie des Plateaus nicht mehr", sagte Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung bei der Vorstellung der jüngsten Grabungsergebnisse

 Eine Auswahl von Funden aus der Römerzeit und dem Mittelalter präsentierten die Forscher auf dem Schaumberg.

Eine Auswahl von Funden aus der Römerzeit und dem Mittelalter präsentierten die Forscher auf dem Schaumberg.

 Diese Mauer aus der römischen Zeit entdeckten die Forscher. Im Hintergrund ist der Schaumbergturm zu sehen. Fotos: Gemeinde

Diese Mauer aus der römischen Zeit entdeckten die Forscher. Im Hintergrund ist der Schaumbergturm zu sehen. Fotos: Gemeinde

 Joachim Zeune zeigt auf den ursprünglichen Fels.

Joachim Zeune zeigt auf den ursprünglichen Fels.

Tholey. Je mehr die Archäologen auf dem Schaumbergplateau graben, desto stärker stellen sie sich die Frage "Wie sah das Plateau früher aus?" "Wir verstehen die Topografie des Plateaus nicht mehr", sagte Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung bei der Vorstellung der jüngsten Grabungsergebnisse. Eines ist allerdings klar: Egal, wo sich eine Baggerschaufel auf dem Plateau in den Boden gräbt, stößt sie auf Spuren der Vergangenheit, so bei der jüngsten Grabung auf Mauerreste aus der Römerzeit und dem Mittelalter.Was die Wissenschaftler überrascht: Das Plateau ist völlig von Menschenhand umgestaltet. Es gibt Stellen, da ist der ursprüngliche Boden weggeschoben worden. An anderen taucht der zerklüftete Fels erst in vier Metern Tiefe auf, der Boden ist also mehrere Meter hoch aufgeschüttet worden. Ursprünglich muss die Bergspitze ganz anders ausgesehen haben als heute. Die Forscher sind bei der jetzigen Ausgrabung auf ein Gebäude aus der Römerzeit gestoßen, das sie an dieser Stelle gar nicht erwartet hatten. Auf einer Wiese, auf der noch vor einigen Jahren eine Gastwirtschaft stand, haben Zeune und seine Mitarbeiter in diesem Jahr gegraben. Gerade dort wollte die Gemeinde im Zuge der Turmsanierung eine Kläranlage bauen. Und dort erwarteten die Archäologen keine besonderen Funde.Dem ist aber nicht so. Denn sie entdeckten Mauern eines großen Gebäudes aus der späten Römerzeit, dem dritten und vierten Jahrhundert nach Christus. Drei Bauphasen habe es hier gegeben, erklärte Zeune. Eine gut erhaltene ältere römische Mauer. An diese sei ein Gewölbekeller angebaut worden. Auf der anderen Mauerseite seien Halbbögen angesetzt worden. "Vielleicht eine Art Stützmauer", so der Forscher. "Was uns völlig überrascht hat, ist an dieser Stelle das Fehlen von Funden aus dem Mittelalter", sagte Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt. Zum Teil schon 40 Zentimeter unter der Erdoberfläche beginnt hier die Römerzeit. Die Entdeckung des römischen Gebäudes hat Auswirkungen. Bürgermeister Hermann Josef Schmidt: "Die Kläranlage muss auf jeden Fall an einer anderen Stelle gebaut werden."Die zweite Ausgrabungsstelle liegt direkt neben der Eingangstür des Schaumbergturmes. Vier Meter tief ist das Loch. Es reicht bis auf den zerklüfteten Fels des Schaumberges, die ursprüngliche Bergspitze. In diesen Fels sind Treppenstufen geschlagen. Auf dem Fels gründet ein Rundturm aus dem 15. Jahrhundert, dem Spätmittelalter. Dieser Turm, so Zeune, ist wohl an das Hauptgebäude angebaut, es könnte ein Treppenturm gewesen sein.An dieser Stelle soll im Zuge der Turmsanierung ein Pelletbunker für die Holzheizung gebaut werden. Kann er auch, allerdings muss die Planung angepasst werden. Fünf Wochen hat Joachim Zeune mit seinen Mitarbeitern am Schaumberg gegraben. Im Herbst schließt sich noch eine weitere dreiwöchige Grabungsphase an."Zuschütten oder zugänglich machen, was machen wir mit den Funden?" Das fragte Bürgermeister Hermann Josef Schmidt bei der Präsentation der Grabungsergebnisse auf dem Schaumbergplateau. Die Antwort müssen Gemeinde und Landkreis als Eigentümer des Plateaus geben. "Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass die Geschichte erlebbar sein wird", sagte Landrat Udo Recktenwald.

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