Rauchverbot vertreibt Gäste
Kreis Neunkirchen. Marina Schäfer ist seit Jahrzehnten Wirtin. Mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Horst Emmrich hat sie das Rondell in Neunkirchen als beliebten Treffpunkt, als "Szene-Lokal", etabliert. Für sie hat das Nichtraucherschutzgesetz, das den Wirten keine "Hintertürchen" bei der Bewirtung rauchender Gäste mehr lässt, spürbar negative Auswirkungen
Kreis Neunkirchen. Marina Schäfer ist seit Jahrzehnten Wirtin. Mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Horst Emmrich hat sie das Rondell in Neunkirchen als beliebten Treffpunkt, als "Szene-Lokal", etabliert. Für sie hat das Nichtraucherschutzgesetz, das den Wirten keine "Hintertürchen" bei der Bewirtung rauchender Gäste mehr lässt, spürbar negative Auswirkungen. "Der Dart-Verein ist weg und das Bezahlfernsehen Sky habe ich abgemeldet, weil fast niemand mehr zum Sport-Gucken hergekommen ist", ärgert sich die Gastronomin über die Einschränkungen. Die Stimmung sei nicht mehr so gut, wenn die Raucher immer wieder das Lokal verlassen müssten, um draußen ihre Zigarette anzuzünden. Wegen des Publikumrückgangs habe sie auch schon Personal einsparen müssen, klagt Marina Schäfer.Nicht froh ist auch Jörg Moog vom Neunkircher Hotel zum Ellenfeld mit der rigiden Regelung. Zwar führt er sein Lokal, in dem auch gerne gespeist wird, schon seit zwei Jahren nicht mehr als Raucherlokal, dennoch geht er von einem Gäste-Rückgang von 20 bis 25 Prozent aus. "Die Leute nutzen wieder ihre Hobbyräume, um sich zu treffen, ein Bier zu trinken und dabei auch mal ein Zigarettchen zu rauchen", hat er festgestellt. Und wenn beim Muschel-Essen am Sechser-Tisch in regelmäßigen Abständen nur noch drei Leute sitzen, dann sei diese eher ungemütliche Form des Beisammenseins eben auch dem Nichtraucherschutz geschuldet, so der Nicht-Raucher Moog.
Lothar Bungert vom gleichnamigen Lokal an der Heiligenwalder Reitanlage, der selbst nie geraucht hat, versucht seinem qualmenden Publikum entgegenzukommen, in dem er vor der Türe mittels Heizpilz, Zelt-Pavillon und Aschenbecher für etwas Gemütlichkeit sorgt. "Das sollte man den Rauchern schon bieten, wenn sie draußen bleiben müssen", so der Restraurant-Betreiber und Küchenchef Bungert. So sieht man das auch im Lokal Treffpunkt in Uchtelfangen. Dort haben die "Qualmpittcher" sogar einen überdachten Mini-Tresen mit Sitzgelegenheiten vor der Eingangstüre zur Verfügung, an dem bei gutem Wetter gerne auch die Nichtraucher sitzen, um ihr Getränk zu genießen.
Bei Theo Kessler in seinem Lokal "Zum Solch" in Merchweiler haben sich die allermeisten Stammgäste mittlerweile mit der Situation arrangiert. "Wenn man zu zweit draußen ist, kann man sich da ja weiter unterhalten beziehungsweise den bislang unbekannten Mit-Raucher kennenlernen", meint Lotte Fell, die auch beim Dienstags-Frauen-Stammtisch ungerne auf ihre Entspannungs-Zigarette verzichtet.
Tim Johannes vom Hotel-Restaurant Burg Kerpen in Illingen hat feststellen müssen, dass das strenge saarländische Nichtraucherschutz-Gesetz bei Nicht-Saarländern auf einiges Unverständnis stößt. Wenn er beispielsweise Hotel-Gäste aus Rheinland-Pfalz habe, sei denen schwer verständlich zu machen, warum sie hier nicht wie bei sich daheim noch eine Zigarette genießen können. Dass er den örtlichen Zigarrenclub als Kunden in seinen Räumen verloren hat, macht Tim Johannes, der eine schicke Raucherlounge eingerichtet hatte, natürlich auch nicht froh.
Aber zufrieden mit der Situation im Saarland sind natürlich die meisten Nichtraucher, die in Lokalen nun niemanden mehr bitten müssen, doch bitte rücksichtsvollerweise das Qualmen einzustellen.
Auf einen Blick
Das Saarland führte zum 1. April 2011 ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie ein. Lediglich Gastronomen, die nachweisbar Geld für die Schaffung von Raucherräumen investiert haben, haben eine Übergangsfrist bis 31. Dezember 2011. Das Rauchverbot gilt auch für Vereinsheime, Discotheken, Festzelte, Beherbergungsbetriebe, Spielhallen und Spielcasinos, wenn diese auch gastronomische Räume beinhalten.
Diese Rechtslage wurde vom Verfassungsgerichtshof des Saarlandes bestätigt. red