Reittherapie mit Kalle und Tinka

Blieskastel. Er ist groß, schlank, hat rot-braunes Fell und warme braune Augen. "Kalle ist unser Frauenversteher", sagt Ergotherapeutin Susanne Zimmer lächelnd und streichelt dem Wallach durch die Mähne. Frauen, die zur Reittherapie kommen, seien immer begeistert von dem sensiblen siebenjährigen Wallach

Blieskastel. Er ist groß, schlank, hat rot-braunes Fell und warme braune Augen. "Kalle ist unser Frauenversteher", sagt Ergotherapeutin Susanne Zimmer lächelnd und streichelt dem Wallach durch die Mähne. Frauen, die zur Reittherapie kommen, seien immer begeistert von dem sensiblen siebenjährigen Wallach. Doch Karl-Heinz hat auch andere Qualitäten: "Jungs sehen in ihm den verwegenen Abenteuerer", sagt Susanne Zimmer und bauen so eine Beziehung zu dem Tier auf. Die Ergotherapeutin mit Praxis in Böckweiler hat eine Zusatzausbildung zur tiergestützten Therapie gemacht und arbeitet seit sechs Jahren zusammen mit ihren Tieren. "Für mich sind meine Tiere wertvolle Mitarbeiter, denn ich erreiche mit ihnen viel schneller viel mehr", sagt die Therapeutin. Neben Kalle ist die 13-jährige Stute Tinka Teil des Teams. Das Tinker-Mix-Pony erobert für gewöhnlich die Kinderherzen im Sturm - besonders bei Mädchen kommt Tinka gut an. Außerdem gibt es noch einen Therapiehund: Labrador Paula. Doch zurzeit hat die Hündin einen Krankenschein.Untergebracht sind die beiden Pferde auf dem Neukahlenberger Hof. Hier finden auch die Reittherapiestunden statt. "Alleine die Umgebung hier ist wie ein Urlaub vom Alltag", so Zimmer. Zu ihr kommen vor allem Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit, Verhaltensauffälligkeiten, Autismus und Kinder, die eine schwere Krise wie Scheidung der Eltern oder längere Krankenhausaufenthalte erlebt haben. Susanne Zimmer hat aber auch erwachsene Patienten. Bei ihnen spielt häufig das Burn-out-Syndrom eine Rolle. Meist ist das Selbstwertgefühl der Patienten angekratzt und sie wollen etwas Neues erleben. "Viele, die sich Menschen gegenüber nicht mehr öffnen können, können es beim Pferd", weiß die Therapeutin. Denn ein Pferd enttäuscht sie nicht. Alle Patienten, die zu Susanne Zimmer kommen, dürfen sich ihr Therapiepferd selbst aussuchen. "Das ist für mich immer ein interessanter Moment."

Pferde sind sehr sensible Tiere und können auf verschiedene Menschen und deren Charaktere gut eingehen. Für Eltern sei es oft spannend zu sehen, wie sich ihr Kind im Umgang mit dem Pferd verändert. "Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit reden viel und haben einen großen Bewegungsdrang", erklärt Zimmer. "Wenn sie auf Kalle sitzen, werden sie ruhiger."

Susanne Zimmer achtet darauf, dass ihre tierischen Mitarbeiter nicht zu viel gefordert werden. "Die Pferde arbeiten maximal drei Mal am Tag." Außerdem sei es wichtig, dass die Tiere ausreichend Bewegung bekommen. Als Ausgleich zur Arbeit haben beide Pferde auch Hobbys: Tinka springt gerne, und Kalle spielt Fußball und lernt Zirkuskunststücke.

Susanne Zimmer, die selbst reitet, seit sie zehn Jahre alt war, hat schon mit Pferden verschiedenster Rassen gearbeitet. "Bei einem Therapiepferd kommt es nicht auf die Rasse an, sondern auf die Eigenschaften, die ein Tier mitbringt." Neben der Ausbildung zum Reitpferd hat Susanne Zimmer viel Gelassenheitstraining gemacht, um ihre Stute und ihren Wallach an die unterschiedlichsten Umweltreize zu gewöhnen. Inzwischen ist aus den beiden Pferden und der Therapeutin ein eingespieltes Team geworden.

 Reittherapie mit Susanne Zimmer: Auf der Stute Tinka strahlt Alizee Selbstvertrauen aus (oben). Mit Pascal auf dem Rücken darf der Wallach Karl-Heinz Fußball spielen. Fotos: Evelyn Schneider

Reittherapie mit Susanne Zimmer: Auf der Stute Tinka strahlt Alizee Selbstvertrauen aus (oben). Mit Pascal auf dem Rücken darf der Wallach Karl-Heinz Fußball spielen. Fotos: Evelyn Schneider

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