LSVS „Prüfen, ob Förderung angemessen ist“

Saarbrücken/St. Wendel · Eine saarlandweite Service-Seite für Vereine wurde mit Bundesmitteln für das St. Wendeler-Land finanziert. Mit dabei der LSVS. SPD-Landtagsabgeordneter Magnus Jung sieht das kritisch.

 Bis vor Kurzem war der Landessportverband noch als Projektpartner an der zunächst saarlandweiten Vereins-Internetseite beteiligt.

Bis vor Kurzem war der Landessportverband noch als Projektpartner an der zunächst saarlandweiten Vereins-Internetseite beteiligt.

Foto: BeckerBredel

Beim Landessportverband Saar (LSVS) ist Großreinemachen angesagt. Offensichtlich stieß man beim Entrümpeln bereits vor Monaten auch auf das Projekt „Vereinsplatz Saarland“. Das sollte die erste große Vereins-Vernetzungs-Plattform des Bundeslandes werden. Im März 2016 wurde das Projekt aufgesetzt, im April 2017 startete die saarlandweite Service-Internetseite für freiwillig Aktive. Heute existiert diese Plattform schon nicht mehr, heute gibt es nur noch einen „Vereinsplatz St. Wendel“.

108 875 Euro hat das Internet-Abenteuer den Steuerzahler gekostet. Denn der LSVS hat dafür in dieser Höhe Fördergelder bekommen. Keine Toto-Lottomittel, sondern Mittel aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, aus dem Topf „Landaufschwung“.

Kurios. Wie geht das? Über den Landkreis St. Wendel. Der ist eine von 13 Modellregionen in Deutschland, die am bundesweiten „Landaufschwung“-Förderprojekt teilnehmen. Es bringt 1,5 Millionen Euro in den Kreis. Unter der Zielvorgabe „Daseinsvorsorge“ sollte auch die St. Wendeler Vereins-Landschaft profitieren. Plus der LSVS? Der jedenfalls wurde Projektträger für den Landkreis, stellte eine Mitarbeiterin ein. Ob sich der LSVS selbst ins Spiel brachte oder gebeten wurde, ist unklar. Doch der ehemalige Landrat von St. Wendel heißt Franz-Josef Schumann (CDU), er ist zugleich einer der beiden Vize-Präsidenten des LSVS. Schumanns Nachfolger Udo Recktenwald (CDU) erklärt die Kooperation des Sportverbandes mit dem St. Wendeler Kreis mit den „Landaufschwung“-Richtlinien: „Sie schreiben vor, einen Projektpartner zu benennen.“ Doch überraschenderweise ging der LSVS als Partner dem Kreis just dieser Tage wieder verloren, er ist laut Recktenwald zum 30. Juni aus der Sache ausgestiegen, beziehungsweise hat um eine Nichtverlängerung des Vertrages gebeten.

Die zweite Projektphase bis 2019 betreut laut Recktenwald jetzt die Kulturlandschafts-Initiative St. Wendeler Land. Dorthin sei auch die Mitarbeiterin gewechselt, die der LSVS just für den „Vereinsplatz“ eingestellt hatte. Für den St. Wendeler Landrat waren die 108 875 Euro gut angelegtes Geld, der LSVS habe nicht nur eine Internetplattform damit installiert, sondern auch Vor-Ort-Beratung der Vereine im Kreis geleistet. Doch unstrittig war der LSVS zumindest beim Start der Plattform mit St. Wendeler Bundesmitteln auf saarlandweitem Expansionskurs. Für Recktenwald kein Problem. Er sah und sieht dies „nicht so eng“.

Vollste Zufriedenheit signalisiert auch der „Landaufschwung“-Projektmanager Stefan Kunz. Er legt dar, dass der LSVS nicht nur Fördergelder bezogen hat, sondern auch Eigenmittel einsetzen musste, für die Jahre 2016 bis 2018 rund 82 000 Euro. Alle bisher geprüften Abrechnungen und Verwendungsnachweise für die Mittel seien korrekt gewesen: „Die Leute beim LSVS haben ihren Job top gemacht.“

Und machen ihn weiter, allerdings unter dem Label „Kompetenzzentrum Ehrenamt“. Auf seiner Homepage bietet der LSVS Unterstützung in Rechts-, Versicherungs- und Steuerfragen. Nur Mitgliedern und Sportvereinen? Presseberichte belegen, dass dieses Kompetenzzentrum-Engagement vom früheren LSVS-Präsidenten Klaus Meiser (CDU) mal anders, größer gedacht war. Das Kompetenzzentrum sollte allen freiwillig Aktiven offen stehen. Wie man aus Ehrenamts-Kreisen hört, wurde Meiser in seinem Expansionsdrang durch ein Veto der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Pro Ehrenamt in der Staatskanzlei ausgebremst.

 St. Wendels Landrat Udo Recktenwald.

St. Wendels Landrat Udo Recktenwald.

Foto: LK

Ein weiteres Beispiel für „Filzokratie“? So weit geht der SPD-Landtagsabgeordnete Magnus Jung, Ortsvorsteher im Kreis St. Wendel, nicht. Er sagt: „Zu prüfen ist, ob mit den 108 875 Euro wirklich eine angemessene Förderung im Kreis erfolgt ist.“ Oder ob der LSVS nicht auch profitierte? Die LSVS-Geschäftsführerin Karin Becker war bisher zu dieser Angelegenheit für die SZ nicht zu sprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort