Rettungseinsatz für Bambi und Klopfer

Hoof · In einer Serie stellt die Saarbrücker Zeitung Themen rund ums Tier vor. Dieses Mal geht es um einen Landwirt in Hoof und Mitglieder des Deutsch-Langhaar-Vereins Saarland. Gemeinsam haben sie zehn Rehkitze und einige Junghasen vor dem Tod durch den Mähdrescher bewahrt.

 Andreas Seyler mit einem geretteten Rehkitz. Fotos: Verein

Andreas Seyler mit einem geretteten Rehkitz. Fotos: Verein

 Kaum zu sehen: ein Rehkitz im hohen Gras.

Kaum zu sehen: ein Rehkitz im hohen Gras.

Mit großen braunen Augen schaut das Rehkitz ängstlich auf. In einiger Entfernung von ihm steht Deutsch-Langhaar-Hündin Bess. Sie ist ganz ruhig, bewegt sich nicht, dreht lediglich ihren Kopf zurück zu ihrem Herrchen. Jäger Bernd Jung versteht die Geste des Tieres sofort. "Wenn Bess so ruhig dasteht, weiß ich, dass sie etwas entdeckt hat." Behutsam beugt sich Jung zu dem Kitz und bringt es in Sicherheit. Denn kurze Zeit später wird diese Wiese gemäht.

Rehmütter legen ihre Kitze gerne mal im hohen Gras ab, wähnen den Nachwuchs dort in Sicherheit. Doch wenn es für die Landwirte an der Zeit ist, die Wiesen zu mähen, werden die Wildtiere häufig Opfer der riesigen Drescher. Nicht immer werden die Jungtiere sofort getötet, sagt Jung. Sie erleiden oft schwerste Verletzungen. "Ich bin einmal gerufen worden, um ein Kitz zu erlösen", erinnert sich der Hoofer Jäger.

Um solch grausige Funde im Heu zu vermeiden, hat Landwirt Rudi Ziegler aus Hoof vorgebaut. "Die Ernte hat sich mehr als drei Wochen verzögert", sagt Ziegler. "Deshalb habe ich noch mehr Kitze als üblich in den Wiesen vermutet." Damit die Jungtiere nicht zu Schaden kommen, hat der Landwirt Kontakt mit Bernd Jung aufgenommen. Er ist der Vorsitzende des Deutsch-Langhaar-Vereins Saarland und hat sich sofort bereit erklärt, die Wiesen abzusuchen. Zusammen mit den Vereinskollegen Horst Weyrich, Carsten Jung, Andreas Seyler und Marcus Witeczek sowie fünf Jagdhunden ging es an die Arbeit.

25 bis 30 Hektar groß sind die Wiesen von Bauer Ziegler. "Die abzusuchen war ganz schöne Arbeit", lobt er den Einsatz der Mensch-Hunde-Gespanne. Deren Suche musste genau geplant sein. "Ein einfaches durch die Wiesen laufen, reicht nicht", erklärt Jung. Man müsse genau hinschauen, um kein Kitz zu übersehen. Jeder Hundeführer hatte Handschuhe dabei, um die Tiere anfassen und in Sicherheit bringen zu können. "Wenn man ein Jungtier mit der bloßen Hand anfasst, ist es möglich, dass es das Muttertier nicht mehr annimmt", erklärt Jung.

Einige Junghasen und sechs Rehkitze retteten die Mitglieder des Deutsch-Langhaar-Vereins schließlich aus dem hohen Gras. "Das jüngste Tier war gerade einmal ein Tag alt", erinnert sich Jung. Für den Jäger war die fünfstündige Suche eine gelungene Aktion. "Wir sind froh, wenn wir Bescheid wissen, wann die Landwirte mähen. Dann können wir den Tieren helfen."

Landwirt Ziegler hat nicht nur durch die Zusammenarbeit mit den Hundefreunden Rehkitze gerettet, sondern selbst noch im letzten Moment eingreifen können. Er war gerade dabei, einen Wiesenabschnitt zu mähen, als er ein Reh sah. Vor dem Motorengeräusch ergriff es nicht die Flucht. Das kam dem Landwirt verdächtigt vor. Also stieg er von dem Drescher und entdeckte vier Kitze. "Ich habe sie dann auf Gras gebettet und zur Seite gebracht", erinnert sich Ziegler. Er ist froh über die erfolgreiche Aktion und zehn gerettete Kitze, die jetzt zu stolzen Rehgeißen oder Rehböcken heranwachsen können.

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