Reizen, wetten, stechen

Dillingen. Hedwig Schulz und Annerose Ackermann sitzen sich gegenüber, sehen sich in die Augen, dann konzentriert auf den Kartenfächer in ihrer Hand. Die Arme aufgestützt, die Körperhaltung gespannt. Blinzeln, Sprechen oder Handzeichen sind jetzt nicht erlaubt. Wer seinem Gegenüber etwas mitteilen will, muss sich einer Hinweiskarte aus der Bidding-Box bedienen

 Hedwig Schulz (links) mit ihrer Bridgepartnerin Annerose Ackermann (rechts). Foto: Kallenbrunnen

Hedwig Schulz (links) mit ihrer Bridgepartnerin Annerose Ackermann (rechts). Foto: Kallenbrunnen

Dillingen. Hedwig Schulz und Annerose Ackermann sitzen sich gegenüber, sehen sich in die Augen, dann konzentriert auf den Kartenfächer in ihrer Hand. Die Arme aufgestützt, die Körperhaltung gespannt. Blinzeln, Sprechen oder Handzeichen sind jetzt nicht erlaubt. Wer seinem Gegenüber etwas mitteilen will, muss sich einer Hinweiskarte aus der Bidding-Box bedienen. Hedwig Schulz und Annerose Ackermann sind Bridge-Partner. Jeden Dienstag treffen sie sich mit ihrem Bridge-Club "Treff Sieben" im Café Reinhard in Dillingen. Seit über 20 Jahren spielt der Club hier zusammen.Hedwig Schulz hat viel Karo auf der Hand. Die 68-Jährige legt Bid-Karte Karo 3 vor sich auf den Tisch. "Das bedeutet: Ich hab gut Karo", flüstert sie. Nach 35 Jahren zählt ihr Club 46 Mitglieder, darunter nur vier Männer. Dabei ist Bridge natürlich nicht bloß etwas für Damen im hohen Alter. Na gut, im Café Reinhard sitzen außer dem männlichen Spielleiter ausschließlich Frauen jenseits der 60. Aber das macht Bridge ja noch lange nicht zu einem Spiel für alte Frauen.

"Das ist ein altes Vorurteil", sagt Hedwig Schulz, "dieses Bild wurde in frühen englischen Filmen geprägt, da war Bridge fest mit Damen-Teekränzchen verbunden."

An jüngeren Mitgliedern mangele es seit Jahren. Hedwig Schulz sieht keinen Anlass dafür. "Bridge ist sehr unterhaltsam und außerdem Gehirnjogging!" Hier geht es weniger um Kartenglück als vielmehr um die richtige Strategie. In einigen Ländern ist Bridge deshalb sogar olympisch anerkannt.

Jedes Spiel ist eine neue Wette. Am Anfang wird gereizt, also mit den Gegnern gewettet, wie viele Stiche man zusammen mit dem Partner schafft. "Das ist das Schöne", sagt Annerose Ackermann, "wir müssen uns jetzt ohne ein Wort verständigen, um zu klären, was wir jeweils auf der Hand haben und ob wir etwa einen Trumpf aushandeln können." Überhaupt ist Bridge ein sehr stilles Spiel. Karten sprechen für die Spieler und Reden stört ja auch die Konzentration. Coeur ist Trumpf. Eine beliebige Herzkarte gewinnt jetzt jeden Stich.

Sich beim Reizen ohne ein Wort gut verständigen, das eigene Blatt und das des Partners danach gut einschätzen und dann durch geschicktes Ausspielen mindestens so viele Stiche machen, wie vorausgesagt. "Das ist die Herausforderung und das Faszinierende", findet Hedwig Schulz. Beim Spiel besteht ein Stich aus vier Karten. Nacheinander legen die Spieler eine Karte auf den Tisch.

"Was spiele ich denn jetzt aus?" Hedwig Schulz denkt laut nach. Seit elf Jahren spielt sie schon Bridge. Sie entscheidet sich für "Treff Zwei" - die Kreuz Zwei also, die niedrigste Karte. Ihre Partnerin hat den Kreuz König. "Sie ist stark mit Treff", sagt Hedwig Schulz wenig überrascht. "Das konnte sie mir beim Reizen verraten." Das Gegnerpaar kann mit Sechs und Acht nicht dagegenhalten. Dieser Stich geht an Hedwig Schulz und Annerose Ackermann.

Hedwig Schulz lädt für Montag, 22. August, um 18 Uhr, bei der KEB in Dillingen, Friedrich-Ebert-Straße 14, zu einem Info über Bridge ein. Anmeldung bis 18. August, Telefon (0 68 31) 7 60 20.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort