Rapspressen war Knochenarbeit

Heusweiler-Berschweiler. Wer bei Barock nur an Prunkbauten denkt, kennt die Barockstraßen-Station in Heusweiler-Berschweiler noch nicht. Direkt gegenüber der Bushaltestelle "Berschweiler Straße" geht es runter zur alten Ölmühle. Bereits im 15. Jahrhundert wurde hier Öl gepresst. Das Gebäude, das wir heute hier sehen, stammt aus dem 18

 Klaus Reimann erklärt den Besuchern der alten Ölmühle in Berschweiler, wie die Anlage aus dem 18. Jahrhundert funktionierte. Foto: Andreas Engel

Klaus Reimann erklärt den Besuchern der alten Ölmühle in Berschweiler, wie die Anlage aus dem 18. Jahrhundert funktionierte. Foto: Andreas Engel

Heusweiler-Berschweiler. Wer bei Barock nur an Prunkbauten denkt, kennt die Barockstraßen-Station in Heusweiler-Berschweiler noch nicht. Direkt gegenüber der Bushaltestelle "Berschweiler Straße" geht es runter zur alten Ölmühle. Bereits im 15. Jahrhundert wurde hier Öl gepresst. Das Gebäude, das wir heute hier sehen, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde zwischen 1767 und 1779 errichtet. Die Berschweiler Ölmühle war eine der ersten vorindustriellen technischen Anlagen im Saarland und wurde bereits in den 1970er Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Mittlerweile steht auch das dazugehörige Wohnhaus, das in seinen Kellerräumen ebenfalls eine Mühlenanlage beberbergte, unter Denkmalschutz.

Seit die Barockstraße, die die ehemaligen Residenzen Saarbrücken, Blieskastel, Ottweiler und Zweibrücken verbindet, einen Schlenker durchs Köllertal macht, steigt die Besucherzahl, berichtet der Eigentümer Klaus Reimann der Gruppe der Heusweiler Volkhochschule, die die Mühle besichtigt. Raps, Mohn - in den Notzeiten auch Bucheckern - seien bis 1939 in Berschweiler zu Öl verarbeitet worden. Auch Walnüsse brachten die Bauern, denn wegen der Mücken stand neben jedem Misthaufen ein Walnussbaum. Die Teilnehmer der Führung erfahren viel über die barocke Mühlentechnik, also den Kollergang, das Presswerk aus Holz, den Wärmeofen und die Walzenmühle. Und Klaus Reimann erzählt viel aus der damaligen Lebenswelt. Zum Beispiel, dass die Jahrespacht umgerechnet ein Schwein betragen habe. Dessen Wert sei im 18. Jahrhundert weitaus höher als heute gewesen. "Ein Schwein, das war schon was", sagt Reimann. Der Müller habe vom Fürsten auch die Erlaubnis erhalten, im Wald Holz für Reparaturen zu schlagen. "Das Rapspressen war Knochenarbeit", sagt Ingenieur Reimann, zwei Mann hätten an einem 15- bis 16-Stunden-Tag rund 120 Liter Öl erwirtschaftet. Spannend aber sind nicht nur die Geschichten rund um die Ölgewinnung vor über 200 Jahren. Das barocke Gebäude mit den dicken Bruchsteinwänden, dem gestampften Lehmboden und der Decke aus Eichenbalken und Stroh ist vor allem sehenswert.

Besichtigungstermine: Klaus Reimann, Tel. (06806) 81786.

Hintergrund

Die Barockstraße Saarpfalz ist die erste kulturhistorische Themenstraße im Saarland und der Westpfalz. Partner sind der Regionalverband Saarbrücken, die Landkreise Neunkirchen und Saarpfalz sowie die Stadt Zweibrücken. Weitere Infos unter www.barockstrasse-saarpfalz.de. red

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