Radfahren mit Hindernissen

Völklingen. Einbahnstraßen ohne Radspur für den Gegenverkehr, viel befahrene Straßen, enge Bürgersteige. In Völklingen sind ruhige und sichere Radwege Mangelware. Anderthalb Jahren nach der Ankündigung der Stadt, sie wolle ihre Radwege aufbessern, hat sich wenig getan

Völklingen. Einbahnstraßen ohne Radspur für den Gegenverkehr, viel befahrene Straßen, enge Bürgersteige. In Völklingen sind ruhige und sichere Radwege Mangelware. Anderthalb Jahren nach der Ankündigung der Stadt, sie wolle ihre Radwege aufbessern, hat sich wenig getan."Viele Änderungen waren mit Förderanträgen an die Europäische Union und den Bund verknüpft", begründet Wolfgang Paquet, zuständig für den Masterplan Grün bei der Stadt, die Lage. Im Rahmen dieses Entwicklungskonzeptes sollen zwei Achsen existierender Radwege vernetzt werden. Die erste Achse führt entlang der Saar, die zweite vom Saar-Kohlewald zum Warndt.

Einer der Knotenpunkte ist das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Ein Radweg sollte durch das Gelände der Hütte bis zum Saar-Radweg auf der anderen Seite des Flusses führen. Das gesamte Projekt, das die Renovierung der Meisterhäuser der Völklinger Hütte einschloss, hätte 1,2 Millionen Euro gekostet. Hütte und Stadt hatten einen Förderantrag dafür beim Investitionsprogramm Nationale Unesco-Welterbestätten des Bundes eingereicht; es sollte 90 Prozent der Kosten übernehmen. Als der Bund jedoch feststellte, dass die geplante Gesamtsumme nicht reichen würde für alles Beantragte, senkte er die Förderquote auf 50 Prozent. "Wir mussten dann zurücktreten", erklärt Arno Harth, Verwaltungsleiter des Weltkulturerbes, "weder die Stadt noch die Hütte hätten das finanzieren können."

Ein zweiter wichtiger Knotenpunkt befindet sich kurz nach der Karolingerbrücke, neben dem Kanu-Klub. Der Radweg auf der nördlichen Seite der Saar in Völklingen sollte bis zum Alten Brühl renoviert und verbessert werden. Die Stadt hatte einen Antrag auf Ko-Finanzierung im Rahmen des EU-Projekts "Das Blaue Band" gestellt. Er wurde abgelehnt, weil er nicht genau den geographischen Kriterien des Blaues Bandes entsprach. "Wir verabschieden uns aber nicht vom Projekt", sagt Wolfgang Paquet. Er möchte den Antrag in den nächsten Jahren wieder stellen. Dieser neue Teil vom Radweg wäre nur den Anfang eines größeren Radweges gewesen, der südlich der Schienen bis zum Völklinger Platz geführt hätte.

Diese Verbesserungen der Radwege sollen dem Tourismus dienen. Wer durch die Innenstadt zur Arbeit fahren möchte, hat zwei Möglichkeiten. Er kann - legal, aber ungeschützt - auf der Straße neben den Autos fahren. Oder - illegal - auf dem Bürgersteig, wo er natürlich den Unmut der Fußgänger wecken wird. "Seit Jahren wird in der Stadt generell wenig für Radfahrer gemacht", beschwert sich Dietmar Neffe. Der ehemalige Präsident des Radtouristikvereines Komet in Völklingen findet "die heutige Lage im Stadtzentrum gefährlich für die Radfahrer". Nach Auskunft von Wolfgang Paquet dürfte sich die Lage aber vorerst nicht ändern: "Für Alltagsradfahrer ist in nächster Zeit nichts geplant."

Stichwort

Masterplan Grün: Die im Masterplan Grün vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf, neue Freifläche in der Stadt zu schaffen und der Natur mehr Raum zu geben. Völklingen soll unter anderem Scharnier sein zwischen der Wald- und der Bergbauachse der Region.

"Das Blaue Band" wird durch Interreg finanziert, einen europäischer Fonds, der "regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" in den Grenzregionen unterstützen soll. Zum blauen Band gehören ungefährt 30 kleine Projekte entlang der Saar. Die aktuelle Förderperiode endet 2013.

Investitionsprogramm Nationale Unesco-Welterbestätten:

Dessen erster Teil (2009-2013) gehört zu einem speziellen Konjunkturprogramm. Nach dem ersten Teil stellte der Bund fest, dass nicht alle Kredite verwendet worden waren. Mit den Resten startete er den zweiten Teil (2010-2014); dafür stand aber weniger Geld zur Verfügung. Und der Bund entschied, die Förderquote auf 50 Prozent zu senken. stv

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