Rock-Frischlinge begeisterten das Publikum

Riegelsberg · Von Metal über knackigen Crossover bis zu poetischen Singer-Songwriter-Klängen: Der Rock-Nachwuchswettbewerb um den Goldenen Scheinwerfer am Freitag und Samstag in der Riegelsberghalle glänzte bei seiner 14. Ausgabe mit Vielfalt.

 Das Stubbi-Oberwasser-Trio aus Völklingen steuerte Nachdenkliches zum Wettbewerb „Goldener Scheinwerfer“ bei. Foto: Oliver Dietze

Das Stubbi-Oberwasser-Trio aus Völklingen steuerte Nachdenkliches zum Wettbewerb „Goldener Scheinwerfer“ bei. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Eigentlich höre er ja gar keinen Rock. "Oldschool-Hip-Hop ist mein Ding", sagt Daniel Schneider und nickt heftig im Takt der harten Riffs mit. Gekommen ist er trotzdem in die Riegelsberghalle zur Verleihung des Goldenen Scheinwerfers. Der 28-Jährige weiß schon, wer seine Stimme bekommt. "Die ‚Deubs‘ sind fast Nachbarn von mir, kommen ebenfalls aus der Nachtweide", sagt er - sichtlich bemüht, seinen Blick nicht von der Bühne abwenden zu müssen. Der Hip-Hop-Fan, heute im Bann der Leadgitarre, statt des Plattentellers. Musik, die verbindet, über Genregrenzen hinweg.

Das Kunststück, aufstrebenden Rockbands aus dem Saarland einen fairen Wettbewerb zu bieten, hat Christian Dörr fertig gebracht. Der 39-Jährige ist Vorsitzender des Rockfördervereins Saarbrücken, Mitglied im Kulturförderverein Riegelsberg - und Rocker bis in die Haarspitzen.

Dörr hat sich auch das Wahlverfahren ausgedacht: Als Eintrittskarte gibt es einen Wahlzettel mit Erst- und Zweitstimme. "Damit nicht die Band mit den meisten Fans im Gepäck gewinnt." Jeder soll einen objektiven Blick auf die Talente werfen. Um während des zweitägigen Wettbewerbs kein Ungleichgewicht aufkommen zu lassen, werden die Stimmen zu den jeweiligen Zuschauerzahlen ins Verhältnis gesetzt. Dass die Menschentraube direkt vor der Bühne dennoch aus Freunden und Familienmitgliedern der Bands besteht, lässt sich wohl nicht vermeiden. Die Stimmung in der Turnhalle ist trotzdem die ganze Zeit über freundlich, familiär, fair. Keine Häme, kaum Buhrufe.

Ein paar Schritte neben den Familien stößt man dann auf die Hardcore-Fans, die nur der Stimmung und der Musik wegen kommen. Geschmückt mit Zylinder, Rüschenhemd, Ledermantel und Stiefeln - ein Rock 'n' Roller aus dem Bilderbuch. Hier steht der Hip-Hopper neben dem Rockliebhaber. Und die steht neben der Großmutter, die die Enkelin anfeuert. So kommt zu später Stunde tatsächlich so etwas wie Festivalfeeling auf in der kleinen Riegelsberghalle.

Obwohl der Wettbewerb im Vordergrund steht: an Facettenreichtum steht der Goldene Scheinwerfer den großen Bühnen in nichts nach. Ob Ode an die 80er von Stereoelectric, knackiger Crossover der College Sluts, nachdenkliches, poetisches Singer-Songwritertum vom Stubbi-Oberwasser-Trio oder harter Metal, Screaming und Shouting inklusive, wie ihn die Deubs abliefern: Jede Färbung des Rock 'n' Rolls haben die Veranstalter abgedeckt. Obwohl es am Ende nicht reichen soll für die Favoriten von Daniel Schneider - sein Musikgeschmack trifft den der fünfköpfigen Jury. "Schöne Stimme", sagt er fachmännisch und meint Sängerin Nathalie Paolino. Die Jury sieht das wohl ähnlich - und stattet die Hardrocker von CXY aus Merzig mit 300 Euro Förderpreisgeld aus. In der Gunst des Publikums rangieren Indelicate aus Saarbrücken am höchsten. Gerade ein paar Monate ist die Band alt, Gitarristin Nuschi Gödicke ist noch ganz aus dem Häuschen: "Dass wir als Wildcard-Gewinner gleich beim ersten Versuch den Goldenen Scheinwerfer gewinnen, ist unglaublich." Mit der "Wildcard" konnten Bands nach einem Wettbewerb im Devil's Place kurzfristig ins Aufgebot des Goldenen Scheinwerfers nachrücken. Die Weichen für die Karriere von Indelicate sind gestellt. Eine EP haben sie pressfrisch zur Preisverleihung mitgebracht. Mit dem Goldenen Scheinwerfer im Rücken soll jetzt ein ganzes Album folgen.

Bürgermeister Klaus Häusle findet passende Abschiedsworte: "Der Goldene Scheinwerfer ist für Riegelsberg wie die Saarbahn." Nur eben mit Nietengürtel und Lederkutte.

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