Rinderkadaver verwesen auf Weidegelände

Losheim am See. Die Organisation "Menschen für Tierrechte" wirft einem Bauern im Losheimer Ortsteil Wahlen vor, seine Rinder zu vernachlässigen. Tierschützer fanden drei Tierkadaver, die sich bereits im Verwesungsprozess befanden, ein Rinderskelett sowie einen skelettierten Kuhschädel

 Offenbar schaffte es diese Kuh mit ihrem Kälbchen nicht mehr den Hang hoch. Foto: Becker&Bredel

Offenbar schaffte es diese Kuh mit ihrem Kälbchen nicht mehr den Hang hoch. Foto: Becker&Bredel

Losheim am See. Die Organisation "Menschen für Tierrechte" wirft einem Bauern im Losheimer Ortsteil Wahlen vor, seine Rinder zu vernachlässigen. Tierschützer fanden drei Tierkadaver, die sich bereits im Verwesungsprozess befanden, ein Rinderskelett sowie einen skelettierten Kuhschädel. Drei Mitarbeiter des zuständigen Veterinäramts überprüften den Hof daraufhin gestern aufgrund einer Anzeige der Tierschützer.Auf dem unwegigen, unübersichtlichen und abschüssigen Weidegelände lag an einem Hang unter einem Busch ein Kuh-Kadaver neben einem toten Kalb. Offensichtlich war die Kuh, die kurz zuvor gekalbt haben muss, die Böschung hinabgestürzt und hatte es nicht mehr den Hang hoch geschafft. Augenscheinlich verendeten daraufhin Mutter- und Jungtier. Es gibt an dieser Stelle des Geländes keinen Zaun, der einen solchen Sturz des Muttertiers hätte verhindern können.

Für Angaben der Tierschützer, wonach das neugeborene Kälbchen aus dem Bauch der Mutterkuh herausgeschnitten worden sei, fanden sich indes keine Belege. Der äußere Anschein deutet vielmehr darauf hin, dass ein Tier nach dem Verenden der Kuh ein Loch in deren Kadaver gebissen hat. Entgegen den Angaben der Tierschützer hatte das Muttertier eine Ohrmarke.

Wie Gesundheits-Staatssekretär Sebastian Pini (FDP) der SZ mitteilte, wurde auf der Wiese auch ein schwer verletztes Kalb entdeckt, das aus Tierschutzgründen eingeschläfert werden musste. Man habe die sofortige Beseitigung aller auf dem Gelände gefundenen Tierkadaver und -skelette angeordnet. Eine Seuchengefahr gehe von den verendeten Tieren jedoch nicht aus.

Der ganze Vorgang wirke auf ihn "entsetzend", sagte Pini der SZ. Das Landesamt für Gesundheit und Verbraucherschutz als zuständige Veterinärbehörde sei angewiesen, "unverzüglich" in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, welches die Fachaufsicht hat, weitere Ermittlungen einzuleiten, um Vorfälle dieser Art in Zukunft auszuschließen. Man könne nicht von Tierquälerei sprechen. Allerdings prüfe das Amt, ob Tierhaltungsverpflichtungen verletzt wurden.

Pini beschrieb die Struktur des Weidegeländes als "für Menschen sehr undurchdringlich", mit verwachsenen Büschen und Ecken, an die man ohne große Gerätschaften nicht herankomme. "Der Gesamteindruck lässt den Schluss zu, dass man auf der Managementebene mehr tun muss." Man müsse einen besseren Überblick über die Rinder bekommen, weiter erschienen "organisatorische und bauliche Verbesserungen" in dem Betrieb erforderlich, sagte der Staatssekretär.

Der Bauer hält nach eigenen Angaben rund 260 Rinder, davon rund je zur Hälfte Milchkühe und Mutterkühe zur Fleischproduktion. Er räumte ein, dass er die Tiere in der Vergangenheit nicht an jedem Abend, als die Kühe in den Stall geführt wurden, nachgezählt hat. Im Stall selbst waren auf den ersten Blick keine offenkundigen Missstände festzustellen.

Pini kündigte zugleich die Überprüfung weiterer Bauernhöfe an, um derartige Vorfälle in Zukunft auszuschließen. Aus seiner Sicht wäre es verfrüht, Parallelen zu einem Vorgang in Eft-Hellendorf zu ziehen, wo einem Bauern vor Jahren Rinder wegen übler Haltungsbedingungen von Amts wegen weggenommen worden waren.

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