Ringen um Balance für Körper und Seele

Püttlingen. Die neue Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Püttlinger Knappschaftskrankenhaus hat, im Anbau der Klinik, ihre Arbeit aufgenommen. Untergebracht ist sie im Klinikanbau, in dem zuvor die zum Jahresende geschlossene Klinik für Naturheilkunde und Präventivmedizin ihren Standort hatte. Gestern wurde bei einem Pressetermin das Konzept der Klinik vorgestellt

 Ergotherapeut Alexander Wolfanger bei der Maltherapie mit einer Patientin. Foto: Knappschaftsklinik

Ergotherapeut Alexander Wolfanger bei der Maltherapie mit einer Patientin. Foto: Knappschaftsklinik

Püttlingen. Die neue Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Püttlinger Knappschaftskrankenhaus hat, im Anbau der Klinik, ihre Arbeit aufgenommen. Untergebracht ist sie im Klinikanbau, in dem zuvor die zum Jahresende geschlossene Klinik für Naturheilkunde und Präventivmedizin ihren Standort hatte. Gestern wurde bei einem Pressetermin das Konzept der Klinik vorgestellt.Chefärztin der Klinik ist Dr. Christina Kockler-Müller, geboren 1956 in Dillingen, die zuvor leitende Oberärztin der Klinik für Neurologie am Knappschaftskrankenhaus war. Die Klinik verfügt über 20 Betten, von denen 11 bereits belegt sind. Die Verweildauer ist in der Regel vier bis sechs Wochen, Ausnahmen sind möglich. "Und nach der Zeit in der Klinik ist die Therapie noch nicht zu Ende, sondern geht in der Regel ambulant weiter", schildert Dr. Helmut Jäger, Chefarzt der Neurologie. Christina Kockler-Müller betont zudem, dass eine Mitarbeit des Patienten unbedingt notwendig ist.

Eine Besonderheit der Klinik besteht darin, dass es sich um eine Akut-Klinik handelt, also insbesondere für Patienten mit aktuellen Problemen, während psychosomatische Reha-Kliniken eher den sozialmedizinischen Aspekt in den Vordergrund stellen würden, wie zum Beispiel das Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit. So verstehe man sich auch nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu Reha-Kliniken, mit denen auch eine Zusammenarbeit angestrebt werde.

In Püttlingen würden vorrangig "Menschen mit Problemen im körperlichen und seelischen Gleichgewicht" behandelt, etwa in den Bereichen Angst, Depression, Schlafstörung und Burnout. "Ziel ist es, das innere Gleichgewicht wieder herzustellen und die Krankheitssymptome auszuschalten beziehungsweise zu minimieren."

Vor Behandlungsbeginn werde im Gespräch geklärt, ob der Aufenthalt in der Klinik der richtige Weg ist, oder ob eher eine ambulante Hilfe oder eine Reha-Maßnahme angebracht ist. Dann wird mit dem Patienten besprochen, welches Ziel erreicht werden soll und wie man es erreichen kann. Die Klinik bietet verschiedene Therapiemöglichkeiten: Tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Einzeltherapien, Gruppentherapien oder, in neu geschaffenen Räumen, Musik- und Kunsttherapien, die helfen sollen, Probleme von Patienten zu ergründen, die (noch) nicht gut über diese Probleme reden können. Auch Sport, Entspannungsverfahren, Physio- und Bewegungstherapien (einschließlich Schwimmbad) werden angeboten, zudem Schulungen für Angehörige.

Ein wichtige Rolle soll in der Klinik auch dem Behandeln psychologischer Leiden im Zusammenhang mit körperlichen Krankheiten zukommen, etwa wenn es darum geht, sich mit psychischen Folgen einer schweren Erkrankung auseinanderzusetzen. Auch gibt es Bereiche in der Medizin, in denen eine körperliche Krankheit durch die eigene Art, wie man diese Krankheit wahrnimmt, verstärkt wird. Als Beispiel nennt Dr. Jäger zwei Patienten mit identischem Rückenleiden, das der eine aber kaum wahrnimmt, während es für den anderen Schmerzen und eine Einschränkung der Lebensqualität bedeutet. In solchen Fällen geht es dann darum, die Wahrnehmung der Krankheit zu ändern, etwa dass nicht mehr das ganze Denken nur noch um die Krankheit kreist.

Hintergrund

Psychologische Störungen, so Chefärztin Christina Kockler-Müller, seien in Europa zur größten gesundheitspolitischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts geworden. Jährlich würden, laut einer Studie, über 38 Prozent aller Einwohner der Europäischen Union unter einer bedeutsamen psychischen Störung leiden, weniger als ein Drittel der Betroffenen würde professionelle Hilfe erhalten, die Behandlung starte oft erst Jahre nach dem Krankheitsbeginn. mr

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