Respekt, bitte, vor dem Nikolaus

Saarbrücken/Trier. Lebkuchen, Spekulatius oder Zimtsterne - alles ist jetzt schon im Supermarkt zu haben, obwohl die Advents- und Weihnachtszeit erst in einem Monat beginnt. Und auch er, der weißbärtige Zipfelmützenträger in Rot, der "Weihnachtsmann", wartet in den Geschäftsregalen darauf, gekauft zu werden

 Lange vor der Weihnachtszeit bereits in den Kaufhaus-Regalen: Nikoläuse aus Schokolade. Foto: dpa / Timo mitze

Lange vor der Weihnachtszeit bereits in den Kaufhaus-Regalen: Nikoläuse aus Schokolade. Foto: dpa / Timo mitze

Saarbrücken/Trier. Lebkuchen, Spekulatius oder Zimtsterne - alles ist jetzt schon im Supermarkt zu haben, obwohl die Advents- und Weihnachtszeit erst in einem Monat beginnt. Und auch er, der weißbärtige Zipfelmützenträger in Rot, der "Weihnachtsmann", wartet in den Geschäftsregalen darauf, gekauft zu werden.Im Saarland machen jetzt die katholischen Jugendlichen unter dem Motto "Vorfahrt für den Nikolaus" mobil. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Diözese Trier will mit seiner Kampagne den heiligen Nikolaus als Freund der Kinder und Helfer für Menschen in Not stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken, die Verdrängung des Heiligen durch den "Weihnachtsmann" als Figur der Reklame stoppen.

Frank Kettern, BDKJ-Vorsitzender im Bistum Trier, sagt: "Wir wollen mit der Aktion ein Zeichen für kritischen Konsum setzen, die Bevölkerung für die christliche Bedeutung des Nikolaus und sein Fest am 6. Dezember sensibilisieren." Der heilige Nikolaus war zu Beginn des 4. Jahrhunderts nach Christus Bischof von Myra, dem heutigen Demre in der Türkei.

Eine zweite Botschaft, die "Fairänderung des Advents", zielt laut BDKJ auf die mitunter menschenunwürdigen Bedingungen bei der Ernte auf Kakaoplantagen. Es gehe allerdings nicht darum, dem Handel an den Karren zu fahren, merkt Kettern an: "Wir wollen eine positive Botschaft vermitteln, aber kein Verbot erreichen." Es könne nicht sein, dass im September, wenn Grillware vielleicht nicht mehr so läuft, einfach schon die Weihnachtsware in die Regale gestellt wird. Eine Position, die Helmut Paulus, Sprecher der Evangelische Kirchenkreise an der Saar, teilt: "Alles hat seine Zeit."

Damit eben alles zur rechten Zeit in den Regalen liegen könne, formuliert es Christoph Kleer, Geschäftsführer des saarländischen Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung, würde die Industrie eben früh mit Produktion und Auslieferung anfangen. "Wenn die Ware dann in den Läden ausliegt, gibt es auch die Nachfrage." Hierauf hat Frank Kettern auch eine Antwort parat: "In unserer hoch technisierten Welt kann man sicher auch anders logistisch arbeiten."

Der Trierer BDKJ organisiert die Aktion zum ersten Mal, gemeinsam mit dem BDKJ in der Diözese Speyer. Dort wird die Aktion bereits seit 2002 durchgeführt. Mitmachen können Gruppen, Kindertageseinrichtungen, Schulklassen und alle anderen, die ein Zeichen setzen wollen. In Zusammenarbeit mit einem Verlag, der Nikoläuse aus fair gehandelter Schokolade anbietet, können Gruppen aus den Diözesen Speyer und Trier etwa einen Schokoladen-Nikolaus Verkauf organisieren, dessen Erlös für einen guten Zweck bestimmt sein kann. Kettern hat bereits erste Interessenten.

Weitere Informationen zur Aktion beim BDKJ der Diözese Trier unter Tel. (0651) 9 77 11 05 oder www.bdkj-trier.de.

Meinung

Maß halten, wo Maßlosigkeit droht

Von SZ-RedaktionsmitgliedHans-Christian Roestel

Ohne Zweifel: Die Aktion der Katholischen Jugend, Vorfahrt für den Nikolaus zu fordern und in der Bevölkerung ein Gefühl des verantwortungsvollen Einkaufs anzusprechen, ist lobenswert. Es lohnt sich immer auf Werte hinzuweisen, die ein gewisses Maß gegenüber maßlosem oder zumindest maßvergessenem Konsum einfordern.

Auch wenn in Deutschland Religionsfreiheit herrscht, ist unsere Gesellschaft doch weitestgehend vom Christentum und seinen Werten geprägt. Dessen moralischen Maximen sollte man durchaus Beachtung schenken, indem man sie auch befolgt und nicht nur registriert. Ein ähnliches Bewusstsein ist im Übrigen auch bei der Nachfrage, pardon: Nutzung so genannter verkaufsoffener Sonntage angebracht und sollte tunlichst nicht im hintersten Winkel persönlicher Wahrnehmung verschwinden.

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