Realschulen im Umbruch

Homburg/Limbach. Die künftige Schullandschaft im Saarland, die im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung angedeutet wurde, beschäftigt natürlich nicht nur die Grundschulen (wir berichteten), sondern vor allem auch die weiterführenden Schulen

Homburg/Limbach. Die künftige Schullandschaft im Saarland, die im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung angedeutet wurde, beschäftigt natürlich nicht nur die Grundschulen (wir berichteten), sondern vor allem auch die weiterführenden Schulen. Auch wenn es noch nicht endgültig ausformuliert ist: Das Saarland wird in einigen Jahren andere Schulstrukturen haben als bisher, so viel steht fest. "Wenn die Gemeinschaftsschule kommt, dann wäre dies ohnehin das Ende der beiden Schulformen Erweiterte Realschule und Gesamtschule," vermutet Bernd Molitor, stellvertretender Schulleiter an der Erweiterten Realschule in Limbach. "Aber wie das aussehen soll, weiß ich nicht, obendrein braucht man dafür eine Verfassungsänderung." Bisher, so Molitor, sei das gerade neu konzipierte Kultusministerium aber noch mit keiner einzigen konkreten Vorgabe an die Erweiterten Realschulen herangetreten: "Das braucht seine Zeit, ich glaube nicht, dass einschneidende Neuerungen schon im Schuljahr 2010 möglich sein werden." Viele Organisationsprobleme müssten erst gelöst werden, wobei der Platz das geringste Hindernis wäre: "Den hätten wir hier in Limbach," sagt Molitor. Die Frage sei vielmehr, welche Lehrer wann die künftigen fünften Klassen unterrichten sollen: "Kommen die Lehrer von uns, vom Gymnasium, von den Grundschulen?" Für Karl-Peter Ranker, den Schulleiter der Homburger ERS II an der Erbacher Sandrennbahn, wirft die Planung des Ministeriums eine grundlegende Frage über das gesamte Konzept seiner Schule auf: "Bei uns werden die Klassen fünf und sechs als wichtige Einheit gesehen, weil sich danach entscheidet, welchen Zweig die jungen Leute einschlagen." Nun sollen aber die künftigen Grundschul-Klassen vier und fünf eine Einheit bilden. "Damit fiele bei uns komplett der Jahrgang fünfte Klasse raus", erklärt Ranker. Damit stehe für ihn automatisch das pädagogische Konzept der ERS auf dem Prüfstand: "Wenn man die Schwerpunkte in den Eingangsklassen anders setzt, muss man die gesamte bisher gewohnte Struktur überdenken." Man könne nicht an der Basis etwas ändern, "ohne dass das restliche Gebäude davon etwas merkt." Sein Kollege Volker Ruppert, Leiter der Homburger ERS I (Bosch-Schule), sieht dies ähnlich: "Wenn die fünfte Klasse an die Grundschule zurückgeht, fallen bei uns auf einen Schlag 70 bis 80 Schüler weg. Es geht uns damit eine ganze Klassenstufe verloren." Die könne räumlich zwar an seine Schule angedockt werden, "aber die funktioniert nach anderen Regeln." Auch er glaubt nicht an eine schnelle Umsetzung: "Daran hängt das gesamte Konzept der Erweiterten Realschulen. Ohne fünfte Klasse müssen wir komplett neu planen." Meinung

Weg führt zum Schulzentrum

Von SZ-Redakteurin Christine Maack Während die einen über Platzprobleme nachdenken, haben die anderen schon erkannt, was im Saarland passieren wird: Eine grundlegende Neuausrichtung der Schullandschaft. Das liegt, wenn man zeitlich über den Tellerrand hinausschaut, vor allem an der demografischen Entwicklung. Im Schnitt werden im Saarland derzeit im Jahr 7000 Kinder geboren. Das ist etwas mehr als die Hälfte der Einwohnerzahl von Erbach. Man muss kein Pessimist sein, um festzustellen, dass damit eigentlich schon alles über die Zukunft gesagt ist - über die des Landes und die der Schulen. Denn man braucht künftig weder viele verschiedene Grundschulstandorte noch viele verschiedene Schularten. Man wird, wie in Frankreich, zentrale Schulzentren betreiben: An einem gemeinsamen Ort die künftigen Grund- und Gemeinschaftsschulen - und nebenan einige Gymnasien, die überlebt haben. HintergrundDas neue Konzept für den Übergang auf weiterführende Schulen wird im Koalitionsvertrag im ersten Kapitel "Bildung und Betreuung" vorgestellt. Dort heißt es: "Neben der Verankerung des gemeinsamen Lernens bereits im vorschulischen Bereich wird das gemeinsame Lernen aller Kinder eines Jahrgangs über die bisherige Grundschulzeit hinaus um ein weiteres Jahr verlängert." So werde künftig in der neuen Jahrgangsstufe fünf, "aber auch in der Jahrgangsstufe vier der Unterricht sowohl von Grundschullehrern als auch von Kollegen aus allen weiterführenden Schulformen durchgeführt. Durch Differenzierung des Lernens soll sichergestellt werden, dass alle Kinder nach ihrem Lern- und Leistungsvermögen gefördert werden. Die Klassenstufen vier und fünf werden als pädagogische Einheit gesehen. Der Klassenverband bleibt beim Übergang von der vierten in die fünfte Klasse erhalten." red

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