Rabenschwarzer Humor und jüdischer Mutterwitz

Saarbrücken. Frage von der Bühne: "Gibt es in Saarbrücken Gruppierungen, vor denen man Angst haben muss?" "Die Linken!" antwortet aus dem Publikum Richard Lucien Borg. Bühne: "Das finde ich gut, dass auch Nazis zu meinen Lesungen kommen!" Zwischenruf: "Das war jetzt nicht so gut!" Egal. Oliver Polak darf das

Saarbrücken. Frage von der Bühne: "Gibt es in Saarbrücken Gruppierungen, vor denen man Angst haben muss?" "Die Linken!" antwortet aus dem Publikum Richard Lucien Borg. Bühne: "Das finde ich gut, dass auch Nazis zu meinen Lesungen kommen!" Zwischenruf: "Das war jetzt nicht so gut!" Egal. Oliver Polak darf das. Ob seine Replik nun tatsächlich auf Borgs Bemerkung gemünzt war oder auf eine andere aus den Zuschauerreihen - politische Korrektheit und bildungsbürgerliche Betroffenheit scheren einen Oliver Polak wenig. Der darf auch den ehemaligen Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saarbrücken, der ihn am Dienstag über seinen Verein "DenkmalMit!" nach Saarbrücken geholt hat, des Rechtsradikalismus zeihen. Oder den Zentralrat der Juden einen "Miesepeter" schimpfen: "60 Jahre mies drauf". Denn Oliver Polak ist der Mann, der das Buch geschrieben hat: "Ich darf das, ich bin Jude". Doch während andere jüdische Komiker in Hollywood Karriere machen, landet der aus dem emsländischen Papenburg stammende Polak im Theater Blauer Hirsch. Wir lernen viel über Papenburger Verhältnisse, die Strenge jüdischer Mütter und das einsame Gefühl jüdischer Kinder an Weihnachten. Was ist er nun? "Papenburger Jude oder chassidisches Comedy-Monchichi"? Das weiß Polak offenbar selbst (noch) nicht so genau. Zum Abschluss kokettiert er mit dem Lied "Ich will vielleicht gar kein Komiker sein." Wär schade. Denn in der Comedy-Szene besetzt Polak wie andere Minderheiten-Kollegen eine Nische, in der er als Betroffener unverkrampft Tabus knackt. Und das Publikum kann befreit lachen. kek

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