Putz verdeckt Feuerwerk an Farben

Mettlach. In sattem Schwarz-braun breiten sich die Flügel des Adlers - Symbolbild des Apostels Johannes - im Altarraum aus. Auch das Lamm, den Löwen, Symbol des Apostels Markus, und den Engel, Symbol des Apostels Matthäus, haben die Restauratoren zum Leuchten gebracht

Mettlach. In sattem Schwarz-braun breiten sich die Flügel des Adlers - Symbolbild des Apostels Johannes - im Altarraum aus. Auch das Lamm, den Löwen, Symbol des Apostels Markus, und den Engel, Symbol des Apostels Matthäus, haben die Restauratoren zum Leuchten gebracht. Ende 2011 waren sie bei Sanierungsarbeiten auf die Gemälde, die um 1880 entstanden sein sollen, im Altarraum der Mettlacher St.-Joseph-Kapelle gestoßen. Derzeit setzt die Firma Mrziglod das Farbenspiel fort: Auf ockerfarbenen Grund an den Seitenwänden des neugotischen Juwels schimmern Rosetten und stilisierte Blüten - ein Hauch von Gold inklusive. 2003 hat die Familie von Boch mit den Sanierungsarbeiten an der Kapelle, ihrem wunderschönen Erbstück, begonnen. "Wir wollen dieses Erbe erhalten und weiterhin pflegen", sind sich Wendelin von Boch und sein Cousin Luitwin Gisbert von Boch einig. Auf rund 900 0000 Euro werden die Kosten für die Restaurierung geschätzt - einschließlich des Daches. Die Familie von Boch beteiligt sich mit rund 300 000 Euro an den Kosten, wie Pressereferentin Natascha Eichholz auf SZ-Anfrage sagt.Die Familie von Boch wird in ihrem Engagement von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt. Jetzt hat die DSD für die weitere Innensanierung 25 000 Euro übergeben (wir berichteten).

Fasziniert lassen Ulrich Bollert, Ortskurator Saarland, und sein Mitstreiter Edgar Beck ihre Blicke über den Bildzyklus am Seitenschiff der Kirche, eine Nachbildung der hochmittelalterlichen Sainte Chapelle in Paris, schweifen, folgen gespannt den Ausführungen von Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt. "Der Verzicht auf Heiligenbilder ist in der Tat außergewöhnlich", sagt er.

Längst haben Marco, Margit sowie Nina Mrziglod und ihre Mitstreiter an den Seitenwänden auch die Engel und Putten, die über den filigranen Ornamenten thronen, aus ihrem Versteck geholt, Zentimeter für Zentimeter den weißen Putz abgetragen, hinter dem sie über Jahrzehnte verborgen waren. Neuen Glanz haben sie den großen und kleinen Engelsfiguren ebenfalls schon verliehen - einschließlich der Spruchbänder mit den acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt. Hier wie auch an anderen Stellen hatte nach den Worten von Marco Mrziglod Feuchtigkeit Schaden angerichtet. "Mit speziellen Acrylfarben konnten wir die Urfassung wiederherstellen", erläutert der Restaurator. Freigelegt sind auch die prächtigen Fliesen aus dem Hause V&B.

"Wir wollen dieses Erbe erhalten und pflegen."

Luitwin Gisbert von Boch und Wendelin von Boch

Hintergrund

Gut 132 Jahre ist es her, dass die Schlosskapelle St. Joseph in Wallerfangen abgebaut und mit Schiffen nach Mettlach transportiert wurde - als Hauskapelle der von Bochs und als Familiengruft. 1864 ist nach Darstellung von Ruppert Schreiber vom Denkmalamt die Kapelle für Céphalie Thierry ursprünglich in Wallerfangen erbaut worden - nach den Entwürfen von Franz-Georg Himpler. Die Kapelle wurde von Pflegern, Ärzte und Kranken des nahe gelegenen Krankenhauses zum Gebet und für Gottesdienste genutzt.

Durch den Umbau und die Verlegung des Krankenhauses nahezu nutzlos geworden, ließen Eugen von Boch und Ehefrau Octavie die Kapelle 1879 abbauen und 1882 über der Familiengruft im Mettlacher Klostergarten wieder errichten. Sie diente auch den Borromäerinnen als Gotteshaus. Noch heute wird die Kapelle St. Joseph, ein Juwel neogotischer Architektur, als Gotteshaus genutzt - egal, ob zu Taufen, Hochzeiten oder zum Gottesdienst. mst

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