Psychoterror im Netz

Saarbrücken. Es fing an mit einer harmlosen Streiterei zwischen Mädchen. Dann bekam die 15-jährige Sabine plötzlich anonyme E-Mails, in denen sie als Schlampe beschimpft wurde. Auf der Pinnwand ihres SchülerVZ-Profils standen Dinge wie "du bist so hässlich" und ihre Klassenkameraden machten sich auf einer eigens eingerichteten "Sabinehasser-Seite" über sie lustig

Saarbrücken. Es fing an mit einer harmlosen Streiterei zwischen Mädchen. Dann bekam die 15-jährige Sabine plötzlich anonyme E-Mails, in denen sie als Schlampe beschimpft wurde. Auf der Pinnwand ihres SchülerVZ-Profils standen Dinge wie "du bist so hässlich" und ihre Klassenkameraden machten sich auf einer eigens eingerichteten "Sabinehasser-Seite" über sie lustig. Für die Schülerin brach eine Welt zusammen.Dabei handelt es sich keineswegs um einen Einzelfall. Auf den Pinnwänden der sozialen Netzwerke Facebook, StudiVZ und Co. werden schon lange nicht mehr nur Nettigkeiten ausgetauscht. "Cyber-Mobbing" oder "Cyber-Bullying" heißt die neue Art der Beleidigung, bei der moderne Kommunikationsmittel wie Internet oder Handy eine wichtige Rolle spielen. Beschimpft und beleidigt wird nicht nur per SMS oder E-Mail. Mobber nutzen auch Videoportale wie YouTube, um ihre Opfer im Web bloßzustellen.Betroffen vom virtuellen Mobbing sind insbesondere Kinder und Jugendliche. Nach Untersuchungen der Freien Universität Berlin hat in Deutschland inzwischen jeder fünfte Jugendliche als Täter oder Opfer mit Mobbing im Internet zu tun. Aber auch bei Erwachsenen wird Cyber-Mobbing zunehmend ein Thema, sagt Gudrun Melzer von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz. Über Lehrer wird beispielsweise besonders gerne in speziell dafür eingerichteten Gruppen in sozialen Netzwerken abgelästert. Nach einer Studie der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft sind mittlerweile rund 60 000 Lehrer in Deutschland Opfer digitaler Mobbing-Attacken.Experten schätzen das Cyber-Mobbing im Vergleich zum "direkten" Mobbing als besonders problematisch ein, da die neuen Medien viel mehr Möglichkeiten bieten. So verstecken sich die meisten Täter hinter der Anonymität des Netzes. Die Hemmschwelle sinkt dadurch enorm, schließlich muss man seinen Opfern nicht persönlich gegenübertreten. "Cyber-Mobbing kann zur schweren psychischen Belastung werden", warnt Dilek Akinci von der Initiative www.klicksafe.de. Die Opfer ziehen sich häufig aus Angst, Scham und Verunsicherung zurück und trauen sich nicht mehr in die Schule oder an den Arbeitsplatz. Betroffenen wird geraten, nicht auf die Beleidigungen zu antworten, um den Tätern keine weitere Angriffsfläche zu bieten. Außerdem sollte das Bild oder die beleidigende Aussage dem Betreiber der Internet-Plattform gemeldet werden. Er ist dazu verpflichtet, die prekären Inhalte aus dem Netz zu nehmen. Betroffene sollten sich nicht scheuen, über die Vorfälle zu reden und sich Menschen anvertrauen, um nicht alleine mit dem Problem zu sein. Auf Online-Portalen wie www.klicksafe.de oder www.seitenstark.definden Betroffene Hilfe. Als Anlaufstelle für jugendliche Cyber-Mobbing-Opfer ist die Webseite www.juuport.degedacht. Über die Selbsthilfeplattform der Niedersächsischen Landesmedienanstalt können Jugendliche zu Gleichaltrigen Kontakt aufnehmen, die durch psychologische, pädagogische und juristische Fachkräfte speziell geschult wurden. www.klicksafe.dewww.seitenstark.dewww.juuport.de

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