Riesige Freude in Norwegen

Altstadt/Limbach

 Dass ihr im Zweiten Weltkrieg umgekommener Patenonkel Otto Wiehn in Norwegen einen Sohn hatte, hat Martha Kleis aus Altstadt erst vor kurzem erfahren. Jetzt erhielt sie ein Antwortschreiben. Foto: SZ/Baus

Dass ihr im Zweiten Weltkrieg umgekommener Patenonkel Otto Wiehn in Norwegen einen Sohn hatte, hat Martha Kleis aus Altstadt erst vor kurzem erfahren. Jetzt erhielt sie ein Antwortschreiben. Foto: SZ/Baus

Altstadt/Limbach. "Dear Marta - my grandmother has confirmed that it is "her" Otto on the pictures you send me!" "Liebe Marta, meine Großmutter hat "ihren" Otto auf den Fotos, die du mir geschickt hast, wiedererkannt!": Unbeschreiblich war die Freude am Polarkreis wie auch im Süden Norwegens, dass das Rätsel um die Herkunft von Otto Wiehn nun endlich geklärt ist. Ganz oben im Norden Skandinaviens freute sich Halldis Mathilde Emanuelsen, die gerade ihren 85. Geburtstag feiern konnte, über die Post von Marta Kleis aus Altstadt - denn darin fanden sich die Bilder, auf die sie seit mehr als 60 Jahren gewartet hatte. Sie zeigten in deutscher Soldatenuniform den damals 23 Jahre alten Otto Wiehn aus Limbach. Und für die betagte Norwegerin gab es keinen Zweifel, dass dieser und kein anderer der Vater ihres Sohnes Jan Steinar ist (wir berichteten). Zum Hintergrund: Seit längerer Zeit schon war Cecilie Kollström auf der Suche nach ihren familiären Wurzeln. Nach einem Otto Wiehn recherchierte sie kreuz und quer durch deutsche Archive und Standesämter. Denn: Ein deutscher Soldat dieses Namens war im Zweiten Weltkrieg an der Front von Murmansk eingesetzt. "Er kam immer wieder nach Svanvik/Pasvik südlich von Kirkenes. Dort freundete er sich mit meiner Großmutter an, der Norwegerin Halldis Mathilde Emanuelsen, die 1923 geboren ist und damals als Köchin im deutschen Kasino arbeitete", schilderte die Enkelin in ihren Anschreiben Anhaltspunkte für weitere Nachforschungen. Im Mai 1943 seien sich ihre Großmutter und der damals 28 Jahre alte Otto Wiehn letztmalig begegnet - wegen einer Beinverletzung musste er auf ein Schiff verlegt werden. Was der Soldat nie erfuhr: Halldis Mathilde Emanuelsen war im zweiten Monaten schwanger von ihm. Wenige Wochen später erhielt die werdende Mutter die Nachricht, dass das Lazarettschiff "Birka" versenkt worden sei - bei dem Untergang starb auch Otto Wiehn. Am 15. Januar 1944 kam dann der gemeinsame Sohn Jan Steinar zur Welt. Marta Kleis, heute 71 Jahre alt, ist die Patentochter des "Gesuchten" und hatte jüngst eine Anzahl von alten Aufnahmen in Richtung Norden geschickt (wir berichteten). "Es ist ganz unglaublich, dass mein Papa wie sein Vater aussah. Papa war gerührt. Ich kann mir seine innersten Gefühle kaum vorstellen. Diese Stunde ist für ihn fast unwirklich, ein ganz besonderer Tag in seinem Leben", beschreibt die 36-jährige Enkelin des Limbachers in ihrer nunmehr eingegangen Antwort. Dass Otto Wiehn zwei weitere Enkel und inzwischen auch vier Urenkel in Norwegen hat, auch darauf weist Cecilie Kollström ausdrücklich hin. Und sie möchte noch viel mehr über ihren Großvater und ihre Verwandtschaft in Limbach erfahren. "Kannst Du dich erinnern, was Otto im zivilen Leben einen Beruf hatte? Wofür hat er sich interessiert? Ich möchte so gern mehr über ihn wissen, um es meinem Vater, meiner Großmutter und meinen Geschwistern zu vermitteln", sprudelt sie in ihrem Brief nur so vor Fragen. Wo Otto Wiehn gearbeitet hat, konnte Marta Kleis inzwischen klären. Dass er einen Bürojob bei der Homburger Firma Schwinn hatte, dort sozusagen die rechte Hand des Prokuristen war, das erfuhr sie von Robert Herrmann (86) aus Limbach, der bei dem gleichen Unternehmen beschäftigt war. Auch die noch lebende Verwandtschaft in der Region konnte sie recherchieren. Ansonsten ist derzeit weiter intensiv auf Spurensuche. Und sie würde sich freuen, wenn sie weitere Informationen bekäme, mit der sie die Limbacher Nachkommenschaft in Norwegen versorgen kann.Info: Tel. (06841) 80151. "Liebe Marta, meine Großmutter hat "ihren" Otto auf den Fotos, die Du mir geschickt hast, wiedererkannt!"Halldis Mathilde Emanuelsen

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