Proteststurm gegen Wasserpreis

Völklingen · Ist eine 70-prozentige Erhöhung des Grundpreises moderat? Nein, sagen viele Wasserverbraucher in Völklingen. Vertreter der Stadtwerke erläutern, warum man sich für diesen Schritt entschied.

 Die Miete für einen haushaltsüblichen Wasserzähler steigt bei den Völklinger Stadtwerken zum 1. Januar von 46 auf 78 Euro pro Jahr, plus sieben Prozent Umsatzsteuer, also 83,46 Euro. Archiv-Foto: roi

Die Miete für einen haushaltsüblichen Wasserzähler steigt bei den Völklinger Stadtwerken zum 1. Januar von 46 auf 78 Euro pro Jahr, plus sieben Prozent Umsatzsteuer, also 83,46 Euro. Archiv-Foto: roi

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Heribert Henner, Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen Vertrieb GmbH, hat mit einem Rundschreiben an die Wasser-Kunden einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Henner kündigte hier "eine moderate Erhöhung des Grundpreises" zum 1. Januar an. Dieser steige für einen üblichen Haushaltswasserzähler von derzeit 46 auf 78 Euro pro Jahr zuzüglich sieben Prozent Umsatzsteuer. Die Begründung in Kürze: "Steigende Kosten bei gleichzeitiger Reduzierung der gelieferten Wassermenge."

Beschwerdeführer reagierten hierauf schriftlich und mündlich mit teilweise recht kräftigen Ausdrücken. Und im Kern zeigten sich alle, denen Henners Brief missfiel, einig: Eine Erhöhung von um die 70 Prozent als "moderat" zu bezeichnen, sei völlig fehl am Platze.

Im Zusammenhang mit der Grundpreiserhöhung, bestätigt Jochen Dahm, Geschäftsführer der Stadtwerke Holding auf SZ-Anfrage, sei das Wort "moderat" sicher nicht angebracht gewesen. Doch insgesamt passe es auf den jetzigen Schritt. Der Verbrauchspreis für den Kubikmeter Trinkwasser bleibe nämlich stabil bei 1,95 Euro netto beziehungsweise 2,09 Euro brutto. Insgesamt sei eine Ertragsverbesserung beim Wasser unvermeidlich gewesen. Eine aktuelle Wirtschaftlichkeitsberechnung, durchgeführt nach bundesweiten Vorgaben, habe nämlich ergeben, dass die bisherigen Entgelte für die Nutzung des Wassernetzes nicht kostendeckend seien. Dies bedeute eine Erhöhung der Netzentgelte, die ausgeglichen werden müsse. Die Stadtwerke hätten sich für die Lösung mit der Anhebung des Grundpreises entschieden, um Familien mit Kindern nicht unnötig zu belasten. Zudem sei zu berücksichtigen, dass in vielen Häusern nur eine Wasseruhr eingebaut sei. In einem Mietshaus mit vier Parteien bedeute dies für jeden Haushalt nur acht Euro (netto) mehr pro Jahr. Unter dem Strich, so Jochen Dahm, ergebe die Erhöhung des Grundpreises je nach Verbrauch im jeweiligen Haushalt eine Mehrbelastung von drei bis vier Prozent.

Heribert Henner hat bereits in einem Vermerk für Völklinger Spitzenpolitiker vorgerechnet, dass die Erhöhung des Grundpreises nicht so gravierend sei wie bereits befürchtet. Verbraucher könnten diese bereits durch eine Wassereinsparung von 4,65 Kubikmeter im Jahr auffangen. Laut Henner bedeutet dies zwölf Liter weniger am Tag, entsprechend einer Toilettenspülung, bezogen auf einen aktuellen Wasserpreis (einschließlich Abwassergebühr) von 7,38 Euro pro Kubikmeter. Wobei man wissen muss, dass die Völklinger Kanalgebühr mit 5,29 Euro pro verbrauchten Kubikmeter Frischwassers den Wasserpreis der Stadtwerke (2,09 Euro brutto) weit in den Schatten stellt.

Die Kanalgebühr (2008 noch 3,73 Euro) ist in Völklingen geradezu explodiert. Sie wird übrigens vom Stadtrat festgelegt. Die Begründung lautete ähnlich wie jetzt beim Wasserpreis: erhöhter Instandhaltungsaufwand bei reduzierten Abwasser-Mengen.

Zum Thema:

HintergrundDie Saarbrücker Stadtwerke verlangen ab 1. Januar für den haushaltsüblichen Zähler einen Jahresgrundpreis von 122,04 Euro und für den Kubikmeter Wasser 2,11 Euro. Mit dieser Erhöhung zahlen Saarbrücker 2,9 Prozent mehr fürs Wasser und über 15 Prozent mehr an Zählermiete.Die Gas- und Wasserwerke Bous-Schwalbach berechnen laut ihrer Internetseite für den üblichen Zähler einen Jahresgrundpreis von 120,70 Euro und für den Kubikmeter Wasser 1,44 Euro (Angaben jeweils in brutto). Die Kanalgebühr in Schwalbach beträgt 4,85 Euro pro verbrauchten Kubikmeter Frischwassers (Völklingen: 5,29 Euro). er

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