Psychische Erkrankungen sind im Saarland auf dem Vormarsch

Saarbrücken · In keinem anderen Bundesland fallen Beschäftigte so häufig wegen psychischer Erkrankungen aus wie im Saarland. Das Burn-out-Syndrom spielt dabei nur eine geringe Rolle – die häufigste Diagnose lautet Depression.

Im Saarland gibt es deutschlandweit die meisten Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Das berichtet die Krankenversicherung DAK Gesundheit in ihrem neuen Gesundheitsreport für das Saarland, der gestern in Saarbrücken vorgestellt wurde. So gab es im Jahr 2012 je 100 DAK-Versicherte 266 Krankheitstage wegen psychischer Leiden. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 203 Tagen. Hochgerechnet ergebe das für alle Erwerbstätigen im Saarland etwa 1,38 Millionen Fehltage.

Damit liegen psychische Erkrankungen hinter Muskel- und Skelett-Erkrankungen auf Platz zwei der häufigsten Gründe von Krankschreibungen. Frauen waren dabei knapp doppelt so oft betroffen wie Männer.

Seit dem Jahr 2000 hat die Zahl der Fehltage im Saarland aufgrund psychischer Erkrankungen um 85 Prozent zugenommen. Ein wesentlicher Grund dafür ist laut Michael Hübner, dem Landeschef der DAK Gesundheit, dass Ärzte mit seelischen Leiden heute anders umgehen: "Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Problem krankgeschrieben, während sie früher beispielsweise mit der Diagnose chronische Rückenschmerzen arbeitsunfähig gewesen wären." Steigender Arbeitsdruck gehöre ebenso zu den Ursachen. "Heutzutage müssen oft weniger Mitarbeiter dieselbe Arbeit erledigen", sagt der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum, Professor Matthias Riemenschneider. "Im Saarland zeigt sich das beispielsweise im öffentlichen Dienst und in der Verwaltung." In mittelständischen Betrieben gebe es weniger Festangestellte und mehr Zeitarbeiter - kurzfristige Arbeitsverhältnisse verstärkten das Risiko, psychisch zu erkranken. Dasselbe gelte für die ständige Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit. Dies ist im Saarland laut dem DAK-Gesundheitsreport jedoch eher die Ausnahme als die Regel.

Am häufigsten stellen Ärzte Depressionen fest. Sie treten acht Mal häufiger auf als das Burn-out-Syndrom, das in der öffentlichen Diskussion häufig im Mittelpunkt steht. 2012 haben die Ärzte im Saarland dem Bericht zufolge Burn-out nur bei jedem 750. Mann und jeder 300. Frau diagnostiziert.

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