Public Corporate - wie bitte?

Heute wird diese Kolumne zu einem Sprachpranger, und an den kommen Stadtverwaltung und Stadtrat. Letzterer verabschiedete jüngst eine eigentlich lobenswerte Leitlinie. Die soll mehr Transparenz in die städtischen Beteiligungen bringen und trägt den für alle Saarbrücker ausgesprochen transparenten Namen "Public Corporate Governance Kodex", abgekürzt PCGK

Heute wird diese Kolumne zu einem Sprachpranger, und an den kommen Stadtverwaltung und Stadtrat. Letzterer verabschiedete jüngst eine eigentlich lobenswerte Leitlinie. Die soll mehr Transparenz in die städtischen Beteiligungen bringen und trägt den für alle Saarbrücker ausgesprochen transparenten Namen "Public Corporate Governance Kodex", abgekürzt PCGK. Wie bitte? Was für'n Ding? Klingt fast wie eine schlimme Krankheit. Warum wurde nicht ein Name gefunden, den die Menschen in der Stadt verstehen? Zum Beispiel "Leitlinien für die Führung städtischer Unternehmen"? Wozu dieser unsägliche Neusprech, der doch letztlich genau das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkt: Intransparenz nämlich. Nachfrage bei der Stadtverwaltung. Die will sich mit einer schnöden Reaktion per E-Mail aus der Affäre ziehen. Da heißt es unter anderem: "Public Corporate Governance Kodex ist ein feststehender wirtschaftlicher Begriff, der in der ganzen Bundesrepublik verwendet wird. Die Landeshauptstadt hat sich bei der Bezeichnung ihres Leitfadens am allgemeinen wirtschaftlichen Sprachgebrauch orientiert." So ist das also. Weil es ja alle schlecht machen, sind wir entschuldigt, wenn wir wie die Lemminge mitlaufen. Interessant, dass im Rat keinem Mitglied diese Verhunzerei aufgefallen ist. Jeder rechtschaffene Englishman wäre allerdings extremely horrified. Wir übersetzen für Rat und Verwaltung: über alle Maßen entsetzt. "Kodex" ist nämlich keineswegs ein englisches Wort. Wir haben es hier also letztlich mit geistloser Sprachpanscherei zu tun.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort