Prüfer checken Schulsaal-Decken
Regionalverband · Mit einer Untersuchung in allen 50 Schulen reagiert der Regionalverband auf den Absturz einer Klassensaaldecke. Zu tun ist weit mehr. Allein um die Schulen auf Vordermann zu bringen, fehlen schon 20 Millionen Euro.
Nach 30 Jahren kam das Ende. Schauplatz: ein zum Glück leerer Unterrichtssaal des Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums II Am Mügelsberg. Zwei Drittel einer 55 Quadratmeter großen Zimmerdecke aus Gipskarton stürzten plötzlich ab: 10 bis 15 Kilo pro Quadratmeter schwer, 55 Quadratmeter groß, Hunderte von Kilos, für die es am 26. November kein Halten mehr gab. Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer: "Zum Zeitpunkt des Einsturzes war in dem Raum Unterricht geplant. Weil die Lehrerin krank war, wurden die Schüler einer anderen Klasse zugeordnet."
Jetzt haben die Bauingenieure des Regionalverbandes eine "Großfahndung" in allen 50 Schulen gestartet. Gesucht: Decken desselben Typs. Die Lösung: ein Austausch. Allein am TGBBZ II seien drei weitere Räume betroffen und bis nach der Reparatur gesperrt, sagt Kiefer.
Für Stephan Körner, Grünen-Fraktionschef in der Regionalversammlung, offenbart der Zwischenfall die Kluft zwischen dem, was der Regionalverband in die Schulen steckt, und dem, was nötig wäre.
Bereits jetzt belaufe sich der "Sanierungsstau" auf 20 Millionen Euro. Körner folgert: "Da muss man sich nicht wundern, wenn irgendwann gefährliche Schäden auftreten." Zudem räche sich, dass der Regionalverband beim Bauunterhalt "viel zu viel Personal" eingespart habe. Der Regionalverband entgegnet, der Personalbestand für den Bauunterhalt, 16 Stellen für Ingenieure, eine für einen technischen Angestellten, sei ab 2002 unverändert. "Nur im Rahmen des Bundeskonjunkturprogramms waren von Ende Mai 2009 bis Ende 2011 zwei Ingenieure zusätzlich beschäftigt." Die Baufachleute könnten Gebäude vorschriftsmäßig auf Gefahren prüfen und seien regelmäßig dafür im Einsatz. Klar ist für Kiefer aber auch: "Bei 50 Schulgebäuden, die zum Teil über 80 Jahre alt sind, treten immer wieder Schäden auf. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Heizungen ausfallen oder sich einzelne Platten von abgehängten Decken lösen. Bisher hat sich aber noch nie eine ganze Decke wie jetzt am Mügelsberg gelöst." Der Sanierungsstau von 20 Millionen Euro sei die "Lücke zwischen dem nach kaufmännischen Regeln zu ermittelnden Bauunterhalt und den tatsächlichen Aufwendungen". Grundsätzlich hätten aber wichtige Dinge wie der Schutz vor Bränden immer Vorrang gehabt. "Im Gegenzug musste dann die Sanierung von Toiletten verschoben werden."
Auf lange Sicht führt auch für Regionalverbandsdirektor Peter Gillo kein Weg an Mehreinnahmen vorbei. "Wie bei den Konjunkturpaketen I und II von 2009 bis 2011 bräuchten wir für fünf Jahre ein dauerhaftes Investitionsprogramm des Bundes und des Landes in vergleichbarer Größenordnung, um den Investitionsstau abzuarbeiten. Leider hat das Land - auch während einer grünen Beteiligung an der Landesregierung - den Kommunen in dieser Hinsicht keinerlei Unterstützung gewährt."