Rasenmäher überflüssig

Güdingen · 535 000 Euro hat der neue Kunstrasenplatz des SV Güdingen gekostet, den größten Teil davon hat der Verein selbst aufgebracht. Dabei war der SV vor sieben Jahren beinahe insolvent.

 Heinz Schiffler, Ex-Vorsitzender des SV Güdingen, Schriftführer Karl-Heinz Herrmann und der neue Vorsitzende Ralf Kramny (von links) auf dem neuen Kunstrasen. Foto: Becker&Bredel

Heinz Schiffler, Ex-Vorsitzender des SV Güdingen, Schriftführer Karl-Heinz Herrmann und der neue Vorsitzende Ralf Kramny (von links) auf dem neuen Kunstrasen. Foto: Becker&Bredel

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Einen Rasenmäher brauchen die Fußballer vom SV 1919 Güdingen für ihr Spielfeld nicht mehr. Seit Oktober verfügen die Kicker über einen Kunstrasen - "einen der besten im Saarland", wie Schriftführer Karl-Heinz Herrmann stolz betont. Mit einer Größe von 104 mal 68 Metern habe der Platz die größten Maße, die der Fußball-Weltverband vorsieht. "Wir könnten hier auch eine Weltmeisterschaft austragen", scherzt Ralf Kramny, seit April Vereinsvorsitzender.

Ein Weltturnier in Güdingen - dazu wird es wohl vorerst nicht kommen. Doch der Verein spürt schon jetzt positive Effekte des immergrünen Rasens, gerade für die Nachwuchsarbeit: Statt drei "Minis" im vergangenen Jahr trainieren nun über 20 beim SV. "Auch der Verband hat gesehen, dass es hier eine schmucke Anlage gibt", sagt Kramny. Man hoffe darauf, möglichst viele Spiele für den Fußballverband auszurichten, das bringe zusätzliche Einnahmen. Mit einem großen Turnier wurde Ende Mai der Platz offiziell eingeweiht.

Vor sieben Jahren war der SV fast insolvent. "Wir hatten offene Rechnungen über 30 000 Euro", erinnert sich Heinz Schiffler, Kramnys Vorgänger. Der marode Tennenplatz von 1954 stand häufig voll Wasser und war unbespielbar. "Wir hatten immer eine gute Jugendarbeit, aber keinen zeitgemäßen Platz", sagt SV-Schriftführer Karl-Heinz Herrmann.

Schiffler wurde vor sechseinhalb Jahren Vorsitzender, das Defizit wurde abgebaut. Bald darauf beschloss der 330 Mitglieder zählende Verein, das Mammutprojekt Kunstrasen anzugehen. Der Vorstand suchte Sponsoren und Spender, stellte Bauanträge, verhandelte mit der Landeshauptstadt. Und die Vereinsmitglieder zahlten freiwillig höhere Beiträge. Die neue Anlage kostete nach Vereinsangaben 535 000 Euro - ehrenamtliche Arbeit inklusive. Das Land und die Landeshauptstadt förderten das Projekt mit je 75 000 Euro, hinzu kamen 100 000 Euro von der Sportplanungskommission. Der Eigenanteil des Vereins lag also bei 258 000 Euro - ein Erfolg, der viele Väter hat: Zum Beispiel zog eine neunköpfige "Rentnertruppe" Gräben für die Drainage. Ein Vereinsmitglied, von Beruf Architekt, brachte sein Wissen unentgeltlich ein. Zusätzlich nahm der SV einen Kredit über 60 000 Euro auf. Die teure Pflege des Kunstrasens und die Instandhaltung des Geländes sind laut Verein Pflichten, die aus dem für 30 Jahre geschlossenen Pachtvertrag mit der Stadt hervorgehen, vorher bestand ein Nutzungsvertrag. Nun stehen noch weitere Schritte an: Ballfangzäune, ein kleiner Naturrasenplatz, der für jedermann zugänglich sein soll, die Erneuerung des Parkplatzes und des Vereinsheims. Am wichtigsten ist für Schriftführer Herrmann, dass "die Leute hier ihrem Hobby nachgehen können".

Es gehe nicht um kurzfristigen Erfolg, sondern darum, viele Jugendliche in den Verein zu integrieren - und zu halten. Die Minis von heute könnten die erste Mannschaft von morgen werden und sich vielleicht auch einst im Vorstand einbringen, hofft die Vereinsspitze. Die Güdinger sehen sich nicht zum Erfolg verdammt. Beim SV soll es keinen bezahlten Fußball geben. Dass die erste Mannschaft "nur" in der Bezirksliga spielt, reiche vollkommen aus, denn in höheren Spielklassen müsse man Spieler meist bezahlen. Der Verein will bodenständig bleiben - auch mit WM-tauglichem Rasen.

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